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Früher wollten alle Kinder einen Goldhamster. Die Eltern, die das nicht besser wussten, besorgten meist so ein Tier und tappten somit direkt in die Niedlichfalle. Denn erstens einmal sind diese kleinen Pelztierchen durchaus nicht kompatibel mit dem Tagesablauf von Kindern, und vor allem sind sie keine Kuscheltiere.
Ein Hamster wacht auf, wenn ein Kind zu Bett geht – weckt man ihn auf, nimmt er das eher übel. Und dann tut er, was ein vorzeitig aus dem Schlaf gerissener Griesgram nun einmal tut: er beißt. Und das tut weh, denn ein Goldhamster verfügt über lange und nadelspitze Zähne, ähnlich wie Ratten sie haben. Allerdings sind Farbratten als nette Hausgenossen viel besser geeignet – diese leben normalerweise nicht solitär und legen soziales Verhalten an den Tag.
Goldhamster sind, obwohl man ihnen das auf den ersten Blick nicht ansieht, eher kleine Räuber als Schmusetierchen. Sie sind wehrhaft, können aggressiv werden und halten von Schmuseeinheiten eher nichts, da sie meist solitär leben, abgesehen von der Paarungszeit, die allerdings nur aus den Flitterwochen besteht. Danach geht man wieder getrennte Wege. Da die kleinen Nager eine eingebaute Furcht vor allem, was "von oben" kommt, haben – also auch vor einer Kinderhand – erstarren sie entweder in Furcht oder beißen kräftig zu. Auf jeden Fall steht das Tier sehr unter Stress und baut selten eine Art Beziehung zum Menschen auf.
Für kleinere Kinder ist ein Goldhamster auf jeden Fall nicht geeignet – wenn überhaupt, denn ein Schmusetier ist er nicht. Mittlerweile gibt es sehr viele abweichende Züchtungen, wie etwa Teddyhamster oder auch verschiedene Varianten, was die Größe oder die Farbe angeht. Diese Tierchen haben mit dem Syrischen Goldhamster nicht viel gemein, außer dem Schlaf-Wach-Rhythmus und ihrer Art, die Nahrung in ihren Backentaschen zu "hamstern" und zu transportieren. Sie sind weniger aggressiv, dafür aber krankheitsanfälliger. Der Prototyp ist vom Wesen her unserem europäischen Feldhamster sehr ähnlich, in der Erscheinung und natürlich der Lebensweise. Leider ist der Feldhamster selten geworden, man hat ihn stark bekämpft und die Umweltgifte tun ein Übriges.
Wieso überhaupt jemand auf die Idee kam, Goldhamster in die Kinderzimmer zu holen, ist leicht erklärt – der knopfäugige kleine Nager mit dem hübschen Fell sieht sehr putzig aus, und deshalb hat man in ihm das ultimative Kuscheltier gesehen. Das war für die Hamster fatal – denn von kleinen, ständig freundlichen Schmusetierchen sind sie weit entfernt. Die Niedlichkeitsfalle hat im Fall dieser Tierchen zugeschlagen – was so putzig aussieht, sollte mit Sicherheit auch lieb und kuschelig sein. Das allerdings trifft nicht einmal auf die als Schmusetiere beliebten Kaninchen grundsätzlich zu.
Goldhamster sind eher Haustiere für den interessierten Beobachter, der sich ihnen "von gleich zu gleich" nähert und auf das Greifen und Schmusen keinen Wert legt. Bietet man ihnen eine artgerechte Haltung, die ihren Bedürfnissen entspricht, sind sie geradezu spannende Mitbewohner. Allerdings gehören sie nicht in die Kinderzimmer.
© "Goldhamster sind keine Schmusetierchen": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2012. Abbildung: "Goldhamster im Käfig" von Andreas Hein, Lizenz: gemeinfrei.
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