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Der etwas unauffälligere, aber bei näherem Hinsehen sehr schön anzusehende Verwandte der Pferde, spielt in der ersten Liga der Beleidigungen, was den Gebrauch seines Namens angeht. "Esel" ist ein Synonym für Dummheit, Störrigkeit und natürlich auch für Sturheit. Dabei können Liebhaber dieser interessanten Tiere sehr wohl bestätigen, dass es sich da meist um Verleumdungen handelt, denn die Grautiere sind sehr klug, und gerade das wird ihnen zum Verhängnis, was das menschliche Verständnis angeht. Denn wo ein Esel einen Entschluss gefasst hat, lässt er sich nicht so leicht davon abbringen.
Wird er gut behandelt, wird man viel Freude an ihm haben und in den Genuss seines freundlichen Wesens kommen. Anders als Pferde sind Esel nicht für das Langstreckenrennen gemacht. Sie sind eher für Kurzsprints zu haben und flüchten daher nicht so schnell und so weit wie Pferde. Und so entwickelten sie andere Strategien. Sie sind stark, genügsam, kommen gut im unwegsamen Gelände zurecht und haben einen hervorragenden Orientierungssinn. Es wird erzählt, dass in den alten Zeiten Händler ihre Tiere mitsamt den Lasten über die für Menschen kaum begehbaren Pässe der Gebirge schickten. Die klugen Tiere fanden ihren Weg und brachten die Tauschwaren vom Handelspartner zurück – ganz ohne Begleitung. Esel finden sich auch heute noch zuweilen in Schafherden – als intelligenter Führer zum Beispiel.
Ein Esel wird aber seinen "Job" so machen, wie er es für richtig hält – und Menschen fahren nicht schlecht damit, sich darauf zu verlassen. Und das ist es auch, was uns der Esel sagen will: "Tu es so, wie du denkst, dass es gut für dich ist." Dieses Krafttier ermuntert geradezu, gegen den Strom zu schwimmen und sich nicht allzu viele Lasten aufbürden zu lassen. Sturheit im positiven Sinne ist ja etwas, das uns hilft, unser Ziel zu erreichen. Es ist Konzentration dabei, und natürlich auch ein starker Wille. So mancher Esel weigerte sich, einen Pfad zu betreten, obwohl der Reiter oder Begleiter darüber verzweifeln wollte – und kurz darauf ging ein Steinschlag nieder ... so gesehen war es völlig richtig, nicht weiterzugehen. Es kommt auf die Perspektive an – und darauf, sich vielleicht ein wenig zurück oder seitwärts zu bewegen, um das Bild von einer anderen Seite wahrzunehmen.
Natürlich gibt es auch hier ein "zu viel": niemand möchte dem Bild vom störrischen Esel entsprechen – als jemand gelten, der eben stur ist um der Sturheit willen. Das ist etwas, wovor der Esel warnt: nicht grundlos starrsinnig sein bis zur Unbeweglichkeit. Das ist schädlich für sich selber und für andere. Er ermuntert aber dazu, sich seiner Sache sicher zu sein und sie nicht aus den Augen zu verlieren. Denn Kraft dafür ist genügend da – ebenso wie Gespür für Hindernisse. Sich selber treu bleiben ist eine weitere Botschaft, und den Glauben daran nicht zu verlieren, dass Ziele erreicht werden können.
Was langsam vorankommt (ein Esel ist nun mal kein Rennpferd), aber dafür beständig, hat mehr Erfolg als ein wahnwitziger Run, bei dem man auf halber Strecke ausbrennt.
"Mach weiter, du bist auf dem richtigen Weg. Bleib nicht stecken und hab keine Angst vor Hindernissen. Was jetzt wie eine unüberwindbare Schwierigkeit aussieht, kann sich als Glücksfall erweisen. So wie du es machst, ist es gut."
Zu weiteren Krafttiere Beiträgen: Die Ente | Die Eule | Der Falke | Der Fisch | Die Fledermaus
© für den Beitrag "Bedeutung der Krafttiere – Der Esel": Winfried Brumma (Pressenet), 2013. Die Abbildung zeigt einen Afrikanischen Esel, Creative Commons-Lizenz
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