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Zehn der Kelche
Was für ein Bild zeigt sich auf der Karte des Rider-Waite-Tarot – nicht einmal der allergrößte Pessimist könnte hier viel Negatives sehen. Ein strahlender Regenbogen, der zehn Kelche einfasst, wölbt sich vor strahlend blauem Himmel, der sich über eine blühende Landschaft spannt. Ein Arm in Arm stehendes Paar in reicher Kleidung begrüßt fröhlich den wunderbaren Tag, während zwei Kinder ausgelassen tanzen.
Eine glückliche Familie also, die für jede Art von harmonischer Gemeinschaft steht. Der Pessimist könnte sich natürlich jetzt zu Wort melden und unken: "Wer weiß, wie lange das dauert?" – aber spielt das wirklich eine Rolle?
Hier und jetzt ist der Himmel blau und spendet Segen über Segen, es herrscht kein Mangel, und die Erde ist bestens bestellt. Die tanzenden Kinder stehen für die schöne Zukunft und das unbeschwerte Gemüt, während das erwachsene Paar das genießt, was ihm zusteht nach den Plagen, die hinter ihm liegen.
Hier geht es um Geschenke, nämlich um die, welche wir bekommen, ohne direkt etwas dafür zu tun – die Gaben, die immer wieder und regelmäßig verteilt werden. Es kommt nur darauf an, die Geschenke auch wahrzunehmen und nicht zu übersehen, weil wir gerade im Moment etwas völlig Anderes wollen ... oder es uns zumindest einbilden.
Wer auf eine bestimmte Sache fixiert ist, wird andere Dinge erst gar nicht wahrnehmen, das ist so eine Eigenart unserer Spezies – und durchaus menschlich. Doch ein Innehalten und "Schauen und Erfahren" könnte den Blick für das Ganze öffnen.
Was diese Karte zeigt, ist Erfüllung, Harmonie, Gemeinschaft und Zufriedenheit. Es gibt keine Anhäufung von irgendwelchen Dingen auf diesem Bild. Nur Freude an der Umgebung und am Zusammensein. Gewisse Geschenke sind tatsächliche Gaben, nicht etwa Belohnungen. Wir können sie nicht verdienen oder glauben, dass sie uns zustehen – es geht ja nicht um Lohn.
Taucht dieses Arkanum auf, dann winkt wirklich das Glück, wenn auch nicht in materieller Hinsicht, sondern mehr im Sinne von Zufriedenheit: "So wie es ist, ist es gut." Ein wundervoller Ruhepunkt, eine Insel der Geselligkeit ... eine intakte Familie oder ein Freundeskreis, in dem man sich geborgen fühlt.
Wer diese Dinge zu schätzen weiß, sie anerkennt und dem Leben, den anderen Menschen, der Natur und sich selbst mit Respekt begegnet – dem bleibt diese Insel bzw. dieser Schatz.
Zehn der Münzen
Ein geradezu üppiges Bild, lebendig und blühend ist die Zehn der Münzen. Ein Innenhof öffnet sich vor unseren Augen, von einem Steinbogen überspannt. Ein alter Mann mit weißem Haar sitzt vor dem Bogen – er ist in einen prachtvollen Umhang gehüllt, bei ihm befinden sich zwei freundliche Hunde.
Etwas von ihm entfernt ist ein junges Paar in Unterhaltung begriffen, ein kleines Kind steht nahebei und streichelt den Rücken eines der Jagdhunde. Dieser Hund kann vielleicht als Bindeglied gesehen werden zwischen dem Alter und der Kindheit – reines Gefühl und darin liegende Weisheit.
Der Alte hat keinen Teil an den Angelegenheiten der anderen auf dem Bild – er ist mehr ein weiser Beobachter. Er hat gesehen und gelernt, erlitten und erfahren, geliebt und gehasst, er war heißblütig und abgeklärt und hat das Leben als Spiel oder vielleicht als spielerische Prüfung verstanden. Sein Teil ist nun die innere Schau, das Betrachten mit Abstand. Dieser Zustand ist keine Frage des tatsächlichen Alters, sondern eher der Reife.
Jeder von uns kann für eine Zeit von der Bühne des Lebens gehen und einfach nur Zuschauer sein – durch Meditation vielleicht oder sonst etwas, das Abstand gewinnen lässt. Dieses schöne und wohlbestellte Zuhause, das man auf dem Bild erkennen kann – die Verbundenheit der Generationen bzw. allen Lebens – ist nicht etwas, das man letztendlich außerhalb suchen soll, denn es ist in jedem von uns vorhanden.
Die zehn Münzen sind über das ganze Bild verteilt – Reichtum liegt in allem. Der Spruch "Der Mensch erschafft jeden Tag seine Welt neu" hat einige Berechtigung. Was wir uns schaffen, läge in unserem eigenen Ermessen, gewännen wir nur endlich die dazu festgefügte Einsicht. Auch wenn es zuweilen wirklich schwerfällt, sollte man widrige Umstände und unangenehme Zeiten oder Situationen eher als Lehrstunden denn als persönlichen Angriff des Schicksals sehen.
Wem immer und immer wieder dasselbe Ungemach widerfährt, der bekommt zum wiederholten Male die Chance, endlich seine Lektion zu lernen, um mit diesem Kapitel abschließen zu können. Fragen wie "Wieso falle gerade ICH immer wieder auf so etwas herein?" erübrigen sich somit. Der Kreis wird unterbrochen, wenn wir bereit sind, weiter zu kommen. Aber erst muss das jeweilige "Klassenziel" erreicht oder ganz einfach die gestellte Aufgabe gelöst werden. Erst dann kann es weitergehen.
Sind wir nicht bereit zu lernen, bleiben wir einfach irgendwo stecken und beklagen dann unser Leben, das wir maßgeblich mitgestaltet haben. Schöpferische Kraft ist etwas, das wir zwar besitzen, aber wenn überhaupt nur falsch einsetzen – lieber lassen wir zu, dass negative Gedanken Gestalt gewinnen, als dass wir das Leben in seiner ganzen Fülle und mit seinen ganzen Chancen erkennen und annehmen.
Wer sich nach seinem Zuhause sehnt, sollte erkennen, dass er es in sich trägt. Im profanen Sinn bedeutet diese Karte eine gesicherte Position oder gute Stellung mit den dazugehörigen Annehmlichkeiten. Aber natürlich ist beim Tarot nichts wirklich "profan" ...
* * * Tarot-Karte X Kelche und Münzen: Ende der Leseprobe aus unserem Buch * * *
Zehn der Münzen – Lesen Sie unsere Publikation zu den Tarot Karten:
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© "Die Karte Zehn: Kelche und Münzen": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), Eleonore Radtberger, 2010.
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