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Sie gehören zu den interessantesten der kleinen Arkana und sind gleichzeitig die widersprüchlichsten. Traditionell stellten diese Karten Menschen im Umfeld des Fragenden dar oder wurden als Signifikatorkarte herangezogen. Der Signifikator stellt den Fragenden dar und wurde sehr speziell ausgesucht. So zum Beispiel auch nach der Haarfarbe oder dem Alter.
Bei den neueren Deutungsmethoden werden die Hofkarten eher als das Potenzial der betreffenden Elemente verstanden, als personifizierte Kraft oder als Vorstellung. Eine Hofkarte könnte zum Beispiel die Antwort auf folgende Fragen sein: Wie nehmen mich die anderen Menschen wahr, wie sehe ich mich selber, wie würde ich gerne sein, oder wie sollte ich in dieser besonderen Situation agieren?
Nun schließt das eine das andere nicht unbedingt aus, was bedeutet, dass beide Deutungen in einer Legung zutreffend sein können. Hier ist vor allem das Gefühl wichtig, denn der Tarot spricht vor allem so zu uns. Ist man nicht sehr sicher, wie eine der Hofkarten jetzt verstanden werden soll, verlässt man sich am besten auf die erste spontane Eingebung – meist ist sie richtig. Man kann natürlich auch im Vorfeld der Legung jeweils festlegen, wie man interpretieren will – das ist durchaus möglich. Es sollte auch nicht vergessen werden – nicht nur bei den Hofkarten – dass ein großer Teil der Deutung eine persönliche ist.
Jeder empfindet die Bilder anders – somit kommt zur traditionellen Deutung die eigene hinzu, was dem Wahrheitsgehalt der Aussagen keinen Abbruch tut, denn der Tarot ist in dieser Hinsicht dynamisch. Wenn jemand ein schlechtes Gefühl hat bei einer Karte, die allgemein als günstig gilt, so wird er damit richtig liegen und entsprechend agieren.
Wir alle sind ein Teil des Ganzen und somit ist alles enthalten. Das gilt in besonderem Maße für die Symbolik des Buches Thot – des Tarot.
Der König der Schwerter
Die Karte des Rider-Waite-Tarot zeigt einen auf dem Thron sitzenden Krieger des Geistes – alles ist in eher kühlem Blau gehalten, auch der steinerne Sitz. Die Farben der Erde werden wärmer dargestellt, Bäume symbolisieren Wachstum. Der Schwertkönig sieht uns direkt an, mit ruhigem und wohl etwas strengem Blick.
Unter der Krone trägt er ein tiefrotes Tuch – Leidenschaften sind ihm durchaus nicht fremd. Doch überwiegt hier der Gedanke, der Intellekt. Mit dem trennenden Schwert in der erhobenen rechten Hand ist er bereit, seiner Herrschaft Nachdruck zu verleihen. Strenge und Gerechtigkeit – und die daraus resultierende besondere Weisheit und letztendliche Güte – werden hier dargestellt.
Hier wird die Strenge des Geistes, das Unterscheidungsvermögen und die Kraft des Verstandes abgebildet. Die Füße des Königs ruhen auf der Erde, sein Thron reicht jedoch bis hinauf in den Himmel, und das ist auch sein Ziel: Er will vollkommen sein und fordert von sich ebenso viel wie von anderen. Klarheit ist ihm wichtig und geordnete Dinge.
Manche von uns wünschten sich, dass sie in allen Dingen so sein könnten wie dieser souveräne König, dieser gekrönte Krieger. Einige entsprechen diesem Bild sehr stark und wünschten sich insgeheim, wieder ein Kind zu sein. Der Schwertkönig bedeutet traditionell immer eine Respektsperson wie zum Beispiel ein Richter oder Lehrer, Vater oder Vorgesetzter – kurzum ein Mensch, der Autorität besitzt, aber auch Visionen. Er besitzt Stärke und Glauben an sich selbst oder an sein Tun.
Mag es nun richtig sein oder nicht – denn der Schwertkönig wird seinem Weg folgen, auch gegen Widerstände. Er kann allerdings auch ein weiser Ratgeber sein, ebenso wie ein Streitschlichter. Wer dem Bild des Schwertkönigs entspricht, muss neben der Macht auch die Verantwortung sehen und sie wahrnehmen. Das gilt auch für denjenigen, der sich selber gerne so sehen möchte. Folge dem Rat des Verstandes, aber vergiss nicht deine Wurzeln – diese sind in der Erde.
Die Königin der Schwerter
Sie zeigt ihr Profil – ihr ausgeprägtes Kinn lässt auf große Willensstärke schließen. Auch sie trägt ihr Schwert in der Rechten, aber abgestützt auf der Lehne. Die linke Hand ruht nicht wie beim Schwertkönig geschlossen auf dem Schenkel, sondern sie ist zu einer auffordernden Geste erhoben. Ihre Krone besteht aus goldenen Schmetterlingen, Symbole der Luft.
Auch hier ist der Hintergrund klar und blau, geht aber zur Erde hin in dichte Wolken über. Die Herrin der Schwerter ist ebenso respektgebietend wie ihr männliches Pendant. Eine Frau mit großer Autorität und Fähigkeiten. Sie wirkt streng und ist es auch, wenn es angebracht ist. Lehrerin, Patriarchin einer großen Familie, Wissenschaftlerin oder Erzieherin ... sie ist diejenige, welche die Regeln schreibt oder für deren Einhaltung sorgt.
Sie ist eigentlich umgeben von Symbolen, die eher auf das Gefühl schließen lassen – Schmetterlinge oder ein rundliches Engelsbildnis, auf der dem Betrachter zugewandten Seite der Thronlehne. Ihre Leidenschaften zeigt sie durch ihr lohfarbenes Haar, doch ihr Gewand – also wie sie sich trägt – zeigt die Kühle, wenngleich ihr Mantel auch mit Wolken geschmückt ist.
Sind Sie selber diese Frau oder ist sie ein Teil Ihres Lebens: Hier zeigt sich auf jeden Fall Stärke und Erfolg. Aber anders als der Schwertkönig ist ihr Weg ein anderer, sie ist eine Frau und somit ebenso begünstigt wie benachteiligt. Sie vermag vielleicht tiefer zu blicken und nutzt diese Fähigkeit. Sie hat aber durch ihre Erdverbundenheit stärker zu kämpfen, um den Geist immer und überall triumphieren zu lassen.
Ein Gutteil der Einsamkeit in der luftigen Höhe hat mit Verbitterung zu tun – im Gegensatz zum König, der dies negiert, weiß sie das. Die Schwertkönigin ist eine erfolgreiche Person mit großen Fähigkeiten und ebensolcher Strenge, wenn es gilt, sich durchzusetzen. Sie ist eine Ratgeberin und Freundin, eine Beschützerin und Lenkerin, aber unter Umständen auch eine verbitterte und dominante Frau, die es versäumt hat, ihre Leidenschaften in ihr Leben zu integrieren und ihnen so ungewollt große Macht verliehen hat. Ihre offene Geste zeigt aber durchaus eine gewisse Bereitschaft zum Verhandeln auf – anders als der König wird sie auch verhandeln, wenn sie es für nötig hält.
Stellt sie keine Person dar, so mahnt die Karte entweder dazu, sich nun mit den Verstandeskräften zu befassen und die Strömungen zu bändigen, oder aber sich nicht allzu sehr auf Kopf und Einfluss zu verlassen.
* * * Tarot-Hofkarten Schwertkönig und Schwertkönigin: Ende der Leseprobe aus unserem Buch * * *
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© "Die Hofkarten Schwertkönig und Schwertkönigin": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), Eleonore Radtberger, 2010.
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