|
Schnell noch die Sachen in die Waschmaschine gepackt, das Programm gewählt – und das war es erst einmal. Wäschewaschen ist heutzutage nicht mehr besonders zeitraubend. Das war natürlich einmal anders, denn Waschbretter und Waschkessel sind Utensilien, die noch vor gar nicht allzu langer Zeit in Gebrauch waren. Der Waschtag war zu diesen Zeiten eine gefürchtete Angelegenheit, denn vom ersten Hahnenschrei bis zum Sonnenuntergang war man da mit dem Reinigen der Leinen oder Baumwollsachen beschäftigt. Das galt nicht nur für große Häuser, sondern auch für die kleinen Haushalte.
Damals gab es in den Mietshäusern oft noch eine Waschküche, also ein Raum für das Waschen. Darin befand sich ein Kessel mit integrierter Brennkammer für Holz oder Kohle – das Gefäß für die Wäsche war darauf fest installiert. Befüllen, erhitzen, umrühren und spülen – das war Knochenarbeit. Gerade das letztere, Klarspülen und das Auswringen, war eine kräfteraubende Prozedur. Wer in der Wohnung wusch, benutzte einen Waschtopf, ein Teil, das wie ein riesiger Suppentopf aussah. Dazu kamen dann Wanne und natürlich das Waschbrett, auf dem die Stücke gerubbelt wurden, nachdem sie noch einmal mit spezieller Seife eingerieben worden waren. Zeitraubend war diese Verrichtung allemal, und von besonderer Faserschonung konnte überhaupt nicht die Rede sein.
Die Antike kannte Waschmittel nur bedingt – im Alten Rom zum Beispiel gab es Sammelstellen für Urin. Dieses wurde nämlich vergoren und zum Reinigen der Stoffe verwendet – zum Teil auch in privaten Häusern. Sonst wurde wohl im Großen und Ganzen reines Wasser benutzt, und man hat die Wäschestücke gerieben, gewrungen und auch auf Steinen oder mit Hölzern geschlagen. Ob das tatsächlich Flecken beseitigte, ist nicht mehr nachzuvollziehen, wahrscheinlich waren die Ansprüche auch andere als heute.
Wirklich kostbare Stoffe wurden nicht gewaschen – man bürstete oder wischte sie sachte ab. So ein Gewand aus guter Wolle (die ja auch schmutzabweisende Eigenschaften hat) wurde geschont, wo immer es ging und war ein wertvolles Besitztum, welches lange Zeit zu halten hatte. Waschbare Fasern gab es nicht so viele und es ist anzunehmen, dass sich niemand über einen Fleck hier oder da aufregte.
Man kannte natürlich pflanzliche Reinigungsmittel, so verwendete man Seifenkraut und ähnliche Pflanzen. Das galt allerdings mehr für die Körperpflege. Reinigungsmittel aus Holzasche und Fetten waren, gemäß antiker Aufzeichnungen, nicht in jeder Kultur früh bekannt – erst im Mittelalter wurde diese Art der Seifengewinnung in großem Stil betrieben und bildete einen neuen Berufsstand: die Seifensieder.
Von da an war es ein langer Weg zu den Waschmitteln, die wir heute benutzen. Ab 1900 wurden immer bessere Mittel auf den Markt gebracht, unter Namen, die wir heute alle kennen. Diese Pulver waren für die Handwäsche und den Kochkessel konzipiert, sie waren vor allem dazu gedacht, die umständliche Rasenbleiche zu ersetzen, denn früher wurden die Wäschestücke auf dem Gras ausgebreitet, um sie strahlend weiß zu bleichen. Die ausgelegten Stücke wurden mit verschiedenen Mitteln benetzt, um durch die Sonneneinwirkung ein makelloses Weiß zu erzielen. Diese Art der Behandlung war sehr aufwendig – außerdem wurde sie immer unmöglicher für private Haushalte.
Hausfrauen setzten ihren Ehrgeiz in weiße, weißere oder sogar ultraweiße Wäsche – die Werbung versprach Steigerung auf Steigerung. Als Waschmaschinen die Arbeit übernahmen, änderte sich die Zusammensetzung der Mittel, nicht aber die Werbebotschaften. Das ist erst in den letzten Jahren anders geworden, denn weiße Wäsche ist nicht mehr das Nonplusultra – moderne Fasern brauchen andere Mittel. Bunte Stoffe sollen ihre schönen Farben behalten, dafür gibt es spezielle Mittel, ebenso für Wolle, die im Übrigen weitaus waschfreundlicher geworden ist. Die neuen Pulver, Gels und Tabs sind auch für die Umwelt ein gutes Stück verträglicher als ihre Vorläufer. Bei den Unmengen von Textilien, die allein in Europa täglich gewaschen werden, ist das auch ein besonderes Gebot.
Das Waschbrett ist nicht in allen Ländern der Welt ein Museumsstück geworden, denn für viele Menschen ist eine Waschmaschine ein undenkbarer Luxus – auch heute noch. Frauen, die am Flussufer stehen und mit Hölzern auf die Wäsche einschlagen, um sie dann in Körben nach einem langen, harten Tag nach Hause zu tragen, sind noch immer in manchen Ländern anzutreffen. Ein herrliches Bild für Fotografen – eine große Plackerei für diejenigen, die gerade "Waschtag" haben.
© "Waschtag – ultraweiß, weißer geht's nicht": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2012. Die Abbildung zeigt den kolorierten Holzstich "Die Bleiche" von Theodor Hosemann (1876), Lizenz: gemeinfrei.
Archive:
Jahrgänge:
2022 |
2021 |
2020 |
2019 |
2018 |
2017 |
2016 |
2015 |
2014 |
2013 |
2012 |
2011 |
2010 |
2009
Themen:
Rezensionen |
Krimi Thriller |
Ratgeber |
Sagen Legenden |
Fantasy Mythologie
Noch mehr Bücher lesen (Werbung):
Fantasy & Science Fiction
| Krimis & Thriller
| Ratgeber
| Reise & Abenteuer
Sie schreiben anspruchsvolle Romane und Erzählungen? Wir suchen neue Autorinnen und Autoren. Melden Sie sich!
Wenn Sie die Informationen auf diesen Seiten interessant fanden, freuen wir uns über einen Förderbeitrag. Empfehlen Sie uns auch gerne in Ihren Netzwerken. Herzlichen Dank!
Sitemap Impressum Datenschutz RSS Feed