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"Sie werden dich holen, ausweiden, verkaufen – aber nie wieder gehen lassen."
Nach Monaten im Krankenhaus sieht Elisabeth freudig dem Urlaub mit Mann und Tochter entgegen – und damit dem Albtraum ihres Lebens.
In der ägyptischen Urlaubsidylle wird sie ihrer Familie entrissen und von skrupellosen Menschenhändlern verschleppt. Tagtäglich muss sie mit ansehen, wie Frauen verstümmelt und ihrer Organe beraubt werden. Erwartet Elisabeth das gleiche Schicksal?
Ein Kampf ums nackte Überleben entbrennt, in dem ein Mensch weniger wert ist als seine Eingeweide.
Unsere Empfehlung für "Aljizar – Das Folterhaus": Der Psychothriller von Alexandre Bernard wurde Anfang Juli 2021 im Hybrid Verlag unter der ISBN 978-3967411126 veröffentlicht und weist 376 Buchseiten auf. Auch als E-Book (E-Pub und Mobi) ist dieser aufregende Thriller direkt über den Verlag erhältlich.
ELISABETH
UNBEKANNTER AUFENTHALTSORT, ÄGYPTEN
"Ein von Krieg zerrüttetes und von Terror heimgesuchtes Land, eine dunklere Aura kann ein Mensch wohl nicht besitzen. Tausende Flüchtlinge ziehen jeden Tag durch Ägypten und vertrauen sich Menschenhändlern und Schlepperbanden an, die ihnen jegliches Geld abnehmen und sie auf einen Todestrip übers Mittelmeer schicken. Die Eritreer verwenden sogar ein eigenes Wort dafür. Es bedeutet übersetzt 'Reise ohne Wiederkehr'. Die Ägypter besitzen selbst kaum Geld und trotzdem schenkte Ihnen die alte Dame diese rote Rose. Warum? Welch eine Geste in solch einem armen Land muss es gewesen sein, dass eine alte arme Frau ihre wertvolle Rose verschenkt? Diese Naivität wird dich noch umbringen. Wach endlich auf."
"Ich nahm die Rose dankbar an. Ich ... habe mir doch nichts dabei gedacht."
Der Mann schnalzt mit der Zunge und beginnt zu nicken. "Eine rote Rose, die jeder sofort erkennt. Ein Zeichen, ein Symbol. Jeder Mann in Ägypten würde die rote Rose in den Haaren einer blonden Europäerin erkennen. Es ist mein Symbol, unser Symbol. Deine Eintrittskarte in meine Welt. In die Welt von Aljizar." Er breitet seine drahtigen Arme aus. "Willkommen. Gewöhn dich dran. Du wirst noch ein wenig mein Gast sein, soviel ist sicher. Doch zuerst musst du in dein neues Quartier umziehen. Diese Tölpel." Der Mann lacht höhnisch auf.
Sturzbäche an Tränen quellen aus meinen brennenden Augen und nehmen mir die Sicht. "Das wusste ich nicht. Ich wollte das alles nicht!" Ich wurde ausgekundschaftet und habe es nicht einmal bemerkt! Jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Im Gegensatz zu der alten Frau mit dem leeren Blick besitze ich zwei funktionierende Exemplare. Ich bin blind, so blind. Ja, sogar noch blinder als die alte Nebelkrähe. Und jetzt muss ich für die Rose bezahlen! Ich sehe dem alten Widerling nun direkt in seine schwarze Seele. Er kniet genau vor mir und starrt mich gierig an. Seine kristallblauen Augen, mit einem grau gezackten Ring um die pechschwarze Iris, fokussieren mich. Er gräbt sich durch meinen Kopf und frisst jeden noch so kleinen Hoffnungsschimmer in mir auf. Er gibt mir mit allem zu verstehen, dass ich verloren habe. Plötzlich spüre ich seine Klauen in meinem Gesicht. Brutal hält er meinen Kiefer fest, wie eine Schraubzwinge. Seine runzeligen Finger versteckt er unter einer halbdurchsichtigen Schicht Latexhandschuhe. Mein Blick huscht weiter an dieser dämonischen Schreckensgestalt empor. Weißer Doktormantel mit heruntergezogenem Mundschutz, eine weiße OP-Haube auf dem Kopf, um seine Haare unter Verschluss zu halten und eine dunkelgraue Schürze, um seinen Bauch gebunden. Dieser Typ ist kein Dämon. Er scheint eine Art Arzt zu sein – ein Doktor.
Theatralisch hält der drahtige Kerl inne und kostet den Moment aus. Danach jagt seine rechte Hand auf meinen Hals zu, die Spritze immer noch fest in seiner anderen Faust. Die kalte Nadel bohrt sich rücksichtslos durch meine Haut, immer tiefer. Mehrere Zentimeter muss sie in meinem Hals stecken. Ich versuche meinen Kiefer zu befreien, doch außer einem zermürbenden Knacken bewegt sich nichts. Schreie kratzen aus meiner Kehle und langsam verstehe ich die Stimmen in meinem Kopf, die Schreie, die seit dem Öffnen der Tür von den Wänden widerhallen. Die brennende Flüssigkeit schiebt sich durch meine Venen und raubt mir jegliches Empfinden. Keine stechende Spritze, keine Schmerzen, kein Stacheldraht. Mein Leben ist verwirkt, der Nebelschleier senkt sich. Ich kenne das Gefühl aus dem Krankenhaus. Meine Gesichtszüge entspannen sich langsam und mein Kopf fühlt sich leicht, ja schon fast schwerelos an. Der Doktor steht weiter regungslos vor mir. Mit einer knappen Handbewegung zitiert er seine Lakaien zu sich. "Sie ist ruhiggestellt, jetzt runter mit ihr! Macht sie los und passt auf, dass sich der Draht nicht noch tiefer in ihre schönen Knöchel schneidet!"
Die Spritze wirkt und stoppt augenblicklich mein Schmerzempfinden. Anderenfalls wäre ich vermutlich von den Schmerzen an meinem Fuß ohnmächtig. Die Welt um mich herum verschwimmt seltsam. Ein dezenter Schleier umrandet meinen Blick, als stünde ich unter Drogen. Auch die Musik und die Stimmen klagen nur noch leise. Die Schergen stülpen sich Lederhandschuhe über ihre Klauen und berühren vorsichtig meinen verwundeten Fuß. Der Stacheldraht wird etwas von meinem Knöchel gelockert und sofort strömt eine warme Flüssigkeit mein Bein runter. Blut. Langsam, aber sicher rinnt es über meinen Körper. Mithilfe einer Zange trennt einer der beiden den Draht auf und wickelt ihn von meinen Füßen, während der Zweite mich an der Hüfte packt und mich langsam auf dem Boden absetzt.
Mein nackter Po berührt den Fliesenboden und meinen Körper überschüttet eine Gänsehaut. Der Boden scheint nass und verschiedene Flüssigkeiten umlagern mich. Ein widerliches Gefühl, wenn ich noch etwas spüren würde. Meine Augen werden glasig und die Schmerzen verschwinden. Diese elenden Schmerzen. Aber jetzt bin ich müde. Schlafen wäre toll. Doch dieser Wunsch wird mir nicht erfüllt. Der mit der Zange zieht sich seine Handschuhe wieder aus und löst meine Handschlaufen vom Boden, doch meine Hände bleiben weiter aneinander gebunden. Ich komme nicht frei. Wehrlos liege ich auf dem Boden. Der Doktor scheint meine entspannten Gliedmaßen ebenfalls zu bemerken und säuselt wieder los.
"Du bist wirklich ein außerordentlicher Fang, weißt du? Mein Auftraggeber gab mir die eindeutige Anweisung, dich unversehrt zu lassen. Ich habe dir deshalb ein leichtes Anästhetikum verabreicht, um deinen Herzschlag zu reduzieren. Wir wollen ja nicht, dass dein zartes Herz zerplatzt wie eine überreife Tomate. Du sollst auf gar keinen Fall an einem plötzlichen Herzinfarkt versterben, soviel ist klar! Außerdem schüttet dein Gehirn durch das Beruhigungsmittel vermehrt Endorphine aus, welche dein Schmerzempfinden reduzieren. Keine schlechte Sache, hm?" Ein Beruhigungsmittel also. Richards täglich Brot als Anästhesist. Welch Ironie. "Es ist meine Absicht, deinen Körper weitestgehend unbeeinträchtigt zu übergeben. Naja, die beiden Holzköpfe haben deine wunderschönen Knöchel etwas in Mitleidenschaft gezogen, aber das heilt wieder. Vorausgesetzt, es entzündet sich nicht. In diesem Fall wäre es eine Schande, wenn ich deinen Wert mindern müsste und dein Bein amputieren." Er stößt ein kräftiges Lachen aus. ...
© Autor Alexandre Bernard. Die Textauswahl zur Buchvorstellung "Aljizar – Das Folterhaus" wurde uns freundlicherweise vom Homburger Hybrid Verlag zur Verfügung gestellt, 10/2021.
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