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Wenn man Geburtstag hat, sollte einem doch etwas Besonderes widerfahren, oder etwa nicht? Das sind in etwa die Gedanken, die Nina hat, als sie sich am Morgen ihres Geburtstages auf den Weg macht, von dem sie nicht weiß, wohin er sie führen könnte.
Erst einmal tut sie nichts Aufregendes an diesem Tag, fährt Buslinien ab und versucht dieses ganz bestimmte Gefühl intensiver zu spüren. Dieses zarte Vibrieren, das etwas ganz Besonderes ankündigt. Aber vielleicht ist es auch ein Duft, möglicherweise eine Art Spannung in der Luft. Genau weiß sie es nicht. Neununddreißig ist sie heute und sie fährt zweigleisig an diesem Tag: in ihre Vergangenheit und in ihre Zukunft. Aber auch das weiß Nina noch nicht. Eine Ahnung hat sie erst dann, als sie diese Zeitschrift an einem Verkaufsstand entdeckt: "Liebe ist kein Gefühl", steht darauf.
Eigentlich hört sich das widersinnig an, denn wenn es kein Gefühl ist, was ist Liebe denn dann? Als Nina dann mit dem Lesen anfängt, lässt sie, möglicherweise zum ersten Mal, ihre Gedanken ohne Leine. Ohne die Leine ihres betriebseigenen Kontrollsystems nämlich, das immer nur ein Programm kannte: ihr eigenes.
Überdrüssig der Nähe im Gefühlswunderland
Nina denkt an ihre Lieben, ihre Beziehungen. Sie liest völlig gebannt die Worte dieses Mannes, eines Iren, der da lächelnd auf dem Titel zu sehen ist. Liebe, so liest sie, hat nichts mit dem zu tun, was in ihren Beziehungen am Anfang stand. Dieses zwar glücklich machende, aber nicht sehr lange haltende Gefühlswunderland. Dieser hoffnungsvolle Überschwang, dieses begeisternd sinnliche Sonnenkarussell, bei dessen rasender Fahrt sich Gold und Schatten abwechseln.
Nicht? Aber was ist es dann? Nina war jemand gewesen, der überdrüssig wurde. Überdrüssig der Nähe, der möglicherweise aufkommenden Verantwortlichkeit, der verblassenden Farbe.
Da schreibt dieser Mann, dass Liebe eine bewusste Lebensentscheidung ist und durchaus keine "Gefühlssache" oder womöglich ein hormoneller Wirbelwind. Und dann fährt Nina nach Irland. Einfach so und vor allem jetzt, in diesem Augenblick. Sie will mit diesem Mann sprechen. Und Nina scheut nicht den Tanz am Abgrund.
Eine lebendige Erzählung im Hier und Jetzt
Thomas Dellenbusch ist ein Erzähler, der nichts auslässt. Ganz so wie es sein sollte. Seine Sprache ist bildhaft, oft poetisch. Und er beherrscht die Kunst, im entscheidenden Moment einen Kontrapunkt zu setzen. Das hält seine Erzählung im Hier und Jetzt und lässt sie lebendig werden.
Das Einweben philosophischer Ansichten in eine Geschichte ist etwas, das oft scheitert, denn meist verliert etwas dabei und nicht selten ist es die Geschichte. Doch hier ist es völlig anders. Der Autor versteht sich auf das Weben und in gleichem Maß auch auf die unendlich vielen Töne zwischen Schwarz und Weiß.
Der Leser behält etwas. Etwas, das seine Gedanken anregt und ihn beschäftigt neben der sehr gut erzählten Geschichte. Und auch das sollte so sein.
Der besondere Buchtipp: "Liebe ist kein Gefühl" ist eine Erzählung aus der Reihe "KopfKino in Spielfilmlänge", als Taschenbuch 116 Seiten stark, auch als Hörbuch (rund 3 Stunden) oder E-Book erhältlich.
© "Unendlich viele Töne zwischen Schwarz und Weiß": Rezension von Winfried Brumma (Pressenet), 2018. Dem Autor Thomas Dellenbusch und dem KopfKino-Verlag danken wir herzlich für das Coverbild und das Rezensionsexemplar.
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