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Vorm innern Auge ging der Vorhang hoch
für abgelauf'ne Szenen, oft verflucht.
Ein zappelndes Gedankenspiel versucht,
die Damalsrolle jetzt zu schönern noch.
Du weißt doch, Kopf, dass im Gewebe Zeit
die Maschen ineinander hängen fest
und keine losgelöst sich greifen läßt.
Nie umzuhäkeln ist Vergangenheit!
Die schwachen Rollen von sich weisen weit,
den Platz im Rudel hoch nur nehmen an
entspringt Alleinseinsangst aus Kinderzeit.
Wunsch – Selbstbild überblendet Wirklichkeit.
Ihm nachzuhecheln Schreck nicht bannen kann,
blinkt Mangel durch an Lebenstüchtigkeit.
Drei weitere Lyrikstücke aus dem Jahre 2019 hat uns Friedrich Treber hier zur Veröffentlichung freigegeben:
Was aus dem Jetzt fällt, wird Vergangenheit.
Der Wimpernschlag von eben ist erstarrt.
Geformtem ist oft Dauer Wesenheit.
Doch nicht mehr greifbar und nicht wirksam mehr
bleibt Vieles eingehegt in seinen Zeiten.
Darüber stets sich neu formt Gegenwart.
Als neuste Stufe kommt das Jetzt daher
auf einer Treppe aus Gewesenheiten.
Erinnerungen sollen Lebewesen
ein Kompaß sein, im Heute zu bestehn.
Doch oft wird übermächtig, was gewesen:
Was Schreckschmerz eingebrannt, Wohlsein geschmeichelt ein,
Erstarrtes, welches Nutzen heut verspricht,
verleiten, Änderung durch Zeit zu übersehn,
Vergangnem neu im Heute geben Schein,
und trüben auf das wahre Jetzt die Sicht.
Stets klare Sicht ist Weisen vorbehalten.
Noch ist, daß Irrtum Menschen narrt, die Norm.
Nach Wunsch und Denken Leben zu gestalten
und Folgen, die aus trüber Sicht entspringen,
selbst tragen, rührt an Rechte Andrer nicht.
Doch jedem, der in irgendeiner Form
versucht, sein Denken Andern aufzuzwingen,
sei Klärung eignen Blickes Menschenpflicht.
Und würd die Welt morgen endgültig zerstört,
heut Bäume noch pflanzen und Schulden begleichen,
hätt Luther einst angelobt, hab ich gehört.
Was kann dieser Spruch uns im Heute erhellen?
Wer hat schon ein Grundstück, um Bäume zu pflanzen?
Schuldtilgung programmgelenkt Raten erreichen.
Neuzeitlichen Drohungen gilt's, sich zu stellen!
Und gleich wird die Welt in den Abgrund nicht tanzen.
Wer Welt, die er wünscht, so gut lebt, wie er kann,
pflegt Wurzeln, drauf Frucht wachsen mag mit der Zeit.
Die, sei sie auch klein, Andern Zeichen wär dann,
die träumen, Gewohntes ins Beßre zu heben.
Wer könnte schon Alles zurückgeben je,
was Umfeld zum Wachstum gestellt ihm bereit?
Doch Teile davon Andern weiterzugeben,
verringert Gefahren, daß Mangel entsteh.
So Vieles, das wächst, wird doch nie tragen Frucht.
Allem, was lebt, drohen Unglück und Schmerzen.
Ein jeder kann werden schon gleich heimgesucht.
Wer willig, kann Helfen und Trösten betreiben,
versuchen, zu lindern ihm greifbare Not.
Da Antun von Leid wohl niemals auszumerzen,
sei's sittsam, kein gutes Wort schuldig zu bleiben,
zu pflegen, was blüht, wenn auch Unwetter droht!
Unsere Empfehlung: Der Autor Friedrich Treber bietet mit seinen Erzählungen, Essays und Gedichten viele Augenblicke zum Innehalten. Die Leserinnen und Leser werden zum Nachdenken über die Welt angeregt und erfahren (vielleicht) auch die ein oder andere eigene Wahrheit. "Und das Wort ward Stein" (Mitte 2022 erschienen) gibt es als gebundene Ausgabe (177 Seiten) und auch als E-Book.
An Mutters Hand und doch allein.
Ein kleines Ding an ihrer Wange,
da spricht mit Lächeln sie hinein.
Ob Bitten, Fragen, auf was zeigen
nicht einen Blick nur bringt es ein.
Kein Echo wird da Kindes Hange,
daß jemand ihm sich mög' zuneigen.
Als Ding gezogen hinterdrein!
Auf solches Kind die Welt wirkt ein.
Kann selber scheinbar nichts bewegen,
darf Spieler nicht, nur Spielball sein.
Es zweifelt, Menschen zu erreichen,
mag fragen: Bin ich's wert denn nicht?
Lernt es dann, Ärger zu erregen,
wenn Menschensinn nicht zu erweichen,
stellt manches Kind sich selbst ins Licht.
Wächst solches Kind von Mutters Hand,
wird's schaffen sich ein eignes Leben?
Vor Andern sichern eignen Stand?
Von Falschen oft sich lassen binden,
weil inn'ge Mutter Suchens Ziel,
für Vorgetäuschtes Eignes geben,
an Mutters Sterbebett einfinden
in hohler Hand ein Technik-Spiel?
© Lyrik "Ungeliebte Lasten (ein zappelndes Gedankenspiel)" sowie drei weitere Werke mit freundlicher Genehmigung von Friedrich Treber, 2014/2020. Beachten Sie auch die Literatur-Auswahl von Friedrich Treber. Hören Sie Musik und Literatur von Friedrich Treber auf Spotify.
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