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Die mit Spannung erwartete Fortsetzung der "Meda von Trier"-Saga liegt nun unter dem Titel "Das Vermächtnis der Meda von Trier" vor.
Zur Erinnerung: Der erste Band, ein fesselnder historischer Roman über Vergeltung und Liebe, erschien Ende 2022 und heißt "Das Mündel der Meda von Trier" (das Buch von Christine Rhömer hatten wir hier auf unserem Portal vorgestellt).
Oberlothringen zu Beginn des 12. Jahrhunderts: Das Reich Kaiser Heinrichs V. wird noch immer von Kämpfen erschüttert, und Gero muss sich am Mittelrhein gegen neue Feinde behaupten. Zudem stellt seine Familie ihn vor große Herausforderungen. Seine älteste Tochter Ida verweigert sich allen Bewerbern im Vertrauen auf die Weissagung der Heilerin Meda von Trier, dass es für sie nur einen Gefährten gibt. Unversehens gerät Ida in ein ungleiches Kräftemessen, geschürt durch Hass und Rachsucht. Gelingt es ihr trotz Gefahr und einem tragischen Vertrauensbruch, ihre Bestimmung zu finden und Medas Heilkundebuch zu bewahren?
Es ist bemerkenswert, wie Christine Rhömer die Lebensumstände des Hochmittelalters, sowohl des Adels als auch des einfachen Volkes, zu vermitteln weiß. Bräuche wie die Verheiratung, Kampftechniken, Turniere, die Ausbildung von Kindern, Pilgerreisen, das damalige Wissen und Weltbild – wir erfahren eine unendliche Fülle an interessanten Fakten en passant. Und damit wir uns in Zeit und Raum gut orientieren können, gibt es neben einem Glossar zwei illustrierte Landkarten.
Unsere Leseempfehlung: (Werbung) Christine Rhömers zweiter historischer Roman "Das Vermächtnis der Meda von Trier" wurde August 2024 veröffentlicht und umfasst als Taschenbuch 522 Seiten (978-3948063481). Der pinguletta Verlag hat diesen Roman auch als E-Book herausgegeben.
Zärtlich und fordernd zugleich griff der Wind in Idas Haar, als sie im gestreckten Galopp über die Ebene unterhalb von Burg Rheinsporn am Fluss entlang ritt. Der Weg führte sie durch saftige Wiesen und war atemberaubend. Auf den angrenzenden Feldern stand goldgelber Weizen, gesprenkelt vom Blau der Kornblumen. Sommerblüher verströmten einen betörenden Duft, und die Luft war erfüllt vom Summen unzähliger Insekten. In der Ferne schimmerten die Erhebungen des Siebengebirges. Sie liebte den Rhein, der sich im Sonnenlicht glitzernd durchs Tal schlängelte, und die Ausritte gaben ihr das Gefühl, frei von all den Zwängen zu sein, die das Leben auf der Burg mit sich brachte.
Auf dem Pferderücken fühlte sie, wie Lebensfreude durch ihren Körper pulsierte, und es war ihr egal, dass sich ihre Haut braun färbte, wenn sie sich lange unter freiem Himmel aufhielt. Das galt nun als unschicklich. Nur Landleute bekamen im Sommer eine dunklere Hautfarbe – Adlige konnten es sich leisten, ihre Zeit im Schatten zu verbringen. Als sie noch im vergangenen Jahr in der sengenden Sonne auf dem offenen Feld arbeiten musste, hatte es niemanden gestört, dass ihre Haut Farbe annahm.
Ida zweifelte daran, dass es gut für sie war, nicht mehr in Thure zu wohnen. Natürlich brachte das Dasein auf der Burg Annehmlichkeiten mit sich, die sie in ihrer ärmlichen Kate im Dorf nicht genossen hatten.
Doch schienen ihnen nicht alle Burgbewohner zugetan zu sein. Sie vermisste die Dörfler, mit denen sie groß geworden war und ohne die sie sich ein Leben kaum hatte vorstellen können. Insbesondere ihren Spielkameraden, Luitgards Sohn Ruben. Aber ihre Eltern waren glücklich, dass der Kaiser den rechtmäßigen Anspruch ihres Vaters auf Rheinsporn anerkannt hatte und dass sie nun die Burgherren waren. Die ganze Grafschaft war vermutlich froh, dass es den tyrannischen Grafen Bertolt nicht mehr gab. Mit Ausnahme seiner früheren Anhänger.
Inzwischen war sie ein Burgfräulein und genoss die damit verbundenen Privilegien. Dazu gehörte, sich ein Pferd aus dem Stall nehmen zu können. Als sich eine Aue vor ihr auftat, zügelte Ida den Wallach, rutschte aus dem Sattel und zog das verschwitzte Tier ans Wasser. Es war Zeit, ihm eine Atempause zu gönnen und Gelegenheit zum Trinken zu geben. Auch ihr würde eine Abkühlung guttun. Ihr Vater hatte sie eindringlich davor gewarnt, im Rhein zu baden, weil er heimtückisch sei und schon viele Menschen in die Tiefe gezogen habe. Dennoch verspürte sie Sehnsucht nach der kühlen Frische.
Aufmerksam betrachtete sie die Strudel im Fluss. Es konnte wohl kaum schaden, wenn sie nur mit den Füßen hineinstieg. Sie schaute sich um, ob jemand in der Nähe war. Dann zog sie ihre hirschledernen Stiefel aus und wog sie in den Händen. Bequemes Schuhwerk gehörte zu den Annehmlichkeiten, die mit ihrem neuen Stand verbunden waren. Mittlerweile musste sie nicht mehr barfuß in Holzpantinen herumlaufen, in denen die Füße im Winter ständig zu erfrieren drohten. Zudem durfte sie jetzt leuchtend bunte Kleidungsstücke tragen, eingefärbt mit Substanzen aus Wurzeln, Beeren, Blättern und Rinden. Nicht länger nur das triste Grau oder Braun, das den Bauern vorgeschrieben war.
Summend stellte Ida die Stiefel beiseite, rollte den Saum der Beinlinge unter ihrer Tunika hoch und stieg behutsam mit den Füßen ins Wasser. Nach dem anstrengenden Ritt war das herrlich erfrischend. Sie spürte, wie sich ihre Beine von den Fußsohlen aufwärts abkühlten. Konzentriert malte sie die Schutzzeichen, die sie von der Heilerin Meda kannte, in die Luft und Richtung Boden. Erst danach setzte sie vorsichtig einen Fuß in den Strudel in Ufernähe und genoss das prickelnde Gefühl. Doch weiter wagte sie sich nicht hinein – die Warnung des Vaters klang in ihren Ohren nach. Also blieb sie stehen und lauschte dem metallisch-hellen Gesang der Kohlmeisen-Männchen, die sich in der Hainbuche am Flussufer einen Wettstreit lieferten. Im Vogelgezwitscher kehrten ihre Gedanken zu ihrer Familie zurück.
Sie hatte nicht gewusst, dass ihre Eltern adlig geboren und auf Rittergütern aufgewachsen waren. Dass ihre Mutter dazu erzogen worden war, den Haushalt einer Burg zu führen, und ihr Vater für ein Leben als Vasall des Königs bestimmt war. Hatte nicht geahnt, dass die Eltern ihrer Mutter noch lebten. Der einzige Verwandte, den sie all die Jahre über gekannt hatte, war ihr Patenonkel Adebar. Von diesem wusste sie zwar, dass er auf einer Burg wohnte, hatte sich aber als Kind nie darüber gewundert.
Einige Dinge bereiteten ihr Sorgen. Ihr Vater konnte jederzeit zu den Waffen gerufen werden, und mit ihrer neuen Rolle als Tochter des Pfalzgrafen von Rheinsporn waren Pflichten verbunden, die ihr nicht behagten. Unter anderem, dass sie wahrscheinlich einen fremden Mann würde heiraten müssen. Jemanden, der ihrem jetzigen Stand entsprach. Ein Spielmann hatte in der großen Halle berichtet, Kaiser Heinrich der Fünfte habe zu Beginn des Jahres eine zwölfjährige englische Prinzessin geheiratet. Ida schluckte. Ähnliches konnte auch ihr bald widerfahren. Sie war im gleichen Alter wie die Braut des Kaisers. Was sie über die Pflichten des Beilagers gehört hatte, flößte ihr Angst ein. Und besonders für kindhafte, zarte Frauen barg das anschließende Entbinden eine große Gefahr. In Thure, Menedich und Cuttenheim hatte sie Gebärende qualvoll sterben gesehen und wollte am liebsten kein Kind empfangen.
"Aber Vater hat versprochen, mich nicht gegen meinen Willen zu verheiraten", beruhigte sie sich flüsternd.
Plötzlich fühlte sie sich beobachtet. Das Vogelgezwitscher war versiegt und eine unheimliche Stille breitete sich aus. Sie schnellte herum und erschrak, als sie Dietrich, einen der Rheinsporner Knechte, neben ihrem Wallach stehen sah. Sein schwarzes Haupthaar hing in Zotteln herab und ein buschiger Bart dominierte seine untere Gesichtshälfte. Zu den groben Beinlingen trug er ein gegürtetes Hemd und quer über dem Oberkörper einen Lederriemen, an dem ein Münzbeutel baumelte. Hinter ihm erkannte sie Ritter ihres Vaters und ein Pferdegespann mit Fuhrwagen. Die Burg war nurmehr ein Punkt am Horizont.
Ihr wurde bewusst, wie weit sie sich von zu Hause entfernt hatte. Nun stand sie hier allein mit dem Knecht, der mindestens zehn Jahre älter war als sie, und anderen, feindselig dreinblickenden Männern. Wenn sie ihr etwas antun wollten, hätte sie dem nichts entgegenzusetzen, und niemand würde davon das Geringste mitbekommen. Konnte sie in dieser Situation noch auf Medas Schutzzeichen vertrauen? ...
© Der Textauszug zur Buchvorstellung des historischen Romans von Christine Rhömer "Das Vermächtnis der Meda von Trier" sowie die Abbildung des Buchcovers wurden mit freundlicher Genehmigung des pinguletta Verlages veröffentlicht, 08/2024.
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