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Am 22. Mai ist ein Gedenktag, der viele Namen trägt. Der "Internationale Tag der Biodiversität" wird sowohl als "Internationaler Tag der Artenvielfalt" bezeichnet als auch "Tag der biologischen Vielfalt" genannt. Wieder ein Termin, den man ausfallen lassen könnte? Nein, denn auf die Arten, die unwiederbringlich von unserem Planeten verschwinden, kann man nicht so ohne weiteres verzichten.
Wahrscheinlich gab es schon immer im Laufe der Erdgeschichte Arten, die einfach verschwanden, weil es dramatische Umwälzungen in ihrem Lebensraum gab und sie sich nicht anpassen konnten, wie das bei hochspezialisierten Gattungen vorkommen kann. Seit Jahrtausenden bemüht sich die Natur um ein biologisches Gleichgewicht, ungeachtet aller Störungen. Selbst nach größeren Katastrophen war das System in der Lage, den Schaden in gewisser Weise zu beheben, also die entstandene Lücke wieder zu schließen. All das gehört zur Geschichte des Lebens, ebenso wie die Veränderlichkeit der Landschaften, denn die Erdoberfläche ist keine Konstante – alles ist im Wandel gewesen im Laufe der Zeiten. Seen versandeten, Küsten versanken, Wüsten lösten blühende Landstriche ab – und umgekehrt. Das alles aber geschah in unvorstellbar langen Zeiträumen und folgte einem natürlichen Plan.
Im letzten Jahrhundert hat sich die Schnelligkeit, was die Veränderung der Lebensräume für Tiere und Pflanzen betrifft, dramatisch erhöht. Die Natur arbeitet in einem anderen Rhythmus als unsere technische Entwicklung und deren Nebeneffekte – das bedeutet, dass sie die Wunden nicht mehr schließen kann, weil ihr die Zeit dazu fehlt. Die Tatsache, dass täglich etwa 150 Tier- und Pflanzenarten aussterben, sollte uns Menschen in allerhöchste Alarmbereitschaft versetzen. Zwar sind noch immer nicht alle Pflanzen, alle Tiere entdeckt – aber das spielt keine Rolle, denn wenn es zu große Lücken im System gibt, läuft es Gefahr, zu kippen.
Es ist nicht einfach schade, dass viele Blumen und Kräuter langsam verschwinden und nur noch auf Kalendern oder Fotos zu sehen sind und bestimmte Tiere nur noch im Zoo als schwaches Abbild ihrer selbst leben – es ist hochgradig gefährlich für alles Leben auf der Erde. Noch immer wissen wir nicht alles über das hochsensitive und empfindliche Biosystem, das den Planeten Erde am Leben hält. Doch wissen wir genug, um das langsame Sterben zu erkennen.
Wir nehmen unseren Mitgeschöpfen immer mehr von ihrem Lebensraum – da, wo wir ihn nicht für unsere Zwecke nutzen, machen wir ihn durch Emissionen und andere Belastungen unbewohnbar für sie. Manche Arten konnten sich bis zu einem gewissen Grad anpassen, aber das sind nur wenige. Man muss von dem Gedanken abkommen, dass eine sachte Trauer für den letzten Eisbären oder die letzte Gebirgsblume angebracht ist und dass man es dann vergessen kann, weil es Zoos und Herbarien gibt. Es ist nicht einfach schade oder bedauerlich – es bedeutet, dass diese Lebewesen den Weg gehen, den auch wir gehen müssen, wenn wir nichts unternehmen.
Man denke an die Trauer um den berühmten Eisbären Knut – die ganze Nation war tief berührt, als das Tier starb – und währenddessen kämpfen seine Artgenossen um ihr Überleben. Dieses eigentlich nicht nachvollziehbare Denken, diese Oberflächlichkeit wird schlimmste Folgen haben. Das betrifft unsere Generation noch nicht, die nächste noch nicht so sehr ... aber dann wird es spürbarer und akuter werden.
Die Erde ist von den Geschöpfen, die auf ihr leben, nicht wirklich zu trennen – es ist ein wunderbares System. Und wir, die wir die Macht hatten, das Antlitz der Erde so zu verändern, wir haben auch die Macht sie zu retten. Nur sollten wir endlich anfangen, denn mittlerweile sind fast 1000 Arten in allerhöchster Gefahr. Und es werden täglich mehr. Wenn niemand mehr darüber sprechen oder schreiben muss, weil jeder die Auswirkungen spürt, dann wird es zu spät sein.
© "Gedenktag zur Erhaltung der Artenvielfalt". Text und Abbildung: Winfried Brumma (Pressenet), 2011.
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