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Das Fachbuch "Kinder brauchen Wege in die Natur" richtet sich an alle interessierten Erzieherinnen und Grundschullehrerinnen. In seinen Praxisfeldern will es auch Mütter und Väter zu naturästhetischen Lernwegen anregen. Die Leserin/der Leser muss nicht dem Buchaufbau folgen. Sie/er kann auch mit den Praxiskapiteln beginnen und dann in die Begründungs- und Reflexionskapitel einsteigen.
Das Sachbuch von Richard Wagner bietet praxiserprobte Lernformen und -projekte für die elementare Bildungsarbeit. Den Praxisansätzen sind theoretische Kapitel zugeordnet, die das naturästhetische Lernen als eine Grundform der kindlichen Selbstentwicklung und Selbstbildung entwicklungspsychologisch und pädagogisch begründen. Im Mittelpunkt des naturästhetischen Lernens steht das "Wahrnehmungslernen", das die Erzieherinnen im Außengelände und im nahen Lebensraum der Kita initiieren können.
Die im Buch dargestellten Methoden und Übungen ermöglichen eine Verlangsamung und Fokussierung der kindlichen Wahrnehmung und stärken so die kindliche Wahrnehmungskompetenz. Die naturästhetischen Lernimpulse und -angebote eröffnen ein "Lernen in Beziehung", das im Zusammenspiel der Erzieherinnen und Kinder vitale Natur- und Selbsterfahrungen schafft. In diesem Miteinanderlernen werden die Erzieherinnen authentische Bezugspersonen, Mitlernende und Modelle einer am ganzen Leben interessierten Persönlichkeit.
Unser Lesetipp: Unter dem Gesamttitel "Kinder brauchen Wege in die Natur: Werkstatt naturästhetisches Lernen" wurde das 94 Seiten starke Taschenbuch im Juli 2020 bei BookOnDemand vabaduse, ein Imprint der Westarp Verlagsservicegesellschaft mbH, herausgegeben (ISBN 978-3960040569).
Der Buchtitel "Kinder brauchen Wege in die Natur" könnte angesichts der dramatischen Beschleunigung der ökologischen Krise als naiver Appell erscheinen. Die pädagogischen Reaktionen auf die ökologischen Krisenbefunde und Lösungsszenarien haben die Schussfahrt auf die Kipppunkte der globalen Klimakrise nicht verlangsamen können.
Die Impulse und Initiativen der "Werkstatt naturästhetisches Lernen" blenden die Widersprüche und Sackgassen der herrschenden Ökonomie und tradierten Kultur nicht aus. Sie fordern das Recht aller Kinder auf eigensinnige und vitale Zugänge zur äußeren Natur ein und gründen in der Einsicht, dass ihre persönliche Freude am Leben und ihre Liebe zu allem Leben sich im Einleben in den ganzen Haushalt der Erde – die sozialen und die ökologischen Lebenswelten – entzünden können. ...
Kinder graben Löcher, wo immer sie stehen und gehen. Oft blockieren Erwachsene die tiefere Erdberührung der Kinder und stoppen die Grabungen am Hügel, im Gartenbeet, am Rand des Verbundpflasters und anderen ausgewählten Grabestellen.
In einem ersten Gang eröffnen wir auf einem Stück Brachland im Nahbereich der Kita oder in einem Abschnitt des Kita-Außengeländes einen Grabe- und Buddelbereich. Je nach Erdmaterial (Sand, Lehm, Schluff, Muttererde) und Verdichtungsgrad helfen die Erzieherinnen den Grabeteams (2–3 Kinder), eine ca. einen qm große Fläche mit Hacke, Spaten, Schaufel zu lockern bzw. aufzugraben. Sollen mehrere Kinder mitmachen, kann die Fläche erweitert werden. Die Kinder "baggern" nun das ca. 10 cm tief gelockerte Erdmaterial mit bloßen Händen und Schaufeln auf einen Haufen am Rand der Grabefläche. Die Erzieherin moderiert die Erdarbeiten in dem Sinne, dass alle Kinder sich beim Graben und Baggern aktiv beteiligen können. Ist die erste Erdschicht ausgehoben, leitet die Erzieherin die Kinder zur sensorisch-motorischen Erdprüfung an, die (falls möglich) eine zweite Erzieherin schriftlich dokumentiert. ...
Die Kunstpädagogin Petra Kathke eröffnet in ihrem Buch "Sinn und Eigensinn des Materials" (Kathke 2001) schöpferische Zugänge zum Sinnesmaterial Erde. Dabei geht sie von dem ursprünglichen Wortsinn des Schöpfens mit der leeren Hand aus und setzt auf die Sinnqualitäten des Erdmaterials, die sich den Kindern im Hantieren und schöpferischen Gestalten erschließen. Dieser Ansatz der materialorientierten naturästhetischen Bildungsarbeit stellt das didaktische Kernstück der schöpferischen Erderkundung dar. Die Erzieherin hat dabei vor allem die Aufgabe, den Kindern durch Impulse zu helfen, intensive Erdwahrnehmungen zu gewinnen und zunehmend komplexere Erdbilder und Erderfahrungen zu entwickeln.
Die folgende Erdübung verknüpft die hantierende Erderkundung mit einer ersten schöpferischen Erdmodellierung. Jeweils zwei Kinder rahmen mit kleinen Ästen/Stöcken ein ca. 80 cm x 80 cm großes Erdfeld. Mit Stöckchen (ist die Erde sehr hart können sie auch Löffel, Gabeln oder Messer verwenden) ritzen sie nun Rillen in die Erdoberfläche und modellieren mit den Händen die Vertiefungen und aufgeworfenen Ränder, sodass die Vertiefungen und Erhöhungen das Feld strukturieren und die Erdoberfläche formen. Die Erzieherin assistiert und bestärkt die Kinder darin, die kleinen Wälle und Gräben zu formen.
An die handgreifliche Modellierung schließt vor Ort die Präsentation des Erdreliefs an. Die Präsentation gibt den Kindern die Chance, die sensomotorisch gewonnenen Eindrücke sprachlich auszudrücken und zu kommunizieren. Die Erzieherin regt die Kinder an, das modellierte Erdrelief zu beschreiben: Ich sehe ..., ich habe ... geformt, das kann ich vergleichen mit ..., mein Erdrelief sieht aus wie das von ... Die Erzieherin dokumentiert die Kommentare schriftlich/per Diktiergerät und fotografiert die einzelnen Reliefs.
Abschließend können die Kinder die kleinen Gräben mit Wasser füllen. Sie heben sich jetzt noch stärker vom Boden ab und sind augenfällig dreidimensional zu erkennen. ...
Die Erde unter unseren Füßen ist bunt. Wir können die Erdfarben draußen im Außengelände, auf dem Feld, in der Wiese, am Graben, am Bachufer und an vielen anderen Orten finden. Jeder Erdfund wird jeweils in einen transparenten Behälter gefüllt, sodass die unterschiedlichen Erdfarbtöne wahrgenommen, verglichen und unterschieden werden können. Wird der Fundort der Erdfarbe notiert, dann können später die einzelnen Farbtöne bestimmten Bereichen im Außengelände, im nahen Umfeld bzw. fernen Orten zugeordnet werden.
In der "Werkstatt naturästhetisches Lernen" eröffnen die Erdfarben schöpferische Annäherungen an das Phänomen Farbe und erste künstlerische Projekte.
In einem ersten Gang rühren die Kinder die einzelnen Erdfarben in transparenten Bechern bzw. Gläsern an. Sie malen mit Fingern, Pinseln, Schwämmchen die Wasser-Erdfarben auf Papier oder Pappe und beobachten, wie die Farben langsam trocknen. Sind die Erdfarben getrocknet, werden die Kinder feststellen, dass die Wasser-Erdfarbe nicht hält: Die erdigen Farbpigmente bröckeln. Die Kinder erkennen, dass der "Klebstoff" in den Wasser-Erdfarben fehlt und mit der Erzieherin suchen sie nach "Klebstoffen", die sie der Erdfarbe zufügen können. Sie schlagen Uhu, Leim, Kleister und andere Stoffe vor.
Die Erzieherin hat Kleisterpulver mitgebracht und mischt mit den Kindern gemeinsam eine erste Erdfarbe, die auch kleben soll, an: Sie füllt 10 gehäufte Esslöffel fein ausgesiebter Erde in einen Becher und gibt einen gehäuften Esslöffel Kleisterpulver dazu. Sie verrührt mit einem Löffel die trockene Erde und das Kleisterpulver und gibt dann so viel Wasser zu der Trockenmischung, dass sie einen Farbbrei anrühren kann. Das Kleisterpulver quillt kräftig, sodass Wasser nachgefüllt werden muss, soll die Erdfarbe mit Fingern, Spachtel oder Pinsel verarbeitet werden. Je mehr Wasser zugegeben wird, desto leichter lässt sich die Erdfarbe vermalen. ...
Buchtipp: Lesen Sie mehr im Sachbuch von Richard Wagner "Kinder brauchen Wege in die Natur"!
Hinweise: Mit der im Text verwendeten weiblichen Berufsbezeichnung "Erzieherinnen" erkennt der Autor an, dass über neunzig Prozent der beruflich im Elementarbereich engagierten Personen Frauen sind. Die Erzieher sind immer auch angesprochen. Dr. phil. Richard Wagner ist seit den 1980er-Jahren freiberuflicher Pädagoge (Dipl.Päd.) und Theologe (Dipl. Theol.). Seit mehr als fünfzehn Jahren begleitet er Kita-Teams in ihrer Konzeptions- und Teamentwicklung.
© Für die Textauswahl zum Buchtipp "Naturästhetisches Lernen: Kinder brauchen Wege in die Natur" und Abbildung des Buchcovers danken wir BookOnDemand vabaduse, ein Imprint der Westarp Verlagsservicegesellschaft mbH, 02/2022.
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