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Bäume sind ein wichtiger Bestandteil aller Mythen der Welt – sie bergen magische Kräfte, sind Symbole des Göttlichen oder haben eine ganz bestimmte Bedeutung für das spirituelle Leben der Menschen.
Die Esche, ein Baum, der eine beeindruckende Größe erreichen kann – ca. 40 Meter – hat eine Rolle, wie sie größer eigentlich nicht sein kann. Zumindest was die nördlichen Sagen betrifft. Denn der Weltenbaum Yggdrasil, die Achse der Welt, ist in der Überlieferung eine Esche.
Man dachte sich diesen Baum als unendlich riesig, von der Erde bis zum Himmel reichend – eine Art Achse für alle Welten. Da man sich die Erde nicht als Kugel dachte, konnten die verschiedenen Ebenen der Welten durchaus mittels einem einzigen großen Stamm gehalten werden. Eine weitere Bedeutung hat die Weltenesche, da sich der Gott Odin neun Tage und neun Nächte an ihr aufgehangen hat, mit dem Kopf nach unten.
Der Sage nach empfing der Gott durch sein Opfer die Runen als Geschenk, die mächtigen Zauberzeichen der Alten. Die Legende um Odin – oder auch Wotan genannt – lässt viele Deutungen zu, aber Yggdrasil ist immer der wichtigste Bestandteil. Eine Deutung bezieht sich darauf, dass Yggdrasil eigentlich der Name von Odins Pferd war und der Weltenbaum einfach als der Baum, an dem Odin sein Pferd anband – aber das schmälert die Bedeutung der Esche nicht.
Es heißt, dass tief unten in den Wurzeln Yggdrasils eine Schlange wohnt, oben im Wipfel aber ein Adler. Die beiden Tiere symbolisieren den weiblichen und den männlichen Teil der Schöpfung. Zwischen Wurzel und Krone nun hüpft ein Eichhörnchen umher, das als Bote für Schlange und Adler dient. Somit wird unsere Welt ein Ganzes, durch den Austausch zwischen männlichem und weiblichem Prinzip. Solange das funktioniert, bleibt die Welt bestehen ... aber sobald die Esche krank wird und stirbt, beginnt die Götterdämmerung, denn nichts hält mehr die verschiedenen Welten zusammen. Adler und Schlange sind nicht mehr in Rapport.
Sieht man von der Legende vom Opfer des Gottes ab, so begegnet man in den Mythen doch immer wieder diesem Baum. Er war auch in praktischer Hinsicht sehr wichtig, denn das Wort Esche bedeutet nach alter Deutung auch Speer, und das in mehr als einer Sprache. Das Holz dieses Baumes eignet sich sehr gut, um daraus Speere zu machen – und diese eigentlich simple Stoß- und Wurfwaffe gehörte zu den ersten Waffen, die die Menschheit kannte und die sie immer weiterentwickelt hat.
Es heißt, dass die Esche den Blick für das Ganze weitet – demjenigen, der für diese Kraft empfänglich ist, eine Ahnung vom Universum vermittelt, vom Leben selber.
© Textbeitrag zur Baum Orakel Serie "Die Eschen und ihre Mythen": Winfried Brumma (Pressenet), 2014. Bildnachweis: Eschentor, CC0 (Public Domain Lizenz).
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