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"Verdammt, die sind alle hin", flucht der Menschenschmuggler. Das Versteck in dem schwankenden Auto war zu klein, die Luft zu knapp. Dann wird abgeladen. Im Schnee, mitten auf der Straße. Und Jamila, die erwacht ist, hält Moussa am Leben, irgendwie. Er ist ihr Freund geworden auf dem Transport. Sie ist zwölf Jahre alt, und Moussa ist alles, was sie hier hat – in diesem Land, in das sie zurückkehrt.
Das ist der Anfang einer intensiven und verstörenden Geschichte, die mitten im Leben anfängt und die Menschen so zeigt, wie sie selten beschrieben werden: realistisch und auf eine fast distanzierte Art liebevoll. So hebt der Autor Ercüment Aytac die Figuren seines Romans aus der Masse heraus, lässt sie fast aufdringlich lebendig werden.
Da ist auch Lisa, die an ihrem vierundvierzigsten Geburtstag mit einem heftigen Anfall von Midlife-Crisis zu kämpfen und sich gerade bis zum Erbrechen betrunken hat. Gründe hat sie viele, so denkt Lisa. Der eine, der vielleicht wichtigste Grund, ist etwas, das sie gerne verdrängt. Denn da war ein Kind. Ein Kind, das nach der Geburt gestorben ist und das sie nie kannte. Männer haben ebenfalls mitgewirkt an ihrem Überdruss, an ihren hilflosen Fragen an das, was ihr Leben ausmacht.
Niemand würde auf den Gedanken kommen, dass Lisa und Jamila sich begegnen könnten. Und doch kommt es so, denn da gibt es auch noch Feride. Intellektuell und gläubig, rabiat, herb und gleichzeitig sehr weichherzig. Feride gerät durch Jamila, Moussa und Lisa in eine mysteriöse Geschichte hinein. Und Lisa geht auf ihren eigenen Spuren zurück, um etwas Unglaubliches zu entdecken.
Es wird nicht für alle Mitspieler in diesem spannenden Stück ein Happy End geben, aber das bringt es dem Leben näher. Das ist für den einen eine Geburtstagsparty, für den anderen ist es ein fast tödliches Eingepferchtsein und die Angst vor dem Ersticken.
Lisa nimmt das kleine Mädchen bei sich auf und wächst in eine Geduldigkeit hinein, die sie nie für möglich gehalten hätte, denn Jamila ist stark traumatisiert. Und die Nähe zu dem Kind macht etwas möglich, das normalerweise niemals geschehen wäre: Lisa findet mehr als nur sich selber.
Der österreichisch-türkische Schriftsteller Ercüment Aytac hat mit "Dunya brennt" einen wirklich fesselnden Roman mit brandaktuellem Hintergrund geschrieben, der besondere Beachtung verdient.
Das Buch ist Ende 2016 erschienen und als 310-seitiges Taschenbuch (ISBN 978-1541052222) sowie als E-Book im Handel erhältlich.
© "Das Leben findet nicht immer ein glückliches Ende": Rezension von Winfried Brumma (Pressenet), 2017. Dem Autor Ercüment Aytac danken wir für das Rezensionsexemplar und die Abbildung des Buchcovers.
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