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Melina sitzt seit Kindertagen im Rollstuhl. Sie lebt ein, für ihre Verhältnisse, recht normales Studentenleben in Minnesota, bis der Angriff eines Vampirs sie aus der Bahn wirft. Nicht nur, dass es ungeahnte Mächte im Verborgenen gibt – die Anderswelt –, sie ist Teil dieser versteckten Gesellschaft und in ihr schlummert ... etwas.
Zusammen mit ihrem alten Kater Jules und neuen Freunden macht sie sich auf die Suche nach Antworten und entdeckt viel mehr, als sie erwartet hatte.
Der Urban-Fantasy-Roman "Die zweite Seele" soll der Auftakt zu einer Serie sein, die sich "Seelen aus der Anderswelt" nennt. Ein Muss für jeden, der Storys mit Vampiren oder Werwölfen liebt.
Unser Buchtipp: Der Urban-Fantasy-Roman "Die zweite Seele" wurde im März 2020 via BoD veröffentlicht. Die broschierte Buchausgabe umfasst 292 Seiten. Den Roman von Francis Bergen gibt es auch als E-Book im Online-Buchhandel.
Über dem Eingang zu der Disco hing ein grelles Neonschild. "Moon". Sie hatte bereits von dem Laden gehört, sein Ruf war nicht der beste.
Ein breitschultriger Kerl in Lederjacke vor dem Eingang rauchte gelangweilt eine Zigarette. Als er Melina in ihrem Rollstuhl sah, musterte er sie misstrauisch.
"Ausweis."
Melina wurde kurz bleich. Mit zwanzig Jahren kam man vermutlich nicht in den Club.
"Ähh ..."
"Zeig mir deinen Ausweis oder Führerschein oder so."
"Führerschein?", fauchte Melina.
"Öhm." Schockiert sah der Türsteher auf ihre Beine.
"Führerschein!", schnauzte sie, übertrieb, spielte.
"Sorry, ich wollte nicht ..." Mit eingezogenen Schultern öffnete der Mann die Tür und sah sich hektisch um, ob jemand etwas mitbekommen hatte. "Viel Spaß."
Melina grinste, als sie in die laute Dunkelheit rollte.
Unbekannte Klänge von irgendeinem Metal-Song dröhnten ihr entgegen, der Text wurde mehr geschrien als gesungen, und die Musik tat Melina in den Ohren weh. Sie rollte an einer leeren Tanzfläche vorbei, an deren Rand ein halbes Dutzend junger Männer gelangweilt auf etwas zu warten schienen. Vereinzelt saßen Frauen und Männer in Sitzecken, billiges Bier wurde in billige Becher gegossen, die auf billigen Tischen standen, und dort, wo es nicht nach Zigaretten und Alkohol stank, roch es verdächtig süßlich.
"Melina!", schrie jemand, kaum den Lärm aus den Lautsprechern übertönend. Jonathan kam auf sie zu. Er trug Hemd und Krawatte. Abgesehen von Jackett und Mantel sah er genauso aus wie noch vor ein paar Stunden, kein typisches Club-Outfit. Mit Schwung fiel er Melina um den Hals und drückte sie.
"Ich bin hocherfreut, dass du gekommen bist! Und so bald schon", brüllte er sie an. "Komm mit, Tim ist auch da."
Für einen Moment war Melina perplex wegen der unerwarteten Vertrautheit, die in Jonathans Berührung lag, doch auf eine seltsame Art war der Fremde ihr angenehm nah und es fühlte sich richtig an. Sie stammten aus der gleichen Welt, wie es schien.
Jonathan führte sie zu einem kleinen Separee, in dem sich Tim auf der Bank breitgemacht hatte. Ohne die gepolsterte Jacke ließ sein rundlicher Bauch ihn noch etwas dicker erscheinen. Er trug nur ein T-Shirt und Jeans. Obwohl die Disco beheizt war, wurde Melina bei dem Anblick kalt. Anstalten, aufzustehen, machte er nicht, stattdessen grinste er sie nur freundlich an und hob kurz die Hand. Melina hatte den Eindruck, er fühlte sich hier richtig wohl.
Sie schaute zu Jonathan hoch, überlegte kurz, zu rufen, entschied sich dann aber dafür, ihn herunter zu winken, sodass sie halbwegs normal sprechen konnte.
"Gibt es hier ... irgendwo einen ruhigeren Ort? Wo man sich unterhalten kann?"
Jonathan nickte, antwortete aber nicht. Stattdessen versuchte er, den Rollstuhl in Bewegung zu setzen. Offenbar war er überrascht vom Gewicht und gab Melina nur einen kleinen Schubs. Er winkte Tim hinzu, aber Melina übernahm lieber selbst das Steuer und schaute Jonathan mit überlegenem Lächeln an. Auch Tims Mimik ließ ein Lachen vermuten, obwohl Melina nur gebrüllten Songtext hörte. Leicht betreten zeigte Jonathan den Weg und ging dann vor.
Die Gänge der Disco waren angenehm breit, es war verhältnismäßig leer und Melina hatte keine Schwierigkeiten, Jonathan zu folgen. Als sie den Tanzraum verließen, stellte sich ihr jedoch eine kleine, halbhohe Stufe in den Weg.
"Dämliche, nutzlose Konstruktion." Wegen des Lärms um sie herum machte sich Melina nicht die Mühe, zu flüstern. Hinter der Stufe ging es flach weiter. Jonathan bemerkte nicht einmal, dass hier ein Hindernis im Weg war, doch Tim folgte ihr. Er packte beherzt an die Handgriffe, Melina aber wies ihn mit einer Geste zurück.
"Dämliche, mich unterschätzende Läufer", fluchte sie erneut, wendete den Rollstuhl vor der Stufe und bugsierte ihn direkt vor die Hürde. Mit einem kräftigen Ruck zog sie den Rollstuhl den Vorsprung hinauf. Es kostete Kraft, aber jahrelange Übung und kräftigendes Basketballtraining standen dem entgegen. Tim nickte anerkennend. ...
Francis Bergen, Mathematiker und Autor aus Oberhausen, bezieht seine kreative Energie aus seiner unstillbaren Neugier. Seit seiner Jugend (*1984) schreibt er Kurzgeschichten und Gedichte aus einem breiten Genrespektrum, wandte sich allerdings erst 2014 längeren Werken zu. Sein erster Fantasyroman "Der steinige Weg Freiheit" erschien im August 2017, sein zweites Buch "Die zweite Seele" im März 2020.
Seine Kurzgeschichten, die in verschiedenen Anthologien erschienen sind, kann man auf seiner Webseite lesen, auf der Francis Bergen auch über seine Arbeit berichtet.
© Für die Leseprobe zum Buchtipp "Die zweite Seele" danken wir dem Autor Francis Bergen sehr herzlich, 04/2020.
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