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Underwaterworld III
Zwei Wahl-Berlinerinnen stehen hinter dem Künstlerduo "MARACHOWSKA ART & PHOTO-FICTION": die russische Malerin Maria Marachowska und die Wiener Fotografin Iris Weirich.
Es ist nicht von ungefähr, dass sich die beiden Künstlerinnen ausgerechnet in Berlin, dem angesagten, europäischen Schnittpunkt zwischen Ost und West und einem mit der ethnischen Vielfalt von New York vergleichbaren Schmelztiegel der Kulturen, begegnet sind. Gerade die einzigartige Mischung dieser modernen, weltoffenen Atmosphäre und den unübersehbaren Zeugnissen einer bewegten Geschichte und Kulturgeschichte ist es, die die beiden Künstlerinnen in ihren Bann gezogen hat.
Berlin ist für sie ein Ort der Inspiration, insbesondere, da in dieser Stadt unzählige Mikrokosmen nebeneinander existieren und die Natur mitten in, oder zumindest in nächster Nähe der Urbanität zu finden ist und nicht zuletzt, weil es hier für den Fantasiebegabten eine Vielzahl an Referenzen an andere mythische und exotischere Orte zu entdecken gibt, die, wenn auch in der Realität in weiter Ferne, hier ganz nah erscheinen.
Wenngleich Maria Marachowska und Iris Weirich unabhängig voneinander und jede für sich ihren eigenen und ganz persönlichen, künstlerischen Stil verfolgen, so kreist doch ihr visuelles und intellektuelles Universum um verwandte Themen, die sich durch die Umsetzung in den unterschiedlichen Ausdrucksformen von Malerei und Fotografie auf reizvolle Weise ergänzen und zueinander in den Dialog treten.
In der Tradition historischer Künstlerfreundschaften und -kooperationen, finden die beiden Künstlerinnen oftmals ihre Inspiration und ihre Motive an ähnlichen oder gleichen Orten, wie beispielsweise in gemeinsamen Naturerlebnissen oder auf der Suche nach einer spezifischen urbanen Stimmung und Atmosphäre. Dabei geht es nicht darum, das Gesehene direkt abzubilden, sondern vielmehr, durch künstlerische Medien und Verfremdung, das zum Ausdruck zu bringen, das man nicht auf den ersten Blick sieht. Der geteilte Enthusiasmus und Schaffensdrang dienen dabei als gegenseitige Motivation und Inspiration und sind Ansporn zum kreativen Austausch im Rahmen der parallelen Kunsttätigkeit.
Was die beiden Künstlerinnen in ihrer Herangehensweise verbindet, ist, dass sie sich ihre eigene, magische Realität erschaffen. Sie fühlen sich keiner Strömung oder Mode in der Kunstwelt zugehörig und ihr Verständnis von Wirklichkeit entspringt einer persönlichen, in gleichem Maße sinnlich und geistig orientierten Wahrnehmung, die frei von gesellschaftlichen Normen und Konventionen ist. Ihre Motive kann man keineswegs als aus dem Alltag gegriffen betrachten, vielmehr sehen sie ihre künstlerischen Werke als Reflexionen ihres inneren Auges, sie sind das Ergebnis von intensiver Betrachtung und Beobachtung, die das Gesehene in eine Vielzahl fantastischer Facetten zerlegt, die, nachdem sie die grenzenlose Maschinerie der kreativen Gedankenwelt durchlaufen haben, zu etwas völlig Neuem und noch nie Dagewesenen geformt werden und dadurch ein Fenster zum Unterbewussten aufstoßen.
Das, was sie mit ihren eigenen Augen sehen, verändert sein Erscheinungsbild durch künstlerische Mittel, eine neue Realität wird bei Maria Marachowska durch den virtuosen Pinselstrich und das aufregende Zusammenspiel expressiver Farbnuancen geschaffen und bei Iris Weirich durch die Kameraeinstellung, den unkonventionellen Blickwinkel und die Montage verschiedener Ebenen.
Eine große Rolle im Werk beider Künstlerinnen spielt die Faszination von Wasser, Wolkenformationen und den schier unbegrenzten Manifestationen von Licht. Für den Betrachter ist es spannend, die Auseinandersetzung mit diesen essentiellen Inspirationsquellen im direkten Gegenüber von Maria Marachowskas malerischem Werk und den fotografischen Arbeiten von Iris Weirich wahrzunehmen.
In der fiktiven Fotowelt von Iris Weirich durchströmen Wasser und Wolken nicht nur die Pflanzen- und Tierwelt, sondern vor allem auch auf überraschende Weise die urbanen Strukturen und Stadtimpressionen. Durch diese beabsichtigte Irritation zeigt sich, dass jede Stadt ihr Geheimnis wahrt und eine weniger düstere, als melancholische Vorahnung von versunkenen Zivilisationen wie Atlantis und Vineta in sich birgt und man sich an jedem Ort sein "Wolkenkuckucksheim" erträumen kann. Unmissverständlich sind diese rätselhaften Bilderwelten von einem malerischen Blick geprägt, der sich der Zweckmäßigkeit der modernen Fotografie entzieht und dem technischen Medium durch impressionistische und surrealistische Elemente eine unverwechselbare Note verleiht.
Maria Marachowskas Gemälde spiegeln die Auseinandersetzung mit den Naturkräften in der gekonnten Reduktion auf das Wesentliche wider, ihre Farb- und Formgebung scheint direkt den vier Grundelementen Feuer, Wasser, Luft und Erde zu entstammen. Ohne die Wahrnehmung durch eine unmittelbar reale Darstellung einzuschränken, sind die heilende Kraft des Meeres und seiner leuchtenden Blau- und Grüntöne ebenso spürbar wie die Transluzenz der Blätter, die kristalline Beschaffenheit von Gestein und die Strahlkraft der Sterne. Jedes ihrer Gemälde könnte gleichzeitig Teil eines großen Ganzen, der Detailausschnitt eines Universums sein, einer riesigen Landschaft, der Milchstraße oder den unergründlichen Tiefen der Weltmeere, wobei die enthaltenen Strukturen und Bildelemente in der Fantasie des Betrachters gleichzeitig immer neue Bilder generieren und Freiraum für individuelle Interpretationen und Empfindungen zulassen.
In einer Welt, in der die letzten Geheimnisse in rein wissenschaftlicher Sicht nahezu gelüftet zu sein scheinen, das Grundprinzip der Hieroglyphen entziffert ist, geht es Maria Marachowska und Iris Weirich darum, die Existenz des Rätselhaften zu bejahen, ihm in ihren künstlerischen Arbeiten Gestalt zu verleihen, ohne es unmittelbar greifbar erscheinen zu lassen. So schaffen sie eine neue Form des Symbolismus, der die Schwülstigkeit seiner Vertreter aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert abgeschüttelt hat. Der Begriff des Ästhetizismus ist im Kunstschaffen von Maria Marachowska und Iris Weirich frei von jeder negativ belasteten Konnotation, das Ästhetische ist bestimmend für ihre kreative Arbeit und bedeutet für sie nichts anderes als die Zuwendung zu dem verborgenen Schönen in der Welt, dem nicht Offensichtlichen und nicht Vordergründigen.
Die alten Mythen der Menschheit finden in abstrahierter Form Eingang in ihr Werk, genauso wie Einflüsse aus der Weltliteratur und Sprachpoetik und vor allem bei Maria Marachowska aus der Musik, die neben der Malerei ihre zweite künstlerische Ausdrucksform darstellt. Der Einbezug dieser anderen Kunstformen ins bildnerische und fotografische Werk weist auf eine Affinität zur Ästhetik und den genreübergreifenden Möglichkeiten der Filmkunst hin – und tatsächlich sind die beiden Künstlerinnen bekennende Cineastinnen und fühlen sich vor allem von der Arbeit stark visuell orientierter Regisseure inspiriert, die ihrerseits ihr Konzept aus der Malerei entlehnen. Maria Marachowska und Iris Weirich spannen damit einen gelungenen Bogen zur Frühgeschichte der Kunst, in der es bereits die Qualität eines bildenden Künstlers auszeichnete, Regisseur seines eigenen Bildwerks zu sein.
Edward Hopper, der seinerseits wie kein anderer das Filmische in die Malerei einfließen ließ, reduzierte in seiner reifen Schaffensphase sein künstlerisches Credo auf die visuelle Materialisierung von Licht, "was ich wirklich malen wollte, war das Sonnenlicht auf der Seite des Hauses", formulierte er in zugespitzter Form. Die Bezeichnung "Lichtbilder", ein anderes, altes Wort für Film, trifft auch auf die Gemälde von Maria Marachowska und die Fotografien von Iris Weirich zu, sowohl im sichtbaren als auch im übertragenen Sinn, der das zum Ausdruck bringt, das die Künstlerinnen der Tristesse der rationalen Gegenwart entgegensetzen möchten, indem sie in ihren Arbeiten flüchtigen Momenten Bedeutung verleihen, die ansonsten im Mahlstrom verloren gingen.
© Kunstrezension und Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von Iris Weirich (Miniatüra) und Maria Marachowska, 2012.
Informationen:
MARACHOWSKA ART (Maria Marachowska): www.marachowska.de
PHOTO-FICTION (Iris Weirich): www.photo-fiction.com.
Videos:
SIBERIAN BLUES (Maria Marachowska): Music & Art.
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