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Vor Jahren verschwand das Flugzeug, in dem Emmas Eltern saßen, spurlos über dem Meer. Eine Weile später wiederholt sich ein solches Ereignis.
Emma wohnt seit dem Verlust ihrer Eltern bei ihrer Tante Mathilda auf Sylt und erhält plötzlich SMS-Nachrichten von einem gewissen Jamie, der behauptet Passagier der letzten Unglücksmaschine gewesen zu sein.
Als sie Jamie später auf einer geheimnisvollen Insel trifft, die wie aus dem Nichts mitten im Meer auftaucht, erfährt sie, dass in den Tiefen des Meeres Gefahren lauern, die nicht nur ihr zum Verhängnis werden sollen. Zudem hat es sich der junge Evenfall, ein Meereswesen, in den Kopf gesetzt, Emma um jeden Preis zu seiner Gefährtin zu machen.
Auf dem Nachhauseweg musste ich dennoch wieder an die Kurznachrichten denken, die ich von dem Unbekannten erhalten hatte. Was wenn doch etwas dran war? Wenn es stimmte und er wirklich ...?
Ich seufzte und musste den Kopf über mich selbst schütteln. Nein, wahrscheinlich hatte Mel recht. Ich ging ein wenig schneller, weil ich fror und ich mich nach Tante Tillis Gesellschaft sehnte. Ihre Gegenwart war für mich gleich einer wohlig warmen Decke, die mir Schutz bot vor den Widrigkeiten des Schicksals, weil sie die Einzige war, die meine innere Traurigkeit am besten auffangen konnte.
Wenig später konnte ich bereits das Reetdach unseres Hauses hinter den Dünenhügeln aufblitzen sehen. Ich dachte an die Großstadt, in der ich vorher mit meinen Eltern gewohnt hatte.
In meiner Anfangszeit auf Sylt hatte ich ihren lauten Atem vermisst, der hektisch durch die Straßen pulsierte und nie verebbte. Mit der Zeit jedoch hatte ich ihn beinahe vergessen und die Freiheit lieben gelernt, die mir die Insel bot.
Plötzlich hörte ich den Klingelton meines Handys – ein James-Blunt-Song. Hatte ich es nicht abgeschaltet? Mein Herz begann wild zu pochen, als ich danach griff, es herauszog und einen Blick auf das Display warf. Mr. Unbekannt hatte mir geschrieben.
Langsam wurde das Ganze mehr als unheimlich. Für einen Augenblick überlegte ich, die Nachricht zu ignorieren, entschied mich letztendlich aber dagegen und las.
Keine Antwort von dir. Ich kann es dir nicht verdenken. Doch tu mir einen Gefallen. Geh an den Strand und lausche den Wellen. Deine Mutter hat sie gebeten, dir ein Lied zu schicken, das sie dir als Kind oft vor dem Schlafengehen vorgesungen hat. Hin und wieder habt ihr es auch gemeinsam gesungen, sagte mir deine Mutter. Und die Stimmen, die hast du doch sicher schon mehrfach gehört. Bitte, Emma! Vertrau mir. Wir sind noch da! Gib uns nicht auf! Ich weiß, dass das alles schwer zu glauben ist. Ich kann nicht mehr schreiben. Wenn sie es entdecken – nicht auszudenken. J.
Meine Schläfen begannen, mit meinem Herzschlag um die Wette zu pochen. Konnte Piet sich so etwas wirklich ausdenken? Und woher sollte er wissen, dass ich manchmal einen Gesang zwischen den Meereswellen hörte? Und wer um alles in der Welt waren "sie", wem gehörten diese Stimmen?
Auf einmal war die Kälte, die mich bis dahin eingehüllt hatte, verschwunden und ich begann zu rennen. Auf dem Weg zum Strand überschlugen sich meine Füße beinahe.
Irrsinn oder nicht, ich musste wissen, ob es stimmte. Lebten Mom und Paps etwa noch? Waren sie Gefangene – irgendwo? Neue Hoffnung tat sich auf und ich schwor, würde sich doch ein Scherz hinter allem verbergen, würde ich denjenigen finden und ihm eine gehörige Lektion erteilen.
Luftholend hielt ich dicht am Strand inne und starrte aufs Meer hinaus. Sanfte Wellen rollten heran, es war fast windstill. Himmel und Wasser verschmolzen miteinander, sie hatten an diesem Tag die gleiche zartblaue Farbe.
Ich schloss die Lider und lauschte. Eine Minute, zwei Minuten, drei Minuten. Nichts Ungewöhnliches war zu hören. Dennoch harrte ich voller Hoffnung weiter aus.
"Da bist du ja wieder, Schatz." Ich drehte mich zu meiner Tante um, die auf der Veranda stand und zu mir herübersah.
"Ich komme gleich", antwortete ich und wollte gerade den Rückzug antreten, da hörte ich es. Erst leise, dann immer lauter. Ein helles Summen, so schön, dass mir Tränen in die Augen stiegen.
Ich kannte die Melodie. Sie gehörte tatsächlich zu dem Lied, das meine Mutter und ich meistens beim Zubettgehen zusammen gesungen hatten, als ich noch ein kleines Mädchen war. Sie liebte meine Stimme, wenngleich ich sie wenig besonders fand. Aber es machte mir immer Spaß, mit ihr im Duett zu singen. Manchmal sang ich auch gerne alleine, nur so vor mich hin, am liebsten, wenn ich am Strand entlangspazierte.
Bilder aus längst vergangener Zeit stiegen in mir auf. Ich sah Mom direkt vor mir, ihre glänzenden, großen Augen, mit denen sie mich ansah. Ich glaubte sogar, ihr Parfum zu riechen. Sie duftete immer nach Veilchen und Vanille. Tiefer und tiefer sank ich in die Vergangenheit und es war mir, als spüre ich alle Liebkosungen meiner Eltern auf einmal auf meiner Haut. Die Sehnsucht nach ihnen war größer als das Universum, größer als jede Vorstellung.
Erst das Surren des Handys riss mich aus meiner Gedankenwelt. Mein Herz machte einen Satz. Eine neue Nachricht von Jamie. Meine Hände waren so feucht vor Aufregung, dass mir das Handy fast aus den Fingern glitt. Der Gesang erlosch.
Hast du es gehört? Es ist wahr, was ich dir schreibe. Und bitte – halt dich vom Meer fern, Emma! Ich melde mich bald wieder.
In mir tobte ein Orkan, der meinen Verstand völlig durcheinanderfegte. Das Ganze war real, ich hatte den vorhergesagten Gesang wirklich gehört und langsam änderte sich meine Meinung. Das alles konnte kein Scherz sein. Vor Aufregung schaffte ich es kaum, Jamies Nummer für einen Rückruf zu aktivieren.
Verdammt, ich musste mit diesem Jungen sprechen. Es war zum Verrücktwerden – die Verbindung schlug abermals fehl. Wieder und wieder probierte ich eine Verbindung herzustellen – ohne Erfolg. Das durfte doch nicht wahr sein!
Ich ließ das Handy sinken und schrie voller Verzweiflung aufs Meer hinaus: "Dann sagt mir, wo ihr seid. Bitte! Wie kann ich euch helfen, wenn ich euch nicht erreichen kann?"
Ich ließ mich auf die Knie fallen und robbte voran, da fielen mir Jamies Worte wieder ein. Ich sollte mich vom Meer fernhalten. Warum? Hatte meine innere Stimme recht? Gab es da draußen etwas, das mir meine Eltern gestohlen hatte? Wenn dem wirklich so war, wer steckte dahinter?
Ich rief mir jedes Wort, das Jamie mir bisher geschrieben hatte, in Erinnerung. Es waren Worte, aus denen große Angst und Verzweiflung sprach. Einfach hier zu stehen und nichts tun zu können außer Abwarten, machte mich beinahe wahnsinnig. ...
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© Bei der Autorin Nadine Stenglein bedanken wir uns für die Leseprobe "Aurora Sea – Das Geheimnis des Meeres: Todeskampf" sowie die Abbildung des Buchcovers.
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