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Gerade wurde das neue Jahr eingeläutet – also vor wenigen Tagen – und die traditionell gefassten guten Vorsätze rutschen in irgendeine Schublade der internen Datenbank. Viele Menschen, die das Rauchen eigentlich aufgeben wollten, werden nur noch durch ein nebulöses Unbehagen beim Öffnen der Zigarettenschachtel befallen. Das Gleiche gilt für diejenigen, die den stark zuckerhaltigen Verführungen künftig standhalten wollten, nur befällt sie der kühle Hauch des schlechten Gewissens beim Öffnen einer Tüte mit hochbrisantem Inhalt, was das Hüftgold betrifft.
Im Prinzip verhält es sich nicht anders als beim Bleigießen: niemand regt sich auf, und niemand glaubt wirklich daran. Ein wenig der eigentlich angestrebten Stärke zeigt sich dann bei den Frotzeleien der Freunde oder Verwandten, wenn man seine Vorsätze laut verkündet hat – aber auch das hört ziemlich schnell auf – vor allem, wenn man damit kontern kann, dass Papi sich ja im neuen Jahr mehr Bewegung verschaffen wollte, aber ernsthafte Probleme damit hat, sich in das "Sauwetter da draußen" zu begeben, um eine Runde spazieren zu gehen.
Viele fragen sich ernsthaft, wieso es eigentlich nie so recht etwas wird mit den guten Vorsätzen. Die Antwort darauf kann nur lauten: Weil es niemand wirklich ernst meint. Papa weiß zum Beispiel sehr gut, dass er sich nichts Gutes antut, wenn er sich so wenig wie möglich bewegt – ebenso wie die Freundin mit dem Hang zum Schlemmen. Beide schauen ein wenig angestrengt auf den Trend, welcher ins Fitness Studio oder zum Nordic Walking treibt, ebenso wie zum gesunden Essen. Es ist etwas, das eigentlich sein müsste – aber verinnerlicht hat man es nun nicht gerade.
Papa will nicht wirklich eine Stunde täglich in den nahen Park gehen – erstens einmal arbeitet er, und wenn er Feierabend hat, laufen seine bevorzugten Sendungen im Fernsehen. Die Freundin hat auch nicht wirklich Lust auf Gemüse, Obst und Vollkornprodukte. Sie weiß zwar, dass man schlank sein sollte, aber auch sie bezieht diesen Trend nur gewohnheitsmäßig auf sich selber. Eigentlich weiß sie, dass ihre Figur wahrscheinlich niemals dem genügen wird, was man so in Katalogen mit knapp geschnittenen und stylishen Klamotten sieht.
Beide nun haben von ihren Vorsätzen nichts als ein ziemlich schlechtes Gewissen ... und bekämpfen es mit Ablenkungen und Trösterchen: Fernsehserien von der Couch aus und jede Menge leckerer kleiner Köstlichkeiten. Was die Raucher betrifft – es ist keine Erfindung, dass diese bei jedwedem Angriff auf ihre Sucht die Angst mit einer Zigarette bekämpfen. Das Anzünden einer solchen kleinen Zeitbombe in Sachen Krebs legt sogar einen Weichzeichner über das Foto einer Raucherlunge. Der Hektiker, der eigentlich damit aufhören wollte, raucht höchstwahrscheinlich mehr als sonst, solange er sich an seinen Vorsatz erinnert.
Diese Beispiele gelten für alles, was man sich so vornehmen kann: Mehr an die frische Luft gehen, den Kaffee reduzieren, das Schlafzimmer renovieren und was sonst kurz nach dem Aussprechen in Vergessenheit gerät. Die Lösung ist einfach: Man weiß oder denkt, dass man sollte – und will es nicht. Und da hilft nichts – nicht einmal Akupunktur oder ein Trimmrad im Keller.
Die nächste Frage könnte lauten: Wie bringt man sich dazu, dass man es tatsächlich will? Die Antwort ist nicht ganz so einfach, aber es läuft letztendlich auf das Auseinandersetzen hinaus. Hinterfragen Sie Ihre Angewohnheit oder auch Sucht. Machen Sie sich den Vorgang bis in das Kleinste bewusst – dann gibt es nur zwei Möglichkeiten:
a.) Der innere Schweinehund zuckt die Achseln und wendet sich "wichtigeren" Dingen zu (neue Couch, der nächste Zigarettenautomat oder wo die Pralinen abgeblieben sind), oder
b.) man kann die Mechanismen erkennen, die zum unerwünschten bzw. ungesunden Verhalten führen.
Im letzten Fall kann die Konsequenz das wirkliche und ehrliche wollen sein. Wenn es dann soweit ist, braucht man keinen hinderlichen Vorsatz mehr, sondern nur ein innerliches Aufrichten und ein klares "Ja".
Von da an kann ein neues Leben beginnen – nicht nur ab dem ersten Januar, sondern auch mitten im Jahr – jederzeit, wenn man es möchte.
© "Nur ab dem 1. Januar konsequent sein?": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2010. Illustration: Thomas Alwin Müller, littleART.
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