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(Jan. 2013) Ich denk noch, das ist Comedy. Ich lach noch, weil ich das mit der Kehrwoche kenne und weiß, dass man "Wecken" oder "Weck" auch sonst wo in der Republik sagt.
Ich denk noch, das ist Comedy der eher gassenhauerischen Art, weil ich ja diese Lokalitätskämpfchen kenne. Die Buben vom Oberdorf verhauen die Buben vom Unterdorf, weil die ja schließlich Unterdörfler bzw. Oberdörfler sind. Kennt man ja alles aus dem vorigen Jahrhundert, als es noch so was wie "Buben" gab. Darunter verstand man Jungs, die in kurzen Hosen Dorfstraßen unsicher machten. Heute sind die Buben durch Jungs in zu großen Hosen ersetzt, die entweder Großstadtviertel oder das Internet unsicher machen.
Dann krieg ich mit: der Thierse meint das ernst. Der redet von Integration und Sprache. Kenn ich auch alles: die Ausländer, die sollen ja nun gefälligst Deutsch lernen. Weil sie hier in Deutschland sind. Die wundern sich zwar manchmal, weil es nicht mehr so viele Deutsche gibt, die diese Sprache gut beherrschen. Schließlich vergisst der eine oder andere ja auch die Grammatik, sobald er es mit einem Ausländer zu tun hat. Ist eine alte Geschichte und bringt keinen mehr zum Lachen. Deutsch sollen die halt lernen und sich richtig anziehen, keine Burka oder Kopftücher sollen sie tragen, weil: sie sind ja hier in Deutschland. Alles klar soweit. Und außerdem sollen sie sowieso da bleiben, wo sie hingehören. Das ist allerdings der Teil, den man nicht unbedingt laut sagt. Lieber redet man von Schleiern und solchen Sachen. Alles ganz langweiliger Kram, mit ganz langem Bart – die Deutschen sind halt lieber für sich, jedenfalls viele davon.
Dann seh ich: der Thierse meint keine Araber, Türken, Russlanddeutsche oder sonst Leute, die anderswo geboren sind. Der Thierse meint Deutsche. Und erhebt die Hauptstadt des Landes, also Berlin, zum Nonplusultra des Deutschtums. Alles, was aus einem anderen Bundesland kommt, hat sich gefälligst anzupassen. Und das geht vor allem gegen Schwaben – nicht etwa gegen Rheinländer, Saarländer, Westfalen, Friesen oder andere Deutsche, von denen es nur so wimmelt in Berlin ... nein, vor allem die Schwaben gefährden das Brauchtum und die Sprache der Hauptstadt. Ich denk noch, das MUSS doch Comedy sein, denn das kann doch keiner ernst meinen. Wenn man sich auch noch vorstellen muss, dass der gemeine Schwäbische Weck die Berliner Schrippe verdrängen könnte ...
Die Diskussionen und Debatten über Ausländerfeindlichkeit laufen heiß und heißer, man streitet sich über Parteiverbote und alle möchten am liebsten das vergangene Jahrhundert vergessen – da kommt dann einer mit so was. Mit Territorial-Elitarismus vom Feinsten. Na ja – vielleicht hat ihn, als er noch ein Bube war, ein zugereister schwäbischer Mitschüler kräftig verhauen oder nicht abschreiben lassen. Kann ja sein – an so was krankt man lange, wenn man sensibel ist. Vielleicht hat auch jemand zu oft gesagt: "Solange du deine Füße unter MEINEM Tisch ausstreckst, richtest du dich nach meinen Regeln." Das kann ja auch traumatisch wirken.
Oder aber – Herr Thierse glaubt, dass es da einen Unterschied gibt zwischen ihm und solchen, die gerne so Kreuzerl mit Füßli dran an Wände sprühen. Ich sags mal so, dass er es versteht: Da jibt et keenen.
Eins ist sicher: Pressenet unterstützt auch Schwäbisch.
© "Brötchen, Weckle oder Schrippen?": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2013.
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