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Die Autorin Anna Vaal machte uns vor kurzem mit dezentem Anklopfen auf ihren Debütroman "Urlaubsschatten und Seifenblasen" aufmerksam. Etwa ein Liebesroman, der in der heilen Welt der schottischen Highlands spielt? Wir erlaubten uns einen Blick in die Leseprobe und wurden neugierig auf mehr. Lasst euch überraschen!
Wenn Menschen sich begegnen und sich auf eine Beziehung einlassen, also sich verlieben, dann ist das nie so ganz einfach. Man schätzt sich ein, findet heraus, wo der/die andere seine/ihre Grenzen hat und umschifft erst einmal gefährliche Klippen wie Missverständnisse, lässt sich dann ein und erfährt viel über den anderen Menschen. Manches davon wird nie kompatibel sein, aber wenn das Gefühl stimmt, wagt man das Abenteuer. So, oder so ähnlich, erfahren das Menschen, die sich irgendwo begegnen und ein Gefühl füreinander entwickeln. Während eines Hotelaufenthaltes zum Beispiel. Denn dort finden sich Alexander und Katharina, um die es sich in dem Roman dreht.
Was aber für Katharina selbstverständlich und eine ganz leichte Übung ist, dieses zwanglose "Darf ich mich hierhersetzen?", das ist für Alexander etwas völlig anderes. Denn er ist Asperger-Autist und kann sich nicht einfach auf Gespräche einlassen. So plötzlich, so eben hier und jetzt. Smalltalk ist für ihn ein einziges Minenfeld, die Wahrnehmung ein Gelände, das für ihn anders ist. Seine Muster machen ihn besonders, seine Gefühlswelt hat andere Landmarken.
Und so beobachtet der Leser, wie sich das Nahekommen der beiden Menschen gestaltet. Alexander ist gesichtsblind. Er kann Katharina, die ihm tatsächlich gefällt, nicht vom Strom der anderen Menschen lösen, wenn sie an ihm vorbeigehen. Die Parameter der Liebe, die wir uns gesetzt haben, wie das emotionale "Andocken" an ein Gesicht, funktionieren hier nicht. Aber Katharina ist kreativ und findet Lösungen.
Die Gespräche zweier Menschen, die sich mögen, sehr mögen, und ihre Versuche, die jeweiligen Muster so anzugleichen, dass "Beziehung" möglich wird, sind unglaublich spannend, lustig, aber auch traurig. Der Leser erfährt durch die Augen Alexanders, wie diese Beziehung sich anbahnt, wie sie sich gestaltet. Und er erfährt auch, ob es nur ein Scheitern geben kann oder doch einfach Liebe ist.
Alexanders Sicht auf viele Dinge ist schon ein Abenteuer – eines, das uns allen sehr guttun würde, wenn wir es einmal mitmachen.
Der Debütroman von Anna Vaal hat uns begeistert. "Urlaubsschatten und Seifenblasen" ist ein lesenswertes, liebenswertes und sehr wichtiges Buch. Das ausführliche Nachwort von Astrid Blindow, die ein Lektorat und Korrektorat in Perfektion lieferte, ist sehr informativ und hilft uns, Asperger-Autismus verständlicher zu machen – für uns, deren Muster sozialkompatibler sind. Auf den ersten Blick jedenfalls.
Unser Lesetipp: "Urlaubsschatten und Seifenblasen" wird aus der Perspektive eines Autisten erzählt und umfasst als Taschenbuch (gebundene Ausgabe) rund 390 Seiten. Die Autorin Anna Vaal hat ihren Roman in Eigenregie Mitte Juli 2019 veröffentlicht, den es auch als E-Book gibt.
Von Anna Vaal sind weiterhin diese Sachbücher erschienen:
– Warum jeder Mensch autistisch ist (144 Seiten, Juli 2017)
– Autismus als Bewegungsblindheit: Muster, Wahrnehmung, Kompensation (236 Seiten, März 2018)
– Das Primzahlen-System: Ermittlung aller Primzahlen im Additionsverfahren (80 Seiten, Januar 2018)Zwei dieser Bücher hatten wir in unserem Beitrag "Das Phänomen Autismus: Ein Erklärungsmodell" vorgestellt.
© "Wenn Menschen sich begegnen: Darf ich mich hierhersetzen?": Eine Rezension von Izabel Comati (Pressenet), 11/2019.
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