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"Ich möchte einfach glücklich sein", sagt die junge Frau. "Das will doch jeder, oder?"
Was meint sie damit? "Glück haben" bedeutet doch nichts anderes als einen günstigen Moment zu erleben. Oder etwa doch nicht? Glück hat man, wenn der Zufall günstig ist für das Jetzt und Hier. So gesehen wäre das Glück eine Art Momentaufnahme des Schicksals.
"Sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende." Heißt das nun, dass das junge Paar jede erreichbare Spielbank arm macht und jeden Lottojackpot knackt? Wahrscheinlich nicht. Es gibt ja auch Menschen, die seufzend sagen: "Ach, ich habe nie Glück gehabt im Leben." Glück womit – in der Liebe? Ist der richtige Partner denn so etwas wie ein Lotterielos, das keine Niete ist, sondern der Hauptgewinn ... oder ziemlich nahe daran? Vielleicht hat es auch mit Geld zu tun, das Glück?
"Glück gehabt", wenn der herabfallende Dachziegel nicht den eigenen Kopf getroffen hat, wenn die Versicherung den Schaden zahlt, wenn man am Spieltisch gewonnen hat, eine Operation gut verläuft, der Partner gut zu einem passt, der Vermieter dieses Jahr nicht die Nebenkosten erhöht oder man einen guten Job findet. Ja, Glück gehabt. Aber was kommt dann? Bricht dann wieder der geballte Ärger über einen herein – am Arbeitsplatz oder in der Familie? Wird jemand krank oder kommt man mit einer kleinen Unehrlichkeit nicht durch? Was kommt nach dem Glücksfall?
Der alte Mann sagt: "Wir waren immer zufrieden." "Zu-Frieden" – was ist das für ein Wort? Frieden, das bedeutet Ruhe, aber ohne Langeweile. Ruhe vor Streit, vor Ängsten, wenn auch nicht vor Sorgen. Wer in Frieden lebt mit sich und den Dingen, die ihn und auch einen Teil seines Lebens ausmachen, der verliert sich nicht in Neid oder Verzweiflung. Wo Frieden ist, gibt es keine Kämpfe, die erbarmungslos geführt werden. Vor allem nicht in einem selber, und dieses "Selber" ist unser ureigenstes Land, das wir gestalten und in dem unsere Seele lebt. Wenn wir sie lassen.
Für viele Dinge sind wir nicht verantwortlich, vieles widerfährt uns, ohne dass wir irgendeinen Einfluss darauf nehmen können. Aber für die Weise, wie wir unser inneres Land, unsere wahre Heimat gestalten, dafür können wir nicht nur etwas – dafür können wir alles. Wer hier Frieden hat, der erschafft etwas Bleibendes.
Was der alte Mann sagt, ist etwas, das man gar nicht so selten hört. "Ich bin zufrieden, mir geht es gut." Natürlich ist auch immer etwas von "sich abfinden" dabei enthalten. Aber was schadet das – niemand erreicht die vollen hundert Prozent in allen Dingen. Im Beruf, in der Liebe, im Erfolg. Sich das zu wünschen ist gut für einen Tagtraum, warum auch nicht – doch nicht für mehr.
Schwächen und Stärken erkennen und daran arbeiten, das Unmögliche als solches annehmen und hinderliche Gefühle wie Neid im Zaum und somit Frieden halten, das macht unsere innere Heimat fruchtbarer als es ein riesiger Lottogewinn jemals könnte.
Wer glücklich ist, schwelgt im momentanen Zustand, daran ist nichts verkehrt. Aber auf Dauer brauchen wir diesen Zufriedenheitszustand nicht mehr. Das bedeutet keineswegs, dass man sich mit jedem Mittelmaß abzufinden hat. Aber wenn ein Ziel nicht erreicht werden kann, dann ist es mit Sicherheit besser, erst gar keinen Kanonendonner zuzulassen.
Man kann mit Enttäuschungen eben auch einen Friedenspakt schließen. Und schläft mit Sicherheit besser dabei.
© Text und Abbildungen zu "Rosen oder Löwenzahn: Zufriedenheit und die Kunst des Glücklichseins": Winfried Brumma (Pressenet), 2012.
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