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Am Ufer des Bodensees, bei Buchhorn, lebte vor vielen hundert Jahren der Herr von Linzgau, Graf Ulrich, vom dem folgendes erzählt wird.
Der Graf war mit der schönen Wendelgard vermählt, die ihm sehr teuer und lieb war und bei allen ob ihrer Wohlgestalt und ihres guten Herzens bewundert wurde.
Die Eheleute lebten glücklich und zufrieden und würden es wohl noch lange getan haben, wäre nicht Krieg ausgebrochen. Die Ungarn waren in das Reich eingefallen und verheerten das Land. Da half nun nichts, der Graf musste sich von seiner Wendelgard verabschieden und in den Krieg ziehen, wenn auch mit blutendem Herzen.
Wie alle zurückgelassenen Frauen in Kriegszeiten suchte Frau Wendelgard ihre Sehnsucht und ihre heiße Angst um den geliebten Mann durch Arbeit und Gebete zu bändigen, doch waren ihre Nächte, da sie ihre Gedanken schweifen lassen konnte, von Herzensqualen und schlimmen Träumen beherrscht.
Tagsüber suchten ihre Augen, sobald sie ein wenig Zeit für sich fand, von ihrem Fenster aus den Weg zur Burg ab, ob vielleicht ein Bote käme, der ihr Kunde von ihrem Mann brachte. Fand sich ein solcher ein, war es wie ein Feiertag für die Gräfin und der glückliche Überbringer wurde behandelt wie ein Edler, der zu Besuch weilte. Oft geschah dies nicht, aber die Liebe Wendelgards wurde deshalb nicht geringer und die wenigen Zeilen trug sie wie Kleinodien bei sich.
Doch aus Tagen wurden Wochen, aus Wochen Monate, und die Botschaften seltener. Dann blieben sie ganz aus, und Wendelgard ging wie betäubt umher, stundenlang stand sie an der Brüstung und starrte auf das Land hinunter, suchte mit flehenden Augen den Horizont ab und sandte Gebet um Gebet zum Himmel. Doch es kam kein Zeichen, keine Botschaft.
Viele kehrten heim, auch solche, die den Grafen gekannt hatten, aber niemand konnte ihr etwas über seinen Verbleib oder seinen Tod sagen. So lebte die Gräfin in quälender Ungewissheit lange Zeit, bis sie letztendlich der Stimme der Vernunft Gehör schenkte und den Tod des geliebten Gatten als Tatsache anzunehmen begann. ...
Als sich nun Wendelgard mit ihrer Witwenschaft abgefunden hatte, begab sie sich in das Nonnenkloster St. Gallen, um sich dort in die Reihen der Frauen einzufügen, die ihr Leben Christus geweiht hatten. Eine andere Heirat kam für sie nicht in Betracht, ihren Ulrich konnte kein anderer Mann aus ihrem Herzen vertreiben ...
* * * Ende der Leseprobe aus unserem Buch * * *
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© Textbeitrag "Die Sage vom Grafen Ulrich und seiner Gemahlin Wendelgard": Winfried Brumma (Pressenet), 2009. Bildnachweis: Felsen im Wasser, CC0 (Public Domain Lizenz).
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