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"Natural Red 4: Ich vergesse nie" ist das erste gemeinsame Buch des dynamischen Duos Nicolai Tegeler und Valeska Réon. Nicolai Tegeler ist ein vielseitig talentierter Schauspieler, Drehbuchautor, Produzent und Hörbuchsprecher mit einer besonderen Gabe für dramatische Inszenierungen. Valeska Réons literarisches Schaffen umfasst eine breite Palette von Genres, darunter Ratgeber, Krimis und Historienromane.
Ein grausames Geheimnis verbirgt sich in den Schatten der historischen Gassen von Maastricht. Eine Mordserie erschüttert die Stadt, beginnend mit einem schockierenden Fund: Der Sohn des Bürgermeisters hängt tot an ein Kreuz genagelt vor der Servatiusbasilika. Kurz darauf ein weiterer Mord – der Museumsdirektor, brutal erschlagen auf dem zugefrorenen Hafenbecken. Die Inszenierungen der Tatorte erinnern an die biblischen Plagen auf den Bildern des mysteriösen Malers Rui de Lombarde, dessen Spur sich vor sechzehn Jahren im Nichts verlor.
Kommissar Stijn van der Rijns und sein Kollege Henk Peeters stehen vor einem Rätsel. Unterstützt von der scharfsinnigen Kunsthistorikerin Tessa van Eertvelt tauchen sie tief in die dunklen Abgründe der Kunstwelt ein. Doch der raffinierte Serienkiller ist ihnen immer einen Schritt voraus. Ein makabres Katz-und-Maus-Spiel beginnt, das die Ermittler an ihre Grenzen treibt.
Der "Bibelkiller" will nicht nur morden – er will die Sünden der Vergangenheit in dramatischen Inszenierungen ans Licht bringen.
Wie andernorts in Rezensionen zu lesen ist, ist "Natural Red 4" eine ausgezeichnet ausgearbeitete Story mit sehr gut beschriebenen Charakteren, die in eine extrem spannende Geschichte eingebunden sind.
Unsere Leseempfehlung: (Werbung) Der Kriminalroman "Natural Red 4: Ich vergesse nie" umfasst als Taschenbuch rund 270 Seiten und wurde Anfang September 2024 im pinguletta verlag unter der ISBN 978-3948063511 veröffentlicht. Das Buch des Autoren-Duos Nicolai Tegeler und Valeska Réon ist auch als E-Book im Handel erhältlich.
"Natural Red 4" ist der erste Teil einer geplanten Trilogie. Wer auf dem Laufenden sein möchte, (Werbelink) ruft gelegentlich den Link zur Buchserie auf.
Sie kamen im Morgengrauen. Lautlos, da die Schritte ihrer schwarz glänzenden Stiefel vom Schnee verschluckt wurden. In den späten Abendstunden hatte es angefangen zu schneien, was der Landschaft einen unschuldigen Anstrich verlieh. Ein trügerischer Anschein, und als sie sich dem Haus näherten, knackte das Eis darunter; dort, wo Rebecca gestern einen Eimer mit Putzwasser ausgeschüttet hatte, das über Nacht gefroren war.
"Da sind sie", sagte Aaron mit tonloser Stimme und nahm seine Frau in den Arm.
"Gut, dass wir unsere Kleine bei meiner Schwester in Malmö gelassen haben." Rebeccas Stimme drohte zu versagen. "Wir hätten auch dortbleiben sollen", flüsterte sie.
Aaron nickte stumm und ließ die letzten Jahre Revue passieren. Im November 1940 waren die ersten antijüdischen Gesetze und Verordnungen erlassen worden, doch durch den für Deutschland ungünstigen Kriegsverlauf hatte man gehofft, dass der Spuk bald beendet sein würde. Rebecca hatte jedoch darauf gedrängt, ihre einzige Tochter, die erst wenige Monate alt war, außer Landes zu schaffen. Sie waren noch einmal kurz nach Maastricht zurückgekehrt, damit Aaron die Schließung seines Juwelierladens abwickeln konnte, sein Nachbar Martijn Weeber, dessen Pfandverleih direkt gegenüber lag, hatte ihm einen guten Preis für das Haus und die restliche Ware angeboten. "Du weißt doch, Aaron", hatte Martijn gesagt und ihm dabei jovial auf die Schulter geklopft, "in diesen schweren Zeiten müssen Freunde zusammenhalten."
Danach wollten sie zurück nach Malmö, um sich dort ein neues Leben aufzubauen.
"Los, ihr elendes Judenvolk", riss die Stimme eines deutschen Soldaten Aaron aus seinen Gedanken, "raus mit euch!" Er packte Rebecca, die nur eine dünne Jacke trug, am Arm und zerrte sie hinaus in die Kälte.
"Wohin bringen Sie uns?", fragte Aaron, der es auf die Schnelle noch geschafft hatte, sich den Koffer zu schnappen, den sie für ihre Reise bereits gepackt hatten.
Ein Tag nur, ein verdammter weiterer Tag, dann wären wir weg gewesen.
"Na, das wisst ihr doch, ins Durchgangslager Westerbork."
Aaron hatte schon davon gehört, wusste aber nicht einzuordnen, was genau dort geschehen würde. Und als er hochschaute, sah er auf der anderen Straßenseite Martijn stehen. Hatte er ihn und Rebecca an die Nazis verraten? An seiner Mimik konnte man nichts ablesen, aber der Blick, mit dem er Aaron fast durchbohrte, sprach Bände.
In Westerbork blieben sie jedoch nur für kurze Zeit. An einem Dienstagmorgen wurden sie und Hunderte Mitgefangene in einen Zug eingepfercht wie Vieh. Über Assen, Groningen und Nieuweschans ging es quer durch Deutschland. Nach und nach dämmerte es ihm, dass etwas viel Schlimmeres mit ihnen geplant war. Die Fahrt dauerte drei Tage, ohne Essen, zu trinken gab es nur wenig.
Endlich hielt der Zug und sie wurden alle wieder herausgetrieben.
Hier war es noch kälter als in Holland, ein eisiger Wind wehte ihnen entgegen, so schneidend, dass das Atmen wehtat.
Der Hauch des Todes, ging es Aaron durch den Sinn. Nervös huschte sein Blick über den Bahnsteig, und als er auf einem Schild den Namen "Auschwitz" las, wusste er: Diesen Ort würden er und Rebecca nicht mehr lebend verlassen ...
Der Himmel über Maastricht war aschgrau, was dem ohnehin schon unerfreulichen Anlass etwas Unheimliches verlieh. Hauptkommissar Stijn van der Rilns bahnte sich seinen Weg durch die Reihen von Schaulustigen, die unbedingt sehen wollten, was sich an diesem trüben Sonntagmorgen vor dem Westwerk der altehrwürdigen Servatiusbasilika abspielte.
"Schafft die Leute vom Tatort weg", wies er die beiden Polizisten an, die kaum Herr der Lage wurden.
Was haben in aller Herrgottsfrühe schon so viele Menschen hier zu suchen?, fragte er sich. Dann entdeckte er seinen Kollegen Henk Peeters, der wie immer die Ruhe selbst war.
Stijn staunte nicht zum ersten Mal darüber, wie sehr der junge Mann in seiner eigenen Welt zu leben schien und sich durch nichts beeindrucken ließ.
Stijn winkte Pim Janssen zu, der Chef der Gerichtsmedizin, der sich heute ausnahmsweise unter die Leute von der Spurensicherung gemischt hatte. Das hatte er bislang erst einmal erlebt, als vor einigen Wochen der Oberbürgermeister Wim Houwer tot aus der Maas gefischt worden war. In diesem Moment wurde Stijn klar, dass der Fall höchste Priorität und wahrscheinlich der Polizeipräsident persönlich seine Finger im Spiel hatte.
Pims kastanienbrünette Assistentin Mia de Jong folgte ihrem Chef auf den Fuß. Die attraktive Endzwanzigerin und der fast sechzigjährige Pim waren das perfekte Team. Beide wortkarg, beide ledig oder besser gesagt mit ihrem Job verheiratet – Stijn wusste, dass sie eine Nachtschicht einlegen würden, um die Todesursache schnellstmöglich zu klären. Für einen kurzen Moment flackerte das Bild vor Stijns innerem Auge auf, als er Pim und Mia einmal im Leichenschauhaus erwischt hatte, beide nackt, sie auf dem Untersuchungstisch, er mit einem Schraubenzieher an ihren intimsten Stellen zugange. "Wir stellen hier unseren aktuellen Fall nach", hatte Pim ihm stotternd und mit hochrotem Kopf erzählt. "Diesmal muss ich mich ganz besonders gut hineindenken."
Stijn wischte den Gedanken daran beiseite und nickte Henk zu, dann traten sie zusammen mit Pim und Mia näher an den Leichnam heran.
Sie hatten schon viel gesehen, aber was sich ihnen hier bot, erinnerte an einen Horrorfilm. Stijn dachte kurz an "Im Blutrausch des Satans", den er vor einigen Wochen in einer Mitternachtsvorstellung gesehen hatte.
Doch im Gegensatz dazu war dies hier keine Kinofiktion mit Kunstblut, sondern bittere Realität inmitten ihrer Stadt.
In einer Halterung im Kopfsteinpflaster, wo zu Ostern und Weihnachten die Kirchenflaggen gehisst wurden, stand ein Holzkreuz, auf das ein nackter Mann genagelt worden war, sein Körper über und über mit Messerstichen verunstaltet, aus denen immer noch das Blut tropfte.
An den Genitalien hatte der Täter sich besonders ausgetobt, viel mehr als eine klaffende Wunde war nicht davon übrig geblieben. Stijn wollte sich gar nicht vorstellen, welche Schmerzen er vor seinem Tod hatte erleiden müssen. Kurz ging ihm die Frage durch den Kopf, ob vor dem mittelalterlichen Mauerwerk der Basilika seit den Hexenverbrennungen je etwas so Schreckliches geschehen war wie das heute. Seinerzeit hatten vor dem Westwerk die Scheiterhaufen gebrannt, jetzt wurde die Szenerie von Kerzen erleuchtet. Opferlichter, wie man sie in Kirchen benutzt, standen rings um das Kreuz auf dem Boden und flackerten im eiskalten Wind, der einige von ihnen dabei auslöschte.
Wie sterbende Seelen, dachte Stijn.
Passend dazu lag ein toter Fisch neben einer der erloschenen Kerzen, sicherlich hatte den jemand verloren, als er heute früh eines der nahegelegenen Restaurants beliefern wollte. Er machte sich eine mentale Notiz, einmal nachzufragen, ob irgendwer vor der Kirche etwas beobachtet hatte.
Es war kurz nach sieben und die Sonne noch nicht aufgegangen, sodass der winterlich-weiße Tatort an diesem Sonntagmorgen einem kafkaesken Albtraumszenario glich. Trotz der vielen Gaffer ringsherum herrschte eine gespenstische Stille, gerade so, als würde Maastricht den Atem anhalten, um das Geschehen ungläubig zu beobachten.
"Er sieht aus wie du", stellte Mia völlig sachlich fest, "könnte echt dein Zwillingsbruder sein."
Stijn starrte auf den Mann am Kreuz und nickte nur stumm. Tatsächlich sah der Tote so aus wie er. Die Statur, die Haarfarbe, sogar die Frisur war die gleiche. "Wissen wir schon mehr?", wandte er sich an seinen Kollegen; man konnte seiner Stimme ganz deutlich den Schock über seine Ähnlichkeit mit dem Ermordeten anhören. Henk starrte auf den Leichnam, es war schwer zu sagen, ob er fasziniert, angeekelt oder einfach nur auf seine Arbeit konzentriert war.
"Henk?", sprach er den blonden Kommissar an. "Bist du bei mir?"
Der drehte sich zu Stijn und blickte direkt in dessen braune Augen.
Er war zwar noch nicht so alt, dass er Henks Vater hätte sein können, trotzdem sah er genau das in ihm: einen Vaterersatz, hatte er seinen eigenen doch bereits als Kind verloren. Aber das war wohl auch das Geheimnis ihrer guten Zusammenarbeit.
"Wer hat die Leiche gefunden?", wollte Stijn wissen.
"Der Küster, Alex Minis heißt er, als er heute Morgen seinen Dienst antreten wollte", sagte Henk und zeigte auf einen grauhaarigen Mann unter den Schaulustigen. "Er steht dort drüben, ich habe ihm gesagt, er soll sich zur Verfügung halten, damit wir ihn noch befragen können."
"Gut gemacht, Henk", entgegnete Stijn. "Aber warum sind um diese Uhrzeit schon so viele Leute hier?"
"Die meisten von ihnen wollten wahrscheinlich in die Frühmesse, aber die wird heute ausfallen."
"Wenn es einen Gott gibt – hier ist er heute bestimmt nicht", murmelte Stijn.
Henk zuckte mit den Schultern. "Ich gehe mit Herrn Minis auf die Balustrade des Westwerks, um den Tatort von oben zu fotografieren."
Stijn nickte nur und blickte wieder in Richtung der Leiche. Der Gekreuzigte war Anfang dreißig, muskulös und selbst im Tod noch attraktiv, wenngleich sein Körper mit Messerstichen übersät war. Die nicht mehr vorhandenen Genitalien versuchte Stijn auszublenden, zu grausam war dieser Anblick. Doch die dicken Nägel, die durch seine Füße und die Handflächen getrieben worden waren und aus denen immer noch Blut floss, konnten auch nicht davon ablenken. Unter seinen Füßen hatte sich eine rote Lache gebildet.
Weiß wie Schnee und rot wie Blut, ging Stijn der Spruch aus dem alten Märchen durch den Kopf.
Der Mann war nicht nur mit äußerst brutaler Gewalt getötet worden, jemand hatte den Mord regelrecht zelebriert. Es sah fast aus wie ein Ritual, wie er dort oben ans Kreuz genagelt worden war. Einen Moment hielt Stijn inne, dachte nach und schloss die Augen. Es sah nicht aus wie die Tatorte, die er gewohnt war, es wirkte irgendwie – er suchte nach dem richtigen Wort – gewollt, wie von einem Happening-Künstler arrangiert. Wer tat so etwas? Und was sollte diese doppelte Grausamkeit – erstechen und dann auch noch kreuzigen? Der Kopf des Mannes war auf seine Brust gesackt und so waren dessen Augen nicht zu sehen, aber er konnte sich den Ausdruck des Schreckens darin vorstellen. Das Gesicht seines Mörders war das Letzte gewesen, was er in seinem Leben zu sehen bekommen hatte.
Die Spurensicherung fotografierte den Leichnam von allen Seiten. Pim beschloss, dass der Tote noch auf dem Kreuz zu ihm in die Gerichtsmedizin gebracht werden sollte. Stijn griff zum Funkgerät und orderte über die Leitstelle einen Lkw der Bereitschaftspolizei, der bereits eine Viertelstunde später vorfuhr. Vorsichtig wurde die Holzkonstruktion aus der Halterung am Boden gezogen und dann, nachdem die Plane entfernt worden war, mitsamt dem Leichnam auf die Ladefläche gelegt.
Mia löschte die letzten noch flackernden Kerzen eine nach der anderen mit einem Kerzenlöscher, den der Küster ihr aus der Kirche geholt hatte und packte diese vorsichtig in eine Beweismittelkiste. Sie war vor einigen Jahren Pims Assistentin geworden, und das, obwohl er bis dahin immer betont hatte, dass er lieber alleine arbeitete. Doch was Henk für Stijn war, war Mia wohl für Pim geworden, ihre Obduktionsergebnisse waren immer absolut brillant und zuverlässig. Ob die beiden ein Paar waren oder ob die Spielchen auf dem Untersuchungstisch eine einmalige Sache gewesen war, wusste Stijn nicht zu sagen.
Sie fluchte leise, als ihr das heiße Wachs über die Hand lief, zum Glück hatte sie noch ihre Handschuhe an. "Einen solch komischen Tatort habe ich noch nie gesehen", stellte sie wie immer in einem total sachlichen Ton fest. "Und das auch noch an einem Sonntagmorgen, wo ich lieber ausgeschlafen hätte." Selbst ein Erdbeben hätte sie wahrscheinlich nicht aus der Fassung bringen können. ...
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© "Wenn der Serienkiller der Polizei immer einen Schritt voraus ist": Leseprobe aus dem Kriminalroman "Natural Red 4" sowie einer Abbildung des Buchcovers mit freundlicher Genehmigung des pinguletta Verlages, 10/2024.
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