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Vor langer Zeit gab es in Mecklenburg-Vorpommern, wie sonst überall auf der Welt, recht viel armes Volk, das hart um das Überleben kämpfen musste. So erging es auch einem armen Besenbinder, der außer vielen Kindern kaum andere Segnungen empfangen hatte und kaum noch wusste, wie er sein Weib und die Schar der Nachkommen durchbringen sollte.
Als die Frau wiederum guter Hoffnung war, verlor man darüber kaum ein Wort und nahm hin, was nicht zu ändern war. Als nach der üblichen Zeit wieder das Geschrei eines Neugeborenen die kärgliche Hütte erfüllte, nahm der Vater die abgetragene Mütze vom Haken und ging, um einen Taufpaten für sein Kind zu laden, obwohl er außer mit Brot und dünnem Bier kaum etwas zur Feierlichkeit aufwarten konnte, und beim Pfarrer hoch in der Schuld stand. Dass dieser die Taufe trotzdem vollziehen wollte, geschah wohl aus reiner Christlichkeit, konnte der Besenbinder doch die Gebühr nicht zur Gänze aufbringen.
Zudem musste ein Gevatter gegenwärtig sein bei dem Sakrament – und da es niemanden gab im Ort, der Pate stehen wollte beim Ärmsten der Gegend, zog der Vater los, um vielleicht einen Fremden zu finden, der für Gotteslohn und einen ehrlichen Dank Gevatter sein wollte.
Er war noch nicht sehr lange auf der Landstraße entlanggelaufen, als ihm ein Herr begegnete, der ihm freundlich zulächelte und huldvoll heranwinkte. Ganz in helles Tuch gekleidet, und wie von einem zarten Schein umgeben, zeigte der Mann sich äußerst freundlich und fing sogleich an zu sprechen. Er nannte den erstaunten Besenbinder beim Namen und fragte nach dessen Befinden, was den Mann recht eigentümlich berührte.
Ihm war eigenartig zumute da auf der Straße, als träume er. Aber doch wollte er den freundlichen Mann gerne bitten, ihm aus der Not zu helfen und suchte nach Worten, doch da kam dieser ihm zuvor. Er sei Gott und kenne die Not, die den Mann auf die Landstraße geführt habe. Und um dessen Pflichteifer zu belohnen, wolle er selber Gevatter sein. Da sperrte der Besenbinder die Augen auf und sah sprachlos in das schöne und gütige Antlitz Gottes. Dann aber trat er einen Schritt zurück und sagte, einen solchen Paten wolle er nicht für sein Kind ...
* * * Ende der Leseprobe aus unserem Buch * * *
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© Textbeitrag zur Sage "Der gebetene Tod": Winfried Brumma (Pressenet), 2009. Bildnachweis: Friedhof in der Nacht, CC0 (Public Domain Lizenz).
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