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Der für seinen erstklassigen Schreibstil bekannte Münchener Autor Peter Scheerer hat bereits 2017 einen inhaltsreichen Fantasy-Roman veröffentlicht, der fast ohne die üblichen Genre-Zutaten auskommt. Scheerer punktet darüber hinaus mit einer spannenden Thriller-Handlung, die bereits viele Leser begeistern konnte.
Die Metropole Panurbia ist das schillernde Zentrum einer Welt, in der Menschen mit anderen Völkern des Erdkreises seit Jahrtausenden in Frieden zusammenleben. Doch der rätselhafte Mord an einer Grauschwinge, einem mystischen Wesen aus dem fernen Nebelgebirge, ist nur der Anfang einer Kette von Ereignissen, die sich zu einem Machtkampf zwischen uralten rivalisierenden Kräften zuspitzen.
Dem jungen Investigator Gordon Dunnhil bleibt nur wenig Zeit, den Fall zu lösen, denn die Gestirne ordnen sich bereits zu jener schicksalhaften Himmelskonstellation, welche die Stadt in ein mörderisches Chaos stürzen und unvorstellbares Leid über alles Leben bringen wird. Zusammen mit einer Handvoll Getreuer macht sich Dunnhil in die Unterwelt von Panurbia auf, um ein abscheuliches Geheimnis zu lüften, das auch seine eigene Familie betrifft.
Wie Rezensionen andernorts zu entnehmen ist, hat Peter Scheerer eine "intelligente, sehr gut lesbare Story" geschrieben, an der sich "viele Verlagsautoren eine Scheibe abschneiden" könnten. Einem anderen Leser fehlten die Worte, "um die Tiefe und Faszination dieser beeindruckenden Geschichte wiederzugeben." Dem können wir nichts hinzufügen.
Peter Scheerers Fantasy-Thriller "Grauschwinge" ist zum einen als Taschenbuch lieferbar (316 Seiten, ISBN 978-1520943091), zum anderen liegt der Roman für Freunde der elektronischen Bücher in den Online-Bookstores zum Download bereit.
Vorgeschichte zur Szene: Gordon versucht, mit der Schreibkraft Keth in Kontakt zu kommen. Als Angehörige des Volkes der Geflügelten verfügt sie über empathische Fähigkeiten, von denen er sich Fortschritte im Fall der ermordeten Grauschwinge erhofft.
Zwei Tage waren seit dem Überfall auf Voratius Rothmund vergangen. Und keine Nachricht von Professor Aylin. (...)
Er dachte über einen Vorwand nach, die Geflügelte aus der Schreibstube zu treffen. Ihre Augen, die durch alles hindurchzuschauen schienen, ihre anmutigen Bewegungen, ihre reservierte und doch laszive Art - all das wollte ihm nicht aus dem Sinn gehen. Am einfachsten wäre es gewesen, sie auf die Stimme in seinem Kopf anzusprechen. Aber wenn sie leugnete, dass es ihre Stimme gewesen war? Damit verspielte er womöglich ihr Vertrauen, ehe er es gewonnen hatte. Nein, er musste anders vorgehen.
Er breitete das Protokoll von Rothmunds Vernehmung auf seinem Schreibtisch aus, nahm die Feder zur Hand und zeichnete einige der mit penibler Handschrift ausgeführten Wörter mit groben Strichen nach, um sie unleserlich zu machen. Als die Tinte getrocknet war, begab er sich mit dem Protokoll in der Hand zur Schreibstube.
Die Geflügelte blickte auf, als er den Raum betrat. Die beiden anderen anwesenden Schreibkräfte schenkten ihm keine Aufmerksamkeit.
Er legte das Protokoll vor sie hin und blätterte es auf. Wies mit ausgestrecktem Zeigefinger auf eine besonders schlampige Passage.
"Ich kann das nicht entziffern. Wäre es möglich, eine lesbare Abschrift zu erhalten?"
Dummer Kerl, formten sich die Worte in seinem Geist. Warum sagst du nicht einfach, was du wirklich von mir willst?
"Also gut", lenkte er mit gesenkter Stimme ein. "Hast du einen Moment Zeit für mich? Ich möchte mich mit dir unterhalten."
"Selbstverständlich, Investigator Dunnhil. Soll ich mit nach draußen kommen?"
Wieder dieser unergründliche Blick. Gordon erschauerte.
"Ja, komm bitte mit. Es wird nicht lange dauern."
Die Geflügelte erhob sich von ihrem Drehhocker und folgte ihm auf den Korridor vor der Schreibstube. Aber dort herrschte ein reges Kommen und Gehen; unmöglich, an diesem Ort ein vertrauliches Gespräch zu führen.
Sie ging ein Stück den Korridor entlang und öffnete eine Tür, hinter der sich ein schmales, düsteres Treppenhaus befand. Leichtfüßig sprang sie, ihre Flügel eng an den Körper gelegt, die Stufen hinauf. Es kostete Gordon einige Anstrengung, mit ihrem Tempo mitzuhalten. Als er auf das sandsteingedeckte Flachdach der Präfektur hinaustrat, war er außer Atem.
"Wozu dieser einfältige Trick?", fuhr die Geflügelte ihn an. "Was wolltest du damit bezwecken?"
"Ich hielt es für eine gute Idee", stieß er keuchend hervor.
"Du willst, dass ich dir bei der Sache mit dem Schlüsselbund helfe, nicht wahr? Aber ich bin keine Hellseherin. Du wirst allein damit zurechtkommen müssen."
"Warum so brüsk auf einmal? Schließlich bist du es gewesen, die sich in meine Gedanken eingeschlichen hat."
"Ich fand dich nett und wollte dir helfen. Doch anscheinend bist du nicht reif genug für diese Art von Unterstützung."
"Und ich bin es nicht gewohnt, Stimmen in meinem Kopf zu hören. Sei also nachsichtig mit mir. Wie heißt du eigentlich?"
Sie sah ihn an, als wollte sie ihn gleich anspucken. Dann glätteten sich ihre Züge und sie murmelte etwas, das Gordon nicht verstand.
"Jetzt verhältst du dich unreif", sagte er. "Bitte lass uns einen Schlussstrich unter dieses Kapitel ziehen und wie zwei Erwachsene miteinander sprechen."
"Ich heiße Keth. Darf ich nun wieder zu meiner Arbeit zurückkehren?"
"Nein, darfst du nicht. Zuerst beantwortest du mir einige Fragen. Zum Beispiel diese: Was bringt eine Geflügelte dazu, sich eine Stelle bei einer städtischen Behörde zu suchen?"
"Wahrscheinlich dasselbe, was einen Affenmenschen oder einen Gehörnten dazu bringt. Oder einen wirklichen Menschen wie dich."
"Wir halten uns nicht für wirklicher als die anderen, also verzichte bitte auf derartige Feindseligkeiten. Ihr habt euch vor Jahrhunderten aus dem gemeinschaftlichen Leben zurückgezogen, habt nicht einmal einen Repräsentanten im Hohen Rat. Obwohl euch mindestens zwei Sitze zustehen."
"Was soll das, Investigator? Warum willst du mich aushorchen?"
Gordon seufzte und schob seine Hände in die Rocktaschen. "Ich will mit dir reden, weil ich mich für dich interessiere. Ich mag dich, Keth. Ständig muss ich an dich denken. Wenn dir das nicht gefällt, werde ich dich nicht weiter belästigen."
Er ließ die Geflügelte stehen und trat an den Rand des Daches, blinzelte im diffusen Licht der beiden Sonnen auf die Stadt hinaus. Der kolossale Bau des Ewigkeitstempels ragte wie eine steinerne Drohung in den blauen Nachmittagshimmel. Von seinen Zinnen flatterten die vier goldenen Fahnen, die das nahende Ende von Panurbia symbolisierten.
Gordon zuckte zusammen, als ihn etwas an der Schulter berührte. Für einen Moment fürchtete er, Keth wolle ihn vom Dach stürzen. Doch auf ihren breiten, wulstigen Lippen zeigte sich ein feines Lächeln und in ihren Augen schimmerte die milde Glut der Sympathie.
"Glaubst du, der Untergang wird kommen?", fragte sie.
Er schüttelte den Kopf. "Nichts als gezielte Propaganda, die den Priestern den Weg zur Alleinherrschaft ebnen soll."
"Eine gefährliche Meinung."
"Viele denken so wie ich."
"Aber der Plan scheint aufzugehen. In den unteren Schichten herrscht bereits große Unruhe."
"Seit wann kümmert euch Geflügelte, was bei uns vor sich geht?"
"Die meisten von uns kümmert es in der Tat sehr wenig", räumte sie ein. "Wahrscheinlich bin ich die einzige Geflügelte weit und breit, die sich über diese Vorgänge Gedanken macht."
"Deshalb also hast du die Stelle angenommen?"
Keth nickte. Ein Windhauch blähte ihr formloses Gewand auf und entblößte ihre grazilen weißen Beine bis hinauf zu den Hüften. Gordon wandte diskret den Blick ab, aber das Bild hatte sich bereits in ihm festgesetzt und ließ sein Herz um einen Takt schneller schlagen.
"Sicher war es nicht einfach, deine Familie zu ihrem Einverständnis zu bewegen..."
"Wir leben nicht in Familien", belehrte sie ihn. "Sondern in Kolonien. Und wir machen einander keine Vorschriften."
"Ich verstehe", murmelte er.
Sie schob eine schwarze Haarsträhne hinters Ohr und schaute zu dem kleinen Pavillon hinüber, der über das Treppenhaus gestülpt war.
"Ich sollte jetzt in die Schreibstube zurückkehren."
"Keth", sagte er, "ich habe dich nicht nur deshalb angesprochen, weil ich dich mag. Ich brauche deine Hilfe."
"Ich weiß."
"Vor vier Tagen ist eine Grauschwinge am Stundenturm zu Tode gestürzt. Man hat mir geraten, die Finger von der Sache zu lassen. Aber der Fall lässt mir keine Ruhe."
Sie trat auf ihn zu und blickte ihm in die Augen. Der Wind spielte mit ihren Flügelspitzen und erzeugte dabei ein trockenes Rascheln.
"Sprich weiter", forderte sie ihn auf.
"Ich möchte, dass du dich bei deinen Leuten umhörst. Ob sie die Grauschwinge gesehen haben, und ob ihnen in jener Nacht noch andere Dinge aufgefallen sind. Es ist kurz vor Morgengrauen passiert, aber das schließt nicht aus, dass sie schon vorher in der Stadt gewesen ist."
"Es wird nicht einfach sein, etwas zu erfahren. Doch bin ich mir sicher, dass es zumindest einigen von uns nicht entgangen ist. Wir haben eine tiefe Beziehung zu den Grauschwingen, denn wir stammen von denselben Vorfahren ab."
"Danke, Keth. Ich stehe in deiner Schuld."
"Aber nein, keine Schuld! Ich will genauso wissen wie du, was ihr zugestoßen ist."
"Erscheint es auch dir verdächtig, dass der Fall verschwiegen werden soll?"
"Ja, und ich habe auch eine Idee, warum das so ist. Im Buch der Wahrheit steht geschrieben, dass unser Untergang besiegelt ist, wenn die Grauschwingen nach Panurbia kommen."
Gordon atmete scharf durch die Nase ein. "Könnte sie ermordet worden sein, um der Prophezeiung Nachdruck zu verleihen?"
"Dann hätte man es anders anstellen müssen. Eine Leiche lässt sich schnell beseitigen. Es sei denn, sie fällt am lichten Tage über der Ratspromenade vom Himmel."
"Ein interessanter Gedanke", murmelte er. ...
Wer wissen will, wie es in Peter Scheerers Fantasy-Thriller weitergeht, kann sich das Buch hier besorgen.
Der Autor hat eine Reihe weiterer, mehr als interessanter Bücher geschrieben, über die wir hier berichtet hatten: Lest unsere Rezension zu "Sunset Square" (SciFi-Thriller), oder die Buchvorstellungen zu "Louur" (Science-Fiction) sowie auch "Horrorshow" (Fantasy-Thriller).
Unser Tipp: Das Autorenprofil von Peter Scheerer hat noch einige mehr Buchtitel zu bieten!
© "Gordon und die Geflügelte aus der Schreibstube": Wir danken Peter Scheerer sehr für die Textauswahl aus "Grauschwinge" sowie für die Abbildung des Buchcovers, 08/2020.
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