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Seit es die Menschen gibt, haben sie an ihren Seelenwelten gebaut, sie mit der äußeren Welt verflochten und so ein spirituelles Gefüge erstellt, das ihnen ihre Existenz begreifbarer machte. Und immer, von Anbeginn der Zeit, haben Tiere eine große Rolle dabei gespielt.
Die frühen Menschen hatten ihre eigenen Bezugspunkte, sie waren wahrscheinlich sehr gute Beobachter und erfuhren ihre Welt mit sehr wachen Sinnen. Sie sahen die Tiere und ihr Verhalten, erkannten Affinitäten und Entsprechungen und erkannten die Verwandtschaft mit den sie umgebenen Lebewesen an. Wir kennen die oft unglaublich eindrucksvollen Höhlenmalereien, die das Wesen der abgebildeten Tiere einzufangen scheinen, sie in gewisser Weise tatsächlich "herzuholen".
Die Wissenschaft ging meist von einem Jagdzauber aus, der die dargestellten Tiere "rufen und bannen" sollte. Dies wäre eine Lesart, aber ebenso gut können diese "Portraits" die Verbindung zu dem betreffenden Tier symbolisieren ... eine Beschwörung gewissermaßen, vielleicht eher nach der Jagd.
Die weisen Männer und Frauen der Vorgeschichte ließen sich auf das Miteinander alles Lebenden ein, ebenso gingen sie die spirituellen Wege der Entsprechungen und Anziehungen. So erschienen Tiere als Helfer, Lehrer oder auch als Warner – der Schamane konnte sich mit ihnen verständigen und Hilfe erwarten. Da wahrscheinlich oft angenommen wurde, dass jeder Mensch über seine eigenen Schutz- und Krafttiere verfügte, konnten diese angesprochen und in die Behandlung körperlich oder psychisch Kranker eingebunden werden.
Viele Riten, die den Übergang vom Kind zum Erwachsenen begleiteten, suchten in Trance-Zuständen die Verbindung zu den Tieren – manchmal, um eine Offenbarung zu erhalten oder um sich an den tierischen Schutzgeist zu binden. Es gibt unzählige Variationen, aber immer geht es darum, von der Kraft oder Weisheit des Tieres zu profitieren. In manchen Kulturen konnten "Totems" gewählt werden – andere erschienen und gehörten zur Persönlichkeit. Ganz gleich, um welches Land oder welchen Kontinent es sich handelt – dieser spirituelle Weg ist allgegenwärtig.
Bis in die Neuzeit hinein – und tatsächlich noch heute – begegnen wir dieser Praxis: die Wappenkunde zum Beispiel bedient sich Fabelwesen oder tatsächlicher Tiere, und viele Sportvereine haben einen Vertreter des Tierreichs auf der Fahne. Es sieht so aus, als sollten die Eigenschaften der betreffenden Tiere auf die Menschen übertragen werden. Und genau darum geht es in diesem Fall ja auch. Wenn ein Hockey-Club sich "Wölfe" nennt, dann ist klar, was gemeint ist. In Asien, vor allem in China, gilt ein machtvoller oder auch starker Mensch als "Tiger" – das chinesische Horoskop kennt seine eigenen Entsprechungen, wobei es sich ausschließlich um Tiere handelt.
Eltern oder Liebende bedenken ihre Babys oder Partner mit Tiernamen, wobei es sich um zärtliche Vergleiche handelt. Und natürlich müssen die Vertreter der Fauna auch für die Beleidigungen herhalten. Scheinbar denken wir unbewusst noch heute so, dass wir Tiere, bzw. ihre Eigenschaften, in alles einbinden. Die Religionen und Kulte der Menschheit kennen Tiergötter, die dem Menschen so ähnlich sind, dass sie als seltsame Mischwesen dargestellt werden. Tiere wurden angebetet, entweder in ihrer tatsächlichen Existenz, oder aber als Symbol für das, wofür sie standen. Und auch der christliche Glaube kennt das "Lamm Gottes". Heidnische Völker kannten die symbolische Verwandlung in ein Tier, und auch die Bibel spricht von Lämmern und Böcken als Symbol für Menschen.
Überall begegnen uns diese Vergleiche, sie sind so allgegenwärtig, dass sie in unseren Sprachgebrauch fest eingebunden sind, und das gilt für alle Völker. Tatsächlich scheinen wir weder in der Liebe noch im Hass ohne Tiere auszukommen.
In der Esoterik spielen die Krafttiere ebenfalls eine sehr große Rolle. Es geht hier vor allem darum, sich mit deren Botschaften auseinanderzusetzen und von ihnen zu lernen. Für diese spirituelle Arbeit wurden Krafttierkarten entwickelt. Sie können auch als Orakel benutzt werden, allerdings liegt ihr eigentlicher Wert nicht darin, sondern in der Weise, wie sie auf verblüffend simple Art längst vergessenes Wissen wieder aufleben lassen. Wir sind zwar weit entfernt von den Schamanen unserer Altvorderen, aber vieles von dem, was sie wussten, erfuhren, lebten und bewirkten, hat noch immer ihren Nachhall in unserem Innern. Jahrtausende lang gingen die Menschen diesen geistigen Weg, der wohl in unserem Artgedächtnis noch kartographiert ist.
Die Menschen billigten den Tieren eine Seele, einen Geist zu. Inwieweit dies eher als kollektiv oder solitär gedacht war, kann verschieden sein. Aber das spielt letztendlich keine große Rolle – die Tiere wurden als Teil der Welt, des Lebens und meist als wirkliche Verwandte angesehen. Und man konnte von beseelten, spirituellen Lebewesen lernen und ihre Hilfe in Anspruch nehmen.
Ob man nun eine Karte zieht, um sich mit diesem Tier auseinanderzusetzen und seine Botschaft zu hören, oder ob man von seinem Krafttier träumt, ob man es visualisiert und spielerisch darstellt ... diese Wege führen zu erstaunlichen Entdeckungen und verblüffenden Sichten der Dinge, die zwar auf den ersten Blick nicht in unsere hochtechnisierte Welt zu passen scheinen – aber eben nur auf den ersten Blick.
Weitere Krafttiere Beiträge: Totem und Krafttiere | Der Wolf | Der Adler | Der Affe | Der Bär
© für den Beitrag "Die spirituelle Bedeutung der Krafttiere im schamanischen Sinn": Winfried Brumma (Pressenet), 2012. Illustrationen der zwei Krafttiere: Arne Vierlinger
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