|
"Horrorshow" ist der Titel eines gefakten Snuff-Videos, mit dem die junge Hope deVine ihre Karriere als Erotikdarstellerin gestartet hat. Doch es scheint noch eine zweite Version des Videos zu existieren, die definitiv kein Fake ist.
Erst nach einigem Zögern übernimmt Danny "Angel" Engels, Ex-Rockstar und spiritueller Problemlöser, den Fall der jungen Darstellerin Hope deVine, die von einem unsichtbaren, bösartigen Wesen heimgesucht wird. Bei seinen Nachforschungen stößt er auf eine exzentrische Künstlerclique, die zu ihrem Vergnügen einem alten exotischen Kult huldigt. Als sich die Spur im Nebel der Vergangenheit zu verlieren beginnt, liefert eine unheimliche Mordserie entscheidende Hinweise – und Angel begreift, dass er in das Reich heimtückischer schamanischer Magie hinabsteigen muss, um seine Klientin ihrem Dämon zu entreißen.
Wer hier einen Plot nach dem Schema "cooler Typ hilft süßem Mädel aus der Patsche" erwartet, liegt genauso falsch wie jemand, der auf Grund des im Roman tangierten Porno-Milieus auf eine Aneinanderreihung von erotischen Ausschweifungen hofft. Auch eine Romanze wird man vergeblich suchen. Sprechen wir lieber von einer nicht-biologischen Vater-Tochter-Beziehung, die tief in der Vergangenheit der Protagonisten wurzelt und der Story zusätzlichen Drive gibt.
Der Fokus liegt auf der Detektivgeschichte, die sich zwar weit über die gewohnten Grenzen von Raum und Zeit hinaus erstreckt, aber immer wieder knallhart auf den Punkt kommt. Und wie in einigen anderen von Peter Scheerers Büchern spielt auch hier die Frage nach dem Befinden von Herrn Schrödingers Katze mit herein: Ist sie tot oder lebendig? Oder etwa beides gleichzeitig?
Der sprachlich gewandte Autor Peter Scheerer hat mit "Horrorshow" einen packenden Fantasy-Thriller geschrieben, der die Leser bestens unterhält. Der 240-seitige Roman kann als Taschenbuch (ISBN 978-1095593752) sowie als E-Book erworben werden.
Vorgeschichte zur Szene: Danny "Angel" Engels bringt seine neue Klientin Hope deVine mit nach Hause, um mit ihr an ihrem Problem zu arbeiten. Ebenfalls anwesend ist Angels Sekretärin Mitch, der rationale Gegenpol zu seiner spirituellen Veranlagung.
Sie zeigten Hope das Gästezimmer. Hope sah sich flüchtig um, ehe sie sich aufs Bett setzte, die Tasche zwischen den Knien, und dabei ziemlich verloren aussah.
"Was jetzt?", fragte sie.
"Du kannst schlafen", sagte Angel. "Oder wir trinken noch was zusammen. Wir können auch einen Film anschauen, Musik hören, was beim Thai bestellen. Zum Eingewöhnen und so weiter."
"Ich will reden", sagte Hope. "Jetzt."
"Ich mach mich dann mal vom Acker", sagte Mitch von der Tür her. Immer stand sie in einer Tür. Irgendwann musste er das mit ihr klären.
"Kann sie bleiben?", fragte Hope. "Ich fühle mich lockerer, wenn sie da ist."
Angel sah Mitch an, die kurz die Lippen schürzte. Wie sie es oft machte, wenn sie über etwas nachdachte.
"Na klar bleibe ich. Gehen wir in die Küche? Ich geb einen aus."
Mitch entkorkte eine Flasche kalten Chablis und schenkte drei Gläser ein. Hope trank ihres auf ex. Sie lümmelte auf ihrem Stuhl wie ein junger Flegel, die Beine gespreizt und von sich gestreckt, einen Arm auf dem Küchentisch und der andere lose herab baumelnd, mit einem leeren und gleichzeitig wachen Ausdruck auf dem Gesicht.
"Reden wir", sagte Angel.
"Wollt ihr's sehen?", fragte Hope. "Mein Andenken von letzter Nacht?"
Sie zog ihr Top rauf bis unter den Busen, schob den Bund ihrer Shorts ein paar Zentimeter runter. Eine scharf konturierte, entzündet aussehende Rötung erstreckte sich diagonal von der rechten Leiste bis über den linken Rippenbogen.
"Sieht heftig aus", sagte Mitch. "Tut's weh?"
Hope schüttelte den Kopf. "Diese Stellen tun nie weh. Also nicht wirklich. Aber ich spüre, dass da was ist. Und fühle mich jedes Mal wie gerädert, wenn ich mit einem neuen Tattoo aufwache."
Angel ging vor ihr in die Hocke und betrachtete das Mal. Als hätte ein mittelmäßig begabter Maskenbildner angefangen, sie für einen Slasherfilm zu präparieren und wäre bei der Arbeit unterbrochen worden.
"Wie lange dauert es, bis das wieder verschwindet?"
Hope zog ihr Top wieder runter. "Ein paar Tage. Manchmal länger. Und dann geht es meist auch gleich in die nächste Runde."
Er zog einen Stuhl heran und setzte sich ihr gegenüber. "Ich möchte etwas ausprobieren. Bist du bereit?"
"Was muss ich tun?"
"Erst einmal gar nichts. Ich werde mich jetzt auf deiner Timeline bis zur vergangenen Nacht vortasten. Vielleicht bekomme ich einen Hinweis, was passiert ist."
"Tut das weh, oder haut es mich um oder so?"
"Normalerweise passiert da gar nichts."
"Normalerweise..." Sie machte eine Schnute, zuckte mit den Schultern. "Na gut, dann mach mal."
Angel rief das Feld vor seinem inneren Auge auf. Da war erst einmal nichts, die vertraute Leere. Er verschob den Zeitparameter um vierundzwanzig Stunden und wartete.
Immer noch nichts.
"Wann bist du gestern schlafen gegangen?"
"Früher als sonst. So gegen zehn. Ich war hundemüde. Hatte Angst vor der Nacht, weil der nächste Angriff bereits überfällig war. Also hab ich was getrunken..."
Ein Bild formierte sich. Ein Zimmer mit großen Fenstern, hinter denen die Lichter der Innenstadt zu erkennen waren. Parkettboden, X-Large-Fernseher, Stehlampen wie aus einem Einrichtungskatalog für Neureiche. Hope in champagnerfarbiger Unterwäsche, wie sie einen Drink in sich reinkippt. Dann Miro Manning, personifiziertes Testosteron in Boxershorts.
"Du säufst zu viel, Kleine. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du für deinen Job fit sein musst, verdammt noch mal."
Hope, ungerührt: "Halt die Klappe."
"Hey, ich reiß mir den Arsch für dich auf. Für dich und deine Karriere. Ein bisschen mehr Respekt also."
Hope ignoriert Miro und geht an ihm vorbei, stellt das leere Glas ab und verlässt das Zimmer. Miro steht zuerst reglos da, er ist wütend und auch ein bisschen verzweifelt, dann schüttelt er sich wie ein Hund, legt sich aufs Sofa und greift nach der Fernbedienung.
Angel lässt sich das Schlafzimmer zeigen. Hope liegt im Bett, wälzt sich herum. Schnellvorlauf. Jetzt liegt sie auf dem Rücken, halb abgedeckt, sie atmet durch den Mund. Miros Silhouette erscheint in der Tür, verweilt kurz und verschwindet wieder.
Hope schnappt nach Luft, bäumt sich auf und fällt mit einem Stöhnen in sich zusammen. Nur für den Bruchteil einer Sekunde spürt Angel die Anwesenheit von etwas Fremdem, Bösartigem. Doch im Feld, wo Raum und Zeit keine festen Größen sind, kann er den Moment einfrieren. Er fokussiert Hopes Wesen, ihr inneres, unteilbares Selbst, und folgt ihr in den Orkus, in den sie hinabgezogen wird.
"Danny!" Die reale Hope bäumte sich auf und sank wieder auf den Stuhl zurück. "Mir wird schwindlig. Und mir ist kalt! Was machst du da?"
"Dir geschieht nichts. Das ist nur ein Echo."
Hopes Signatur verlor sich zwischen pulsierenden grauen Schatten. Er konnte ihre Anwesenheit noch spüren, aber der Ort, an dem sie sich nun befand, war ihm nicht zugänglich.
Er wurde in das dunkle Schlafzimmer zurückgeworfen. Hope atmete stoßweise, war jedoch nicht aufgewacht.
"Danny." Mitch hatte ihre Hand auf seine Schulter gelegt. "Du solltest jetzt wieder zurückkommen."
Er tauchte aus dem Feld auf, Schweiß brannte in seinen Augen und sein Magen krampfte. Hope sah ihn durchdringend an, den Mund halb geöffnet und beide Hände um das bauchige Weinglas gelegt.
"Mir ist gerade was eingefallen", sagte sie. ...
Der Münchener Autor Peter Scheerer schreibt beste phantastische Literatur. Lest hier auch unsere Rezension zu seinem SciFi-Thriller "Sunset Square" sowie die Buchvorstellung zu "Megaheaven", einem seiner futuristischen Romane.
Tipp: Das Autorenprofil von Peter Scheerer hat noch viel mehr Buchtitel zu bieten!
© "Eine Signatur zwischen pulsierenden grauen Schatten": Herzlichen Dank dem Autor Peter Scheerer für die Leseprobe aus seinem Fantasy-Thriller "Horrorshow" sowie für die Abbildung des Buchcovers, 05/2020.
Archive:
Jahrgänge:
2022 |
2021 |
2020 |
2019 |
2018 |
2017 |
2016 |
2015 |
2014 |
2013 |
2012 |
2011 |
2010 |
2009
Themen:
Autor werden |
Buch-Rezensionen |
Ratgeber |
Sagen & Legenden |
Fantasy Mythologie |
IT & Technik |
Krimi Thriller |
Fachartikel & Essays |
Jugend- & Kinderbücher |
Bedeutung der Tarotkarten |
Bedeutung der Krafttiere
Noch mehr Bücher lesen (Werbung):
Fantasy & Science Fiction
| Krimis & Thriller
| Ratgeber
| Reise & Abenteuer
Sie schreiben anspruchsvolle Romane und Erzählungen? Wir suchen neue Autorinnen und Autoren. Melden Sie sich!
Wenn Sie die Informationen auf diesen Seiten interessant fanden, freuen wir uns über einen Förderbeitrag. Empfehlen Sie uns auch gerne in Ihren Netzwerken. Herzlichen Dank!
Sitemap Impressum Datenschutz RSS Feed