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Zwei kleine Mädchen auf dem Heimweg – es geht um Freundschaft und Bewunderung, und auch ein wenig um das Ausprobieren von Macht. Untereinander haben Kinder eigene Rituale, um ihren Standpunkt festzumachen. Es ist auch ein gutes Teil kindliche Grausamkeit dabei, nicht völlig bewusst in jeder Konsequenz, aber durchaus vorhanden. Eine eindringliche Eröffnungsszene, die kurz darauf in ein dunkles und gefährliches Land führt: hinter die Stirn eines teuflischen Jägers.
Der Leser wird, möglicherweise, zum ungewollten Komplizen eines absolut kalten und reuelosen Geistes, der so völlig frei von jedem Schuldgefühl ist, dass er fast einem Tier gleicht. Aber kein Tier würde diese kristallklaren Gedanken um Planung und Pirsch denken. Diese akribische und selbstgefällige Überlegenheit des Jägers kann nur von einem Menschen empfunden werden. Einem Menschen, der die Jagd und das Ritual des Opfers liebt. Und sonst zu keiner Liebe fähig ist.
Ruth Schneebergers Thriller "Gefallener Mond" ist ein böses Buch im besten Sinn. Böse, weil es sehr nah an das heranführt, was dem Bösen wirklich entspricht. Das ist nämlich leiser als man denken könnte, es macht nicht mit lautem Geschrei auf sich aufmerksam und bleibt oft unbemerkt. Zumindest hier, in der Geschichte um eine junge und engagierte Anwältin, die es sich auf die Fahne geschrieben hat, Gerechtigkeit für die Opfer des Bösen zu fordern.
Die Juristin Anna Walter kümmert sich um Gewalt- und Missbrauchsopfer. Das tut sie effizient und kühl, trotz ihres Engagements fast leidenschaftslos. Privatleben hat sie eigentlich keins und vermisst es auch selten. Sie lebt, so scheint es, einzig und allein ihren Zielen.
Und wieder wird ein Kind vermisst, wieder wird eines aufgefunden – verstört und mit abgeschnittenem Haar. Das geschieht nicht zum ersten Mal, und Anna Walter beginnt mit ihrer Recherche. Und folgt dem uralten Weg des Labyrinthes, in dessen Mitte das Selbst gegangen ist und in dem man allem begegnet – am Ende sich selbst.
Wer war Luna? Gab es das Mädchen, dem so Schreckliches widerfahren ist, tatsächlich? Ein ähnlicher Fall aus Annas Kindheit wird wieder aktuell. Zu viele Gemeinsamkeiten gibt es – und der Anwältin wird bewusst, dass der Jäger schon sehr lange seine Schlingen auslegt. Und dass sie ihn vielleicht sogar kennt.
Die Autorin lässt den Leser in mehr als einen dunklen Abgrund sehen – und legt falsche Fährten wie ihr tückisch böser Jäger. Man kann dieses Buch nur schwer aus der Hand legen, es fesselt und treibt zum entsetzlichen aber völlig logischen Finale.
Der Psychothriller "Gefallener Mond" ist nicht nur spannend, sondern erschreckend aktuell. Der Debütroman von Ruth Schneeberger ist im Oktober 2016 beim Verlag edition a GmbH in Wien erschienen (ISBN 978-3990011799).
© "Der Leser als Komplize des teuflischen Jägers": Rezension von Winfried Brumma (Pressenet), 2016. Dem Verlag edition a danken wir für das Rezensionsexemplar.
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