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Dieser Gedenktag soll eigentlich an den genuesischen Seefahrer Christoph Kolumbus erinnern, dem mittlerweile die "Erst-Entdeckung" Amerikas abgesprochen wird. Diese Ehre kommt nun den Wikingern zu, die den großen Teich schon etwa 500 Jahre vorher überquert hatten. Es gibt allerdings auch Theorien, die in den Phöniziern die Entdecker dieses Kontinents sehen wollen.
Aber ob nun nordländische Landflüchtlinge oder orientalische Kauffahrer – erst der nautische Visionär Kolumbus läutete 1492 mit seiner Landung auf einer Insel der Bahamas ein neues Zeitalter ein. Wiewohl er selber das Ausmaß seiner Entdeckung nie erkannte und außerdem auch keine "Neue Welt", sondern einen Handelsweg nach Indien suchte, kam nun, was kommen musste.
Die ersten "Kolonisten" der "Neuen Welt", die Wikinger, wollten siedeln – sie waren notgedrungen bereit, sich dem Land anzupassen, um zu überleben. Das gestaltete sich als weitaus schwieriger, als vielleicht angenommen, auch war die Vereinnahmung eines ganzen Kontinents wahrscheinlich nicht das erste Anliegen dieser frühen Ausländer in Amerika, und die Phönizier dachten weniger an Landnahme, denn ihr Metier war der Handel.
Die Europäer des fünfzehnten Jahrhunderts dachten da völlig anders – man wollte expandieren, um die Staatskasse auffüllen zu können. Jede Möglichkeit sollte dazu genutzt werden. Die Frage nach Eigentumsrechten konnte sehr schnell im Sinne der Mächtigen geklärt werden, denn es gab da eine Klausel, die immer und grundsätzlich anwendbar war. Eine unterlegene Zivilisation, wenn sie eine war, konnte mit irgendeinem Vorwand in einen Krieg verwickelt werden. Das war allerdings einigermaßen aufwendig und sah trotz allem nicht allzu gut aus – man musste da vorsichtig agieren.
Die Leute, die in dem neuen Land lebten, hatten allerdings nicht mit Rücksicht zu rechnen, da es sich nicht um Christen – ergo nicht um gleichgestellte Menschen – handelte. Man versuchte zu missionieren, denn folgsame Christen geben gute Sklaven ab ... aber das gestaltete sich etwas schwierig bei den sturen Indianern. Also verwirkten sie jedes Recht auf sanfte Behandlung und vor allem auf das Nutzrecht ihres eigenen Landes. Das ist Geschichte, wenn auch keine schöne und jedes Kind kennt sie.
Nun stellen wir uns aber aus aktuellem Anlass doch einmal vor, wie die Dinge gelaufen wären, wenn die drei Schiffe des Genuesers auf dem Weg gesunken wären. Wahrscheinlich hätte so schnell kein anderer Abenteurer dieses Wagnis auf sich genommen, und die spanischen Herrscher hätten die große Summe, die sie gewährt hatten, als Verlust gebucht und so schnell keinem Spinner mehr die Sache mit dem Seeweg nach Indien finanziert. Somit hätten die Einwohner des riesigen Kontinents Zeit gewonnen. Von dem abgesehen waren diese Menschen durchaus nicht "unzivilisiert" oder "Wilde" – es gab, wie jeder weiß, große Städte auf dem Südteil des Kontinents.
Tatsächlich taten die Nordamerikaner mehr als Büffel zu jagen oder Pfeife zu rauchen. Auch hier wohnten viele in großen Gemeinden oder auch Städten, und der spirituelle Stand war dem der Europäer um einiges überlegen. Die Grausamkeiten, die auf dem Südkontinent mit den uns überlieferten Gräueln im Namen der Religion begangen wurden, waren nicht so weit von der Sicht der Dinge auf der anderen Seite der Welt entfernt, wie man das gerne hätte.
Was wäre passiert, wenn Cortés und andere Marodeure niemals dieses Land betreten hätten? Wäre Montezuma nicht der letzte Herrscher seines Volkes gewesen, sondern wäre die Entwicklung weitergegangen? Stünden heute noch immer die großen Städte im Urwald und auf den Hochplateaus? Gäbe es vielleicht in Nordamerika noch immer die landbedeckenden Bisonherden? Wie wäre die Geschichte dieses Erdteiles weiter verlaufen?
Man stelle sich vor, die Begegnung wäre erst viel, viel später zustande gekommen – zu einem Zeitpunkt, an dem die Bewohner Amerikas den Waffen der Besucher etwas hätten entgegensetzen können. Würden die von den Weißen ausgelöschten Indianerstämme heute noch existieren? Hätte das Christentum niemals Fuß gefasst? Das könnte bedeuten, dass der spirituelle Weg des Einklangs mit der Erde auch noch der heutige wäre – und wenn man ganz viel Phantasie aufwendet, könnte der Gedanke aufkommen, dass Europa vielleicht die eine oder andere Lehre angenommen hätte.
Tatsächlich hätten wir alle, die Amerikaner mit eingerechnet, immer noch so unsere Probleme – innen- wie außenpolitisch, denn unsere Spezies neigt nun einmal zu so etwas ... aber mit Sicherheit wäre unsere Umwelt weniger geschädigt. Und jenseits des Meeres könnten "Kleiner Falke" oder "Reh der Abendsonne" Millionen verdienen mit Urlaubsangeboten in völlig intakter Umwelt. Nun ja, dies waren nur so einige Gedanken zum Kolumbus-Tag.
© "Kleiner Falke und Reh der Abendsonne könnten noch leben": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2011. Die Abbildung zeigt die Ankunft von Christoph Kolumbus in der Neuen Welt 1492, Kupferstich von Theodor de Bry aus dem Jahr 1594 (Quelle: Wikipedia, Lizenz: gemeinfrei).
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