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Vor vielen Jahren, als die Science-Fiction ihre Wiege, die in einem literarischen Randbezirk mit nicht gerade gutem Ruf stand, verließ und sich aufmachte in die Villengegend der Weltliteratur, betraten die Roboter die Bühne der Wahrnehmung. Eigentlich waren sie sehr geeignet, um Ängste zu verursachen, denn ihre geistigen Väter waren unter anderem das bizarre Wesen, das ein gewisser Victor Frankenstein zusammenbaute, und der Golem.
Dieser Letztere wurde von einem berühmten Rabbiner aus Lehm oder Erde geformt und mittels eines Zauberspruchs zum Leben erweckt. Zwar sind beide berühmte Geschöpfe, nicht aus Metall und haben auch keine leuchtenden Lämpchen auf der Weste – aber sie bedienen einen uralten Traum: das Erschaffen eines Lebewesens. Aber beide – das Ungeheuer Frankensteins sowie der Golem – geraten außer Kontrolle und mutieren zu Bestien. Deshalb waren die ersten Robotergeschichten auch ähnlich – Maschinenwesen, die sich der Herrschaft ihrer Erbauer entziehen.
Der legendäre Film Fritz Langs, in dem eine Roboterfrau erschaffen wird, einzig und allein zu dem Zweck, die Massen zu kontrollieren, zeigt das künstliche Wesen als Werkzeug des Bösen und der Unterdrückung. In vielen Filmen oder Büchern bekämpfen tapfere Menschen mit Todesverachtung Roboter, die Amok laufen. Eine intelligente Maschine in Menschengestalt – das war unheimlich, es war noch nicht weit genug vom Golem und Frankensteins Kreatur entfernt.
Dann allerdings wurde den Blechkameraden ein Imagewechsel verpasst, und zwar von dem russisch-amerikanischen Schriftsteller Isaac Asimov. Eigentlich Wissenschaftler, faszinierte ihn das Genre und er begann zu schreiben. Isaac Asimov wurde zu einem äußerst produktiven Schriftsteller – aber sein größter Verdienst dürften die Robotergesetze sein. Diese drei Gebote galten fortan auch für andere Schriftsteller – Asimov wurde zu einer Art Moses, der die Gesetzestafeln empfängt. Nur, dass er sie selber graviert hatte.
Die drei Robotergesetze lauten folgendermaßen:
1. Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen.
2. Ein Roboter muss den Befehlen eines Menschen gehorchen, es sei denn, solche Befehle stehen im Widerspruch zum ersten Gesetz.
3. Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange dieser Schutz nicht dem ersten oder zweiten Gesetz widerspricht.
Asimov nahm die Roboter ernst – so ernst, dass die emotionslosen Maschinen plötzlich zu überaus sympathischen und zuweilen auch tragischen Wesen wurden. Seine Geschichte "Der 200 Jahre Mann" handelt von einem Roboter, der gerne ein Mensch sein möchte und das durchsetzt – sogar seinen natürlichen Tod vor Gericht erstreitet. Die Geschichte wurde erfolgreich verfilmt. Wenn sich der Plot auch nicht in allen Teilen an die literarische Vorlage hält, so ist der Film doch sehr anrührend.
Ein anderes Robotermärchen handelt von einem Kinderbetreuungsrobot, der seinen kleinen Zögling verlassen muss. Das Mädchen akzeptiert die Trennung von der als Freund empfundenen Maschine nicht und erreicht am Schluss tatsächlich, dass der kleine Roboter wieder nach Hause zu ihm darf. Zu nennen wäre noch die Frau, die sich in ihren Haushaltsroboter verliebt – der, zwar nur auf die Fertigkeiten programmiert, die er braucht, um ein schönes Heim zu schaffen, doch menschlicher wirkt als der karrieresüchtige Gatte der Frau.
Asimovs Roboter sind – obwohl tatsächlich Maschinen – Wesen, die Persönlichkeit besitzen. Auch wenn sie zuweilen vielleicht nur die Menschen widerspiegeln. Fast alle Bücher und Geschichten, die von Robotern handeln, beziehen sich auf die drei Robotergesetze – sie werden im ganzen Science-Fiction-Universum als gültig angesehen.
Wir sind von Robotern umgeben – die Fertigungsmaschinen am Fließband, Baumaschinen und andere hochtechnisierte programmierbare Apparate tun eine Menge Arbeit. Sie sehen nicht aus wie ein Mensch, denn das galt lange Zeit als Spielerei für Wissenschaftler. Nun haben aber japanische Konstrukteure einen Pflegeroboter erschaffen, der tatsächlich wie ein Mensch wirkt: Eine junge Dame soll einfache Dinge wie Medikamente verabreichen oder ähnliche Dienste tun, und Menschen, die an ein Klinikbett gefesselt sind, ziehen ein freundliches Lächeln einem lustigen Blinken wohl jederzeit vor.
Die Zukunft könnte spannend sein, denn dieser Roboter wurde nach dem Bild seiner Erbauer geschaffen. Dass er nur eine Maschine ist, könnte man sehr leicht vergessen – bei diesem Lächeln.
© Textbeitrag zu "Die Blecharmee erobert sich Raum": Winfried Brumma (Pressenet), 2012. Die Abbildung zeigt den humanoiden Roboter Kotaro, Urheber: Manfred Werner – Tsui, Creative Commons-Lizenz.
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