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Der grassierende Exhibitionismus im Internet wird zum täglichen Wahn. Selfies ohne Ende, allerintimste Einblicke in das Familien- oder sogar das Liebesleben sind völlig normal. Und natürlich "gehen" Kinder und Haustiere immer. Damit kann man alles verkaufen, sogar sich selbst. Das Image glänzt mehr als nur ein wenig heller, wenn ein herziges Kind auf Papas Armen gehalten wird und die kleinen Ärmchen um seinen Hals legt.
Das ist ein Erfolgsrezept, keine Frage. Und das, obwohl jedem klar sein muss, dass eben dieses herzige Kleine das möglicherweise gar nicht so toll findet. Die Einen verdrängen diese Gedanken sofort, die Anderen ziehen Konsequenzen daraus.
Und der Kandidat Nurschel zieht seinen Wahlkampf mitten in diesen Kontroversen durch. Seine exaltierte Frau, Ex-Moderatorin und überhaupt eine wichtige Persönlichkeit, schmückt da sehr. Und das kleine Töchterlein noch mehr.
Doch dann entzündet sich eine Diskussion, die weitreichende Folgen hat. Mütter wollen plötzlich nicht mehr, dass ihre Kinder fotografiert werden. Vor allem wollen sie nicht, dass ihre Kinder ungefragt zur Schau gestellt werden. Man könnte ja meinen, dass das ihr gutes Recht wäre – vom Recht der Kinder einmal völlig abgesehen. Aber da ist die Exhibitionistengemeinde doch sehr dagegen. Ist doch alles völlig harmlos, oder nicht? Und wer sich dagegenstellt, wird gemobbt.
Dafür sorgt die Ex-Moderatorin denn auch sehr gezielt. Und im Kindergarten ist auf einmal kein Platz mehr für "nicht verwertbare" Kinder. Wo kämen wir denn hin? ... Wo wir hinkommen, merkt Sarah, die alleinerziehende Mutter, sehr schnell. Denn ihr Kleiner gehört zu den nicht-fotografierbaren Kindern und verliert seinen Kindergartenplatz, und die Mutter ihren Job.
Hier kommt Trommler ins Spiel. Der Einzelgänger mag Sarah. Nurschel mag er nicht. Und Trommler macht einen Plan, der eigentlich die kleine Fotoprinzessin aus den Fängen ihrer Verwerter befreien soll, der aber gründlich danebengeht.
Denn plötzlich gibt es Tote und eine Art Krieg um den erlaubten Exhibitionismus. Wo die ganze Sache eigentlich aus dem Ruder läuft, ist nicht so leicht festzumachen. War es der Moment, in dem der Kandidat Nurschel sein Kind als Posten auf der Haben-Seite vermerkte? Fing es vielleicht im Kindergarten an? Und wo hört es auf?
Der Autor Patrick Worsch führt in "Fotomord" das zwanghafte Herzeigen im Internet nicht ad absurdum. Ganz im Gegenteil zeigt er es, wie es tatsächlich ist, wie es in manchen Fällen sein könnte oder wohin es führen könnte.
Spannend und mit sehr überraschenden Wendungen ist der Thriller von Patrick Worsch hochbrisant.
Wer sich mit dem Thema beschäftigt oder sich auch nur im Web umsieht, findet es nicht besonders überzogen, wenn beschrieben wird, wie Eltern gemobbt werden. Ganz einfach, weil sie den Wahn nicht mitmachen. Oder ist das alles nur Panikmache? Passiert doch keinem wirklich was, oder? ... Nun ja, fragen Sie doch Sarah!
Die Taschenbuch-Ausgabe von "Fotomord", ein Thriller über Kinderbilder im Netz, umfasst 632 Seiten; der Roman von Patrick Worsch ist auch als E-Book erhältlich.
© "Es passiert doch keinem wirklich was, oder?": Rezension von Winfried Brumma (Pressenet), 2018. Dem Autor Patrick Worsch danken wir herzlich für das Coverbild und das Rezensionsexemplar.
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