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Ist die Welt überhaupt noch zu retten? Bringen unsere eigenen, scheinbar kleinen Versuche, die Welt zu verbessern, irgendetwas? Warum ist es so schwer, das Richtige zu tun? Und wozu machen wir uns eigentlich all die Mühe, wenn es dann doch umsonst ist?
Unsere Welt ist ganz schön komplex und der Versuch, sie auch nur ein Stückchen besser zu machen, kann eine frustrierende Angelegenheit sein. Also machen wir uns auf die Suche nach ein paar Antworten. Nicht auf die Frage, wie wir die Welt verbessern können. Sondern auf die Frage, warum Weltverbessern nicht immer so leicht ist, wie es manchmal angepriesen wird. Und warum es nicht so schwer sein muss, wie es uns manchmal vorkommt.
Das Sachbuch von Fabienne Schovenberg richtet sich an Menschen-, Umwelt- und Klimaschützer, an Achtsamkeits-Blogger, Mediziner, Bildungsbeauftragte und Geschichtenerzähler. Es richtet sich an jeden, der zuweilen überfordert ist von der Komplexität unserer Welt, und an jeden, der einen Beitrag dazu leisten möchte, sie besser zu machen. Denn Weltverbessern hat unzählige Gesichter. Schließlich sitzen wir alle im gleichen Boot. Jeder von uns kann einen Beitrag dazu leisten, die Welt zu verbessern. Und jedem von uns ist damit geholfen, wenn es uns allen besser geht.
Der Titel "Ist die Welt noch zu retten | Die Welt ist noch zu retten: Auf der Suche nach Motivation beim Weltverbessern" liegt als 170-seitige Softcover-Ausgabe vor, die im September 2020 unter der ISBN 978-3888645648 veröffentlicht wurde. Herausgeber ist der Verlag für Akademische Schriften (VAS), ein Imprint der Westarp Verlagsservicegesellschaft mbH, der dieses Werk unter den Genres Sozialwissenschaften, Lebenshilfe, oder Motivation und Erfolg publiziert hat.
... In den Jahren 2015 und 2017 beauftragte die Gapminder-Stiftung eine Umfrage. Die Stiftung wurde von Hans Rosling gemeinsam mit seinem Sohn Ola Rosling und seiner Schwiegertochter Anna Rosling Rönnlund gegründet und hat es sich zur Aufgabe gemacht, verheerende Unwissenheit mit einer faktenbasierten Weltsicht zu bekämpfen, die jeder verstehen kann. In dieser Umfrage ging es darum, ob sich die Welt insgesamt zum Besseren oder zum Schlechteren hin entwickelt oder weder noch. Die Antwort? Zwischen 55% und 86% der Befragten waren der Ansicht, die Welt verschlechtere sich.
Dieser Einschätzung ging die Gapminder-Stiftung mit dem sogenannten Gapminder-Test tiefer auf den Grund. Der Test umfasst 13 Fragen, die sich mit den Themen Bildung, Einkommen, Armut, Lebenserwartung, Bevölkerungsentwicklung und -verteilung, Naturkatastrophen, medizinische Versorgung, gefährdete Tierarten, Klima und Versorgung mit Elektrizität befassen. Die Fragen sind bewusst unkompliziert gestellt, enthalten keine Tricks und die verwendeten Fakten sind gut belegt. Eine der Fragen lautet z. B.: "Hat sich der Anteil der Menschen, der in extremer Armut lebt, in den letzten 20 Jahren fast verdoppelt, ist er mehr oder weniger gleich geblieben oder hat er sich fast halbiert?"
Diese Frage können wir ... richtig beantworten: Er hat sich fast halbiert. Eine andere Frage lautet: "Wie viele Mädchen beenden heutzutage die Grundschule in Ländern mit niedrigem Einkommen?" Die Antwortmöglichkeiten: 20%, 40% oder 60%. Die Antwort? Es sind 60%. Wieder eine andere Frage lautet: "Sind der Tiger, der Große Panda und das Schwarze Nashorn heute bedrohter als im Jahr 1996?" Wir können es uns denken. Die Antwort lautet: Nein. ... Ein Großteil der Befragten beantwortete die meisten Fragen falsch und übermäßig negativ. Und nicht nur das. Die Antworten waren systematisch falsch. Das bedeutet falscher, als sie es gewesen wären, hätten die Befragten ihre Antworten dem Zufall überlassen. Die Umfragen der Gapminder Stiftung geben Grund zu der Annahme, dass dieses überdramatische Weltbild, wie Hans Rosling es nennt, ein weit verbreitetes Phänomen ist. Unser Weltbild ist verzerrt, und zwar ins Negative. Wir sehen die Dinge schlechter, als sie eigentlich sind.
Nun könnte man meinen, die richtigen Fakten würden uns eines Besseren belehren. Aber unsere überdramatische Weltsicht scheint unabhängig von unserem Bildungsstand und von unserem Interesse am Thema zu sein. Hans Rosling stellte einige seiner Fragen bereits auf dem World Economic Forum im Januar 2015, bei dem einflussreiche Politiker, Geschäftsführer, Unternehmer, Forscher, Aktivisten, Journalisten und UN-Beamte zu Gast waren. Diese Menschen hatten Zugang zu den neusten Daten und Berater an ihrer Seite, die sie ständig auf dem Laufenden halten konnten. Sie waren auf dem Forum zusammengekommen, um sich über die Entwicklungen auf der Welt auszutauschen. Und sie beanworteten zwei der drei gestellten Fragen über den Zustand der Welt falsch. Es scheint so, als würden wir dem Fortschritt nicht so ganz trauen. Steven Pinker nennt dieses Phänomen progressophobia – die Angst vor Fortschritt. Das Problem ist also nicht nur, dass wir uns nicht darüber im Klaren sind, wie es tatsächlich um die Welt bestellt ist. Es würde scheinbar kaum einen Unterschied machen, wenn wir es wären. ...
Das menschliche Gehirn ist evolutionär darauf ausgelegt, Bedrohungen als wichtiger einzustufen als Chancen. Für unsere Vorfahren stieg so die Wahrscheinlichkeit, zu überleben und sich fortzupflanzen – der Grund, aus dem unsere Aufmerksamkeit heute immer noch viel mehr von schlechten Ereignissen, Nachrichten und Überzeugungen angezogen wird als von positiven. Es ist quasi eine Vorsichtsmaßnahme unserer Wahrnehmung: Auf positive Dinge zu achten ist im Ernstfall nicht so überlebenswichtig wie die Wahrnehmung einer potentiellen Gefahr. Für unsere Vorfahren war es zwar wichtig zu wissen, wo ein Beerenstrauch wuchs – aber den hungrigen Fleischfresser im Gebüsch zu erahnen, war wichtiger. Nun sind uns diese Instinkte erhalten geblieben, während sich unsere Lebenswelt verändert hat. Was positive Veränderungen angeht, leben wir im Schlaraffenland. Unsere Beerensträucher sind Supermärkte, Bildungseinrichtungen, Freizeitmöglichkeiten und vieles, vieles mehr. Und die hungrigen Fleischfresser sind so ziemlich von der Bildfläche verschwunden.
Welch Ironie, denn genau dort begegnen sie uns noch: in Form von schlechten Nachrichten aus der ganzen Welt auf unseren Fernsehern, Tablets, Smartphones, Laptops oder als Gruselgeschichten übers Radio. Und so zieht diese scheinbar einfache, evolutionäre Erklärung für unseren Hang zur Negativität in unserer veränderten und sich immer weiter verändernden Welt eine ganze Reihe an Nebenwirkungen nach sich. Wir können uns mehr Arten vorstellen, auf die ein Tag deutlich schlimmer verlaufen könnte als deutlich besser. Wir halten uns mit Rückschlägen mehr auf, als dass wir Glück genießen. Negative Kritiken nehmen wir ernster als positive. Wir glauben viel eher denen, die Angst und schreckliche Prophezeiungen verbreiten, während wir diejenigen, die angemessen reagieren, als selbstgefällig und naiv abtun. Und wir glauben eher, die Welt ginge den Bach runter, als dass wir an Fortschritt glauben – selbst, wenn wir ihn sehen. Man nennt es Negativitäts-Verzerrung oder auch Negativitäts-Dominanz: ein psychologisches Phänomen, demzufolge negative Eindrücke in unserer Wahrnehmung eine prominentere Rolle spielen als positive.
Paradoxerweise steht der Negativitäts-Verzerrung das Phänomen der Optimismus-Verzerrung gegenüber. Sie besagt, dass wir die Welt positiver, uns selbst begünstigter und unsere eigenen Ziele realisierbarer sehen, als tatsächlich angemessen ist. Außerdem neigen wir demnach dazu, unsere eigene Fähigkeit zur Einschätzung der Zukunft überzubewerten. Die Optimismus-Verzerrung scheint immer dann eine Rolle zu spielen, wenn Menschen oder Institutionen ein großes Risiko eingehen, indem sie für Mut und Zuversicht sorgt. Eine weitere Erkenntnis der Psychologie besagt, dass wir dazu neigen, unser eigenes Leben übermäßig optimistisch, das Schicksal der Gesellschaft dagegen übermäßig pessimistisch einzuschätzen. Die Optimismus-Verzerrung scheint wie eine Art Selbstschutz oder Bewältigungsstrategie zu funktionieren. In uns steckt also sowohl ein Hang zur Negativität als auch die Fähigkeit zum Optimismus, die uns helfen kann, Risiken einzugehen und so Herausforderungen zu meistern. Das gibt doch Grund zur Hoffnung. Jetzt müssen wir also nur noch einen Mittelweg finden. ...
Hinweis: Die Publikation von Fabienne Schovenberg wurde durch die Unterstützung der Andrea von Braun Stiftung ermöglicht. Diese Stiftung hat sich dem Abbau von Grenzen zwischen Disziplinen verschrieben und fördert insbesondere die Zusammenarbeit von Gebieten, die sonst nur wenig oder gar keinen Kontakt miteinander haben. Grundgedanke ist, dass sich die Disziplinen gegenseitig befruchten und bereichern und dabei auch Unerwartetes und Überraschungen zu Tage treten lassen.
© "Kann man unserer komplexen Welt überhaupt noch helfen?" Textauswahl zur Buchvorstellung "Ist die Welt noch zu retten | Die Welt ist noch zu retten" und Abbildung des Buchcovers mit freundlicher Genehmigung von BookOnDemand vabaduse, ein Imprint der Westarp Verlagsservicegesellschaft mbH, 01/2021.
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