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Ängste – die hat jeder, nicht nur in dieser Zeit mit Corona und Krieg in Europa. Mal mehr, mal weniger plagen uns beängstigende Empfindungen. Doch manchmal borden sie über und können zum ständigen Begleiter werden. Ein nie nachlassender Druck lastet auf einem und man ist völlig unfähig, sich zu befreien.
Wenn die Angst so übermächtig und stetig wird, spricht man von einer Angststörung, vereinfacht ausgedrückt. Das Betreten eines Raumes, ein Telefonanruf, ein schiefer Blick des Nachbarn oder eine sonstige "Kleinigkeit", die von anderen Menschen angstfrei wahrgenommen wird, kann zu einer regelrechten Attacke führen. Es ist schwer, das nachzuvollziehen, wenn man diese Zustände selber nicht kennt.
Psychologen können in diesen Fällen Therapien anbieten, doch die Wartelisten sind lang. Ärzte verschreiben gerne auch Medikamente, die für den Notfall bestimmt sind und das Agieren im sozialen Bereich ermöglichen sollen. Doch die Sache hat einen Haken: manche Medikamente machen süchtig. Anton M. Berger, ein junger Mann, der seine Geschichte in dem Buch "Station Neun" erzählt, kam mit der Medikamenteneinnahme nach Bedarf zunächst ganz gut zurecht. Jedoch nicht für immer.
Wenn man an Süchte denkt, dann tauchen die großen drei oder vier Namen auf: Heroin, Kokain, Alkohol, und vor einiger Zeit auch Morphium. Es gibt natürlich mittlerweile mehr Suchtmacher – aber zuerst denkt man eben an diese.
Dabei ist die Medikamentensucht sehr weit verbreitet. Die Dunkelziffer dürfte ungemein hoch sein. Und der Entzug ist höllisch. Einer der Menschen, die Anton in der Entzugsklinik trifft, sagt, dass dieser Entzug schlimmer ist als jeder andere. Und Anton erfährt das sehr drastisch.
Sein behandelnder Arzt wollte das Medikament "ausschleichen", also die Dosis ständig verringern, um Körper und Geist an niedrige Dosen und zuletzt an das völlige Fehlen zu gewöhnen. Doch das ging gründlich schief, denn so leicht lässt sich dieser Teufel nicht übertölpeln.
Antons Bericht zeigt einen Leidensweg auf, den sich nicht betroffene Menschen erst einmal nicht vorstellen können. Doch was er erlebt, ist für viele Menschen Realität. Irgendwann kann man die Angststörung nicht mehr verstecken und Medikamente werden eingenommen. Dann aber folgt die Angst, nicht mehr ohne diese Pillen zu funktionieren, und letztendlich der Entzug. Die Achterbahn- wird zur Höllenfahrt, wenn man es nicht packt.
Das beängstigende, teuflische an gewissen Medikamenten ist, dass sie bei übermäßiger Einnahme genau die Zustände hervorrufen, die sie eigentlich mildern sollten. Und dann wird es wirklich schlimm. Denn weglassen kann man sie nicht mehr. Wohl dem, der einen erfahrenen Arzt hat, denn man kann sehr viel zerstören bei falscher Behandlung.
Anton M. Berger gehört zu jenen, die es geschafft haben. Aber sein Bericht zeigt auch auf, wie nahe wir alle an einer Klippe stehen. Unser urbanes Leben in ständigen Drucksituationen kann massive Störungen erzeugen, wenn man unruhigen Situationen, Anspannung oder Stress nicht ausweichen kann. Was heute wie eine milde Phobie aussieht, kann sich zur massiven Angststörung entwickeln. Und dann könnte ein böser Kreislauf beginnen.
Auch wenn "Station Neun" als Taschenbuch nur 58 Seiten umfasst, ist es sehr lesenswert und auch informativ, vor allem für Nichtbetroffene. Es braucht Akzeptanz, denn Anton gehört nicht wirklich einer kleinen Minderheit an.
Neben der Taschenbuch- gibt es auch eine E-Book-Ausgabe, die im November 2021 vom A. Fritz Verlag herausgegeben wurde (ISBN 978-3944771380).
Lesen Sie zum Thema ANGST auch diese Beiträge: Das Sterben und die Angst vor diesem Moment | Johanniskraut: Heilkraft gegen Stress und Angst | Alleinsein als Angstfaktor | Homophobie: Die Furcht sich eigenen Gefühlen zu stellen | Angst ist eigentlich ein Freund | Raus aus der Angst, rein ins Leben
© Angst und der böse Kreislauf Medikamentensucht: Eine Rezension von Izabel Comati und Winfried Brumma (Pressenet), 03/2022.
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