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Vom Inneren Kind wird viel gesprochen – davon, wie man damit umgehen sollte und wieso dieses unerwachsene "Alter Ego" für uns so wichtig ist. Unser Unterbewusstsein kennt keinen linearen Zeitablauf und speichert alles, was uns im Leben widerfährt.
Die stärksten Eindrücke empfangen wir wohl als Kinder – und ganz gleich, wie diese sich nun auswirken ... sie bleiben uns. Das erklärt, wieso gewisse Düfte oder auch Farben unser Gefühl ansprechen, denn sie sind mit Gefühlen gekoppelt. Das Innere Kind erinnert sich an jede Minute der Geborgenheit und des Wohlbefindens, aber eben auch an Angst und Furcht. Was immer in der Kindheit vorrangig prägend war, wird irgendwo aufbewahrt und kommt hier und da zum Vorschein.
Erwachsene Menschen, die Spaß an jeder Art Spiel oder am Sammeln haben – das Sammeln aus Freude ist hier gemeint – richten dem kleinen seelischen Abbild ihrer selbst ein Spielzimmer ein und nehmen somit diesen Teil ihres Wesens an. Wer immer dafür sorgt, dass er sich geborgen und wohl fühlt in dieser besonderen losgelassenen Weise, pflegt das Innere Kind.
Wenn man sich also mit einem spannenden Buch und etwas Gutem zum Naschen in den Sessel kuschelt und die Welt für einige Zeit außen vor lässt, rollt sich immer auch ein rundum zufriedenes kleines Ich mit in die Sofadecke und ist mit allem im Einklang. Das muss so sein, denn es ist ein Teil unseres Selbst und wahrscheinlich für das elementare Wohlbefinden zuständig. Umgekehrt ist es aber auch dieses Kind, das nicht rational denkt und bei Dunkelheit oder Schatten Furcht empfindet, panisch reagiert und in gewisser Weise nicht ansprechbar ist. Und wahrscheinlich taucht es genau dann auf, wenn es so gar nicht angebracht ist.
Jeder kennt diese Situation: es ist zum Streit gekommen und irgendwann stampft jemand mit dem Fuß auf oder wirft mit Gegenständen. Und prompt reagiert der oder die andere mit Sprüchen wie "Hör auf, dich so kindisch zu benehmen" oder "Du führst dich auf wie ein kleines Kind". Und genau das passiert just in diesem Moment. Der Erwachsene, mit sozialen Regeln vertraute und vor allem auch fair handelnde Mensch, hat sich zurückgezogen und das Kommando einem wütenden Kind übergeben, und nun das tut, was Kinder meist tun, wenn sie sich überfordert fühlen – sie trotzen und reagieren unlogisch, weil sie mit gewissen Dingen noch nicht vertraut sind.
Kleine Kinder denken noch nicht "um die Ecke" so wie wir Erwachsenen. Es ist wie im Kindergarten ... jemand schubst, es wird sofort zurückgeschubst oder aber lauthals gebrüllt. Ein anderer hat ein Spielzeug genommen, das man selber ins Auge gefasst hat, oder jemand wird scheinbar bevorzugt. Jeder kennt den Kollegen, der richtiggehend fies werden kann, wenn ein anderer eine Auszeichnung bekommt oder auch nur einen neuen Schreibtischstuhl. Das hämische Grinsen oder hochbefriedigte Tuscheln, sobald jemand einen Rüffel bekommen hat ... kennen wir das nicht aus den Kindertagen?
Einer ist der Depp des Tages und die ganze Klasse fällt in gewisser Weise über ihn her. Oder jemand ist der Star der Truppe und wird diesem Status entsprechend beschleimt ... das sind eigentlich Verhaltensweisen, die nicht in die Erwachsenenwelt gehören, oder es zumindest nicht sollten. In jedem Büro, jeder Fabrikationshalle oder sonst einem Arbeitsplatz kann man ohne weiteres die gleichen Verhaltensweisen finden wie vor vielen Jahren im Kindergarten oder auf dem Schulhof der Grundschule. Genau wie "richtige" Kinder, die unglaublich lieb und kuschelig, aber auch regelrechte kleine Monster sein können, agiert nun einmal das Kind in uns.
Es ist zwar sehr zu begrüßen, dass dieser wichtige Teil von uns endlich erkannt und akzeptiert wird, aber tatsächlich sollte man – so sonderbar es klingt – auch hin und wieder in der Lage sein, dieses Kind in sein Zimmer zu schicken ... nämlich genau dann, wenn es "draußen" nichts verloren hat. Es gibt nun einmal Zeiten, in denen der eher rational denkende und reifere Mensch mit Erfahrung die Oberhand haben sollte.
Zornige Kinder haben am Arbeitsplatz nichts zu suchen und sollten vor allem nicht mit der Aufgabe betraut werden, die komplizierten sozialen Regeln umzuschreiben. Jedes Mal nämlich, wenn jemand nach einem Streit wieder einmal zerknirscht ein Gelübde ablegt, sich beim nächsten Mal vernünftiger verhalten zu wollen oder Schläge unter die Gürtellinie zu vermeiden – dann hat er das Kommando diesem Kind überlassen. Dem Kind nämlich, das wir zwar hegen und pflegen sollten und durchaus auf seine Bedürfnisse eingehen, aber dennoch wissen sollten, das nicht immer die Zeit dafür ist, die Welt mit Kinderaugen zu sehen.
Wir haben als Erwachsene Wissen angehäuft und ebenso viel Erfahrung, das alles sollte es uns möglich machen, in Stress-Situationen sozial akzeptabel zu agieren. Kinder können das nicht unbedingt – sie reagieren mit Trotz oder mit Schmerz, aber auf jeden Fall selten kompatibel, wenn ihnen etwas "gegen den Strich" geht. Also ab und zu dem Kleinen den Teddy in die Hand drücken und ins Bett schicken. Sonst heißt es wieder öfter: "Haben Sie gesehen, wie der Müller gestern wieder den Trotzkopf gegeben hat?" Aber vielleicht kann man das ja wieder kleben.
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© "Kindererziehung leicht gemacht: Unser Inneres Kind": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2010. Foto des Kindes mit Holzreifen, Quelle: Andreas Praefcke
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