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Teil XII: Das Leben auf den Kopf gestellt
Mal hörte dann noch gespannt zu, wie Mam ihm von den neuen Visitenkarten erzählte, die sie in Mittlingshausen bestellt hatte. "Guter Laden war das, aber der Verkäufer war ein wenig neben sich. Der fragte mich doch wirklich drei- oder sogar viermal nach meiner Adresse", kicherte sie. Und dass sie froh war, nach all dem Ärger endlich den Internetanschluss bekommen zu haben.
Malcolm erinnerte sich vage, dass es sehr lange gedauert hatte, bis alles wieder freigeschaltet worden war. Tante Evelyn hatte einen Internetanschluss gehabt, das war ihre einzige Möglichkeit, am Leben teilzunehmen, nachdem sie krank geworden war. Das hatte Mam erzählt.
"Ich will mir gar nicht vorstellen, Mal, wie lange es gedauert hätte, wenn wir einen Erstanschluss hätten legen lassen. Die haben so schon Probleme gehabt, unsere Adresse zu speichern. So, als könnten sie sich nicht vorstellen, dass es hier wirklich Leute gibt, die Internet haben wollen." Dazu lachte Mam, und Mal machte Witze darüber. Dabei kam das Wort "Kaff" möglicherweise etwas öfter vor, aber seine Mutter störte es nicht.
Soweit er sich erinnerte, hatte es endlose Telefonate gegeben. Es hatte ihn nicht besonders interessiert, weil ihm alles egal war außer Berlin. Was brauchte er in diesem Kaff denn einen Internetzugang, hatte er gedacht. Das war, als er noch immer hoffte, dass er wieder zurück nach Hause kommen würde.
Später, in seinem Zimmer, dachte Mal über "zu Hause" nach. Das war immer Berlin gewesen und sein Viertel. Der kleine Laden und die Wohnung dazu. Seine Schule und seine Freunde. Das war seine Welt.
Freunde hatte er nun keine mehr. Da machte sich der Junge nichts vor. Das war vorbei. Die Kumpels würden ihn vergessen haben, so wie er auch immer seltener an sie dachte.
Laden und Wohnung gab es. Und sonst? Die Schule war erst einmal für ihn beendet. Jedenfalls die Schule hier im Kaff. Was nach den Sommerferien war, würde er sehen. Schließlich konnte es ja nicht auch anderswo so bescheuert zugehen wie hier in diesem unmöglichen Dorf, oder? Malcolm hoffte das jedenfalls inständig. Noch so eine Lehrerin wie diese Scherlich würde er nicht verkraften.
Die stammte ja irgendwie aus dem vorigen Jahrhundert. Das hatte jedenfalls seine Mam gesagt, und Linda Kabitzke hatte ihr zugestimmt. Aber an die Schule mochte der Junge jetzt eigentlich noch gar nicht denken. Er hatte noch eine Woche Zeit, um sich umzusehen. Dann nämlich würden die Ferien beginnen und er würde sehr aufpassen müssen, wenn er weiter auf Entdeckungstour gehen wollte. Und das wollte er, das wollte er ganz unbedingt.
Als Mal dann im Bett lag, starrte er noch eine Weile an die Decke. Nicht, dass es da viel zu sehen gab. Keine über den Putz wandernden Lichter von vorbeifahrenden Autos. Hier war es schon am frühen Abend ruhig. "Weil die wohl wirklich die Bürgersteige hochklappen, wenn die Sonne untergeht", murmelte Mal vor sich hin.
Aber er dachte noch eine ganze Weile daran, was er an diesem Tag so erlebt hatte.
Seine Gedanken begannen zu verschwimmen, denn er war doch sehr müde geworden bei seinem Ausflug. Schläfrig dachte er auch noch daran, dass er gar nicht nach einem Hund gefragt hatte, obwohl die Gelegenheit doch sehr günstig gewesen wäre. Aber das hatte wahrscheinlich noch Zeit. Einen oder zwei Tage vielleicht.
Und bevor er dann wirklich einschlief, fuhr ihm noch etwas durch den Kopf, das er verdrängt hatte, seit er zu Hause war: "Die hätten mich sehen müssen."
Hinweis: Wie es weitergeht, erfahrt ihr im Buch, das bald erscheinen wird. Wir halten euch auf dem Laufenden.
© "Malcolm – Verschwommene Gedanken": Erzählung von Winfried Brumma (Pressenet), 2017. Bildnachweis: Altes Buch der Geheimnisse, CC0 (Public Domain Lizenz).
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