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Lesen Sie diese Geschichte ab dem I. Teil:
Wenn ein geliebtes Tier stirbt
Eine der allerersten Fragen, die sich Hundehalter stellen, wenn sie sich begegnen, ist: "Junge oder Mädchen?", oder: "Rüde oder Hündin?"
Treffen zwei Rüden aufeinander, zerren in vielen Fällen die Menschen ihre Hunde mit bedauerndem Blick weiter, denn "mit Rüden kommt er überhaupt nicht klar". Das ist nicht immer richtig, denn wenn die beiden Machos sich ordentlich auseinandersetzen könnten, also ausmachen, wer hier wem über ist, gäbe es normalerweise keine großen Probleme mehr. Dazu sollten sie aber nicht an der Leine sein ... und beide Hunde sollten sich instinktsicher verhalten. Der unterlegene Rüde wird nicht auf Macho-Allüren bestehen, der Stärkere dadurch eben auch nicht – und dann kann das ganz gut klappen.
Vor allem bei jungen Tieren geht so etwas meist gut. Etablierte Revierhochnasen allerdings dulden keine Frechheiten von Jungspunden, sollten diese nicht wissen, wann es Zeit ist, zurückzustecken. Bei Welpen sieht die Sache wieder ganz anders aus, denn jeder wesensgesunde Hund wird einem Welpen gegenüber nicht ungebührlich grob.
Bei zwei Hündinnen kommt es schon seltener vor, dass sie sich untrennbar raufen, allerdings eskaliert es hier und da zu einem Zickenkrieg. "Meine Susi kann andere Mädchen überhaupt nicht ausstehen", heißt es dann, und auch hier trennt man sich eben. Das ist oft schade, denn auch, wenn sich die Menschen gut verstehen, wird so eine Plauderei im Gassirevier nicht so schön, wenn man ständig zwei keifende Hündinnen auseinanderhalten muss. Natürlich gibt es da auch Überraschungen – einmal von der Leine klappt es dann doch ganz gut mit den Hündinnen. Aber immer ist das nicht der Fall. Und der Kampf ist nicht weniger ernst, weil es sich um Weibchen handelt.
Am liebsten mögen es die Herrchen und Frauchen, wenn der entgegenkommende Hundefreund das gegenteilige Geschlecht führt. "Ein Mädchen? Na dann ist es okay." Und schon werden die Karabinerhaken gelöst oder zumindest entspannt zugesehen, wie sich die Hunde interessiert miteinander bekannt machen. Eine goldene Regel ist das allerdings auch nicht unbedingt, denn wie bei Menschen gibt es auch einen Sympathiefaktor – und wenn der niedrig ist, kann eine Hündin durchaus einen Rüden anraunzen, oder umgekehrt.
Die Entscheidung für einen Hund beinhaltet auch die Wahl des Geschlechtes. Außer, man kommt rein versehentlich zu einem unwiderstehlichen Wollknäuel von etwa zwölf Wochen und kann sich damit erst auseinandersetzen, wenn der Hundebesitzerstatus durch zwei Knopfaugen und eine feuchte Nase bestätigt worden sind. Das ist durchaus nicht abwegig – denn wenn man sich in einen Hund so richtig verguckt hat (kommt sehr oft vor, wie gerne bestätigt wird), ist einem das Geschlecht ziemlich egal. Außer natürlich bei der Namensgebung.
Wer die Sache aber planmäßig angeht, steht vor einer Entscheidung. Rüde oder Hündin – beides hat Vorteile, aber auch Nachteile, jedenfalls für die Menschen am anderen Ende der Leine. Hündinnen gelten im Allgemeinen als führiger, das heißt, sie ordnen sich problemloser unter und zeigen eher Anhänglichkeit. Das stimmt nicht immer, die Rasse oder der Schlag spielen da auch eine Rolle – aber in vielen Fällen verhält es sich so. Rüden sind unabhängiger, dominanter – das wird so gesehen und oft stimmt das auch. Ich persönlich habe schon sehr sensible und anhängliche Rüden erlebt, ebenso wie Hündinnen, die sich benahmen wie ein ganzes Wildhunderudel. Die Regel ist das allerdings nicht – im Großen und Ganzen sind die "Vorurteile" in dieser Sache nicht wirklich welche.
Dass Hündinnen in die Hitze kommen, also läufig werden, ist mit ein Grund, warum Rüden meist vorgezogen werden. Dabei darf man nicht vergessen, dass die Läufigkeit zweimal im Jahr für den Menschen ein wenig mehr Umsicht fordert (manche Weibchen werden öfter oder selten läufig) – ein Rüde dafür immer in Hitze ist, außer natürlich wenn er kastriert ist. Manche Halter nehmen die etwa vierwöchige Unbequemlichkeit pro Läufigkeit gerne in Kauf, denn wenn sich ihre Hundedame nicht in der Hitze befindet, ist man völlig sicher. Grobe Verunreinigungen kommen nicht vor – man kann auch Vorsorge treffen. Draußen heißt es natürlich: Aufpassen. Da die Hündin nicht versteht, wieso sie auf einmal nicht mit Harras darf wie sonst immer, sollte eine andere Route gewählt werden für diese Zeit. Damit schont man auch die Halter der Rüden, die an ihren Hunden verzweifeln, wenn diese die Spur eines deckbereiten (oder bald bereiten) Weibchens aufnehmen.
Rüden sind immer auf Eroberung aus und darauf, ihre Stellung als Macho zu festigen. Bei Kastraten fällt dieser Drang weg – das bedeutet allerdings nicht, dass sie sich alles gefallen lassen. Das ist durchaus nicht der Fall. Hunde aus dem Tierheim oder solche, die ihren Weg aus Osteuropa oder den mediterranen Ländern genommen haben, sind meist schon kastriert. Ein solcher Rüde ist ein angenehmer Gefährte – im Gegensatz zur landläufigen Meinung weder verweiblicht noch wird er "weibisch" – er setzt allenfalls andere Prioritäten. Das Argument, Kastraten werden schneller dick, greift nicht – es ist einfach so, dass kastrierte Hunde einen niedrigeren Kalorienbedarf haben. Füttert man sie also "zu gut", setzen sie an. Das gilt auch für kastrierte Weibchen.
Für das Kastrieren von Hündinnen gibt es gute Gründe – aber auch gute Gründe, es zu lassen. Das Für und Wider ist ein großes Thema und sollte am besten mit dem Tierarzt besprochen werden. Die Kastration von Hündinnen hat ebenso viele Gegner wie Befürworter – die eigene Entscheidung sollte gut überdacht werden, sobald man sich umfassend informiert hat.
Als Amy endlich hier angekommen ist, war sie ein Wunschhund, was ihr Geschlecht angeht. Ich favorisiere Hündinnen aus vielen Gründen – was nicht heißt, dass ein Rüde chancenlos gewesen wäre, wenn es "geklickt" hätte. Aber der Gedanke war: wenn möglich, eine Hündin. Der Verhaltensforscher Konrad Lorenz singt in seinem Standardwerk "So kam der Mensch auf den Hund" das Hohelied der Hündinnen und fragt sich, wieso die Bezeichnung für sie im Englischen eine äußerst grobe Beleidigung ist (das englische "Bitch" entspricht im Deutschen sowohl "Hündin" als auch "Miststück" oder ähnlich derber Begriffe).
Was das Führen eines Weibchens als zusätzlicher Bonus angenehm macht, ist das Verhältnis im Revier. Rüden kommen einem öfter entgegen – so gesehen ist das Wandern mit dem Hund entspannter, denn ein gemischtes Doppel kommt meist gut miteinander klar. Und Freundschaften zwischen Weibchen sind eigentlich die Regel. Amy hat neben ihren vielen Kumpeln zwei "beste Freundinnen", ist allerdings auch allen anderen Hündinnen gegenüber positiv und zeigt sich nicht als Zicke.
Aber Amy ist ja auch ein Wundertütenhund und ich bin gerne mit ihr unterwegs.
© "Rüde oder Hündin? Vorteile und Nachteile": Text und Foto von Winfried Brumma (Pressenet), 2013.
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