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Fantasy trifft Raumfahrt, wie es das öfter gibt. Aber das Treffen zweier Welten in Anja Fahrners Roman "Alkatar" ist ein voller Erfolg.
Alkatars großer Tag beginnt mit einer Tragödie. Er verliert seine geliebte Halbschwester, die einen völlig unnötigen Tod stirbt. Von Selbstvorwürfen geplagt, macht sich der junge Mann trotzdem auf den Weg, um seine Initiation abzuschließen. Aber er verschläft gewissermaßen die Zeit und muss sich gegen einen Überfall wehren. Dass er dennoch gerettet wird, verdankt er einem Zufall und einem ehrenwerten Schmied.
So beginnt die vielschichtige Handlung um einen begabten Telepathen auf einer ähnlichen Welt, wie es die unsere ist – und um eine Gruppe von Menschen, die ihre Welt verlassen.
Alkatar, dessen Initiation in ihrem Verlauf empfindlich gestört wird, gelingt es trotz allem, sich einer Sippe anzuschließen. Ein mächtiger Telepath wie er ist ein gefragtes Mitglied einer der Zellen, wie sie in seiner Heimat üblich sind. Niemand ist etwas ohne seine Gruppe – sie ist alles für ihn. Das Zusammenleben ist streng reglementiert: Frauen stehen über den Männern und die Fortpflanzung liegt ganz in der Hand der weiblichen Lenker.
Alkatar wird, wie üblich, zur "Herstellung" je eines Sohnes und einer Tochter benutzt. Und er fühlt sich nicht gerade gut deswegen. Noch vor kurzem in das eingebunden, was seine Kultur seit langer Zeit verfeinert und gefestigt hat, beginnt der junge Mann, sich mental zu befreien. Eine Gemeinschaft, die sich telepathisch verständigt, hat eine völlig andere Qualität, als wir es uns vorstellen können.
Dennoch wagt Alkatar einen mutigen Schritt in das Ungewisse. Er verlässt das Bekannte und schließt sich dem "Interplanetaren Bund" an.
Die Erde im Jahr 2030 ist so trist, wie es sich ein fantasiebegabter Denker nur vorstellen könnte. Es geht um das zwanghafte Erhalten vermeintlichen Prestiges, um sinnentleerte Arbeit und einer völligen Entfremdung von allem Natürlichen. Ohne dass es offiziell wäre, hat sich ein Kastensystem gebildet, dessen Grenzen mittlerweile unüberwindlich geworden sind.
Die empathische junge Stefa verkümmert unmerklich in dieser Welt, die kaum Raum für echte Zuneigung lässt. Völlig von ihrem charismatischen älteren Bruder abhängig, kämpft sie jeden Tag einen Kampf des Überlebens. Das bezieht sich nicht auf ihr materielles Leben, das recht angenehm ist. Jedenfalls, wenn man es in Beziehung zu den "Arbeitslosen" setzt, die auf der Suche nach Essbarem durch die Stadtteile streifen.
Dass die Erde praktisch chancenlos geworden ist, was eine lebbare Zukunft betrifft, wurde vom "Interplanetaren Bund" bemerkt – und so werden Menschen rekrutiert. Unauffällig aber intensiv werden Freiwillige untersucht und auf Eignung geprüft. Und sie verlassen die Erde, um auf einer anderen Welt von vorne zu beginnen. Stefa wird von ihrem Bruder praktisch mitgerissen – und nach einem jahrelangen Kälteschlaf wird die Gruppe von Menschen in ihr neues Leben versetzt.
Dort begegnen sie Alkatar, dessen Schicksal sich mit dem ihren verwebt.
Die Menschen sollen wieder lernen, den Kontakt zu ihrem wirklichen Leben, ihren echten Bedürfnissen zu suchen und zu finden. Doch dann geschieht genau das, was immer geschieht: Es gibt immer Individuen, denen das nicht reicht. Stefas Bruder strebt nach Macht – und er verliert dabei alle Hemmungen. Für ihn ist dieses neue Leben eine Jungfrau, der er seinen Stempel ein für alle Mal aufdrücken kann und die er nach seinen Wünschen formt.
Er sieht nicht den Neuanfang, sondern nur die Möglichkeit, Macht zu erlangen und auszuüben. Und er bringt auf die neue Welt etwas mit, das Menschen seit jeher in ihrem geistigen Gepäck haben: die Geringschätzung anderer Lebensformen. Und Heinrich – so sein Name – beginnt mit dem Aufbau einer Lebensweise, die an die Feudalherrschaft des Mittelalters erinnert, und gleichzeitig an die grausamen medizinischen Experimente an Menschen, die eine Zeit lang gang und gäbe waren auf der Erde.
Die Gesellschaften, die Anja Fahrner aufzeigt, sind fast alle von starrer Form und Unterdrückung geprägt. Alkatars Volk lebt seit sehr langer Zeit auf diese Weise, weil es das für die optimale Form hält. Und den Erdenmenschen ist alles abhandengekommen, was eine wirkliche Gemeinschaft möglich machen würde.
Die Komplexität dieses Romans ist faszinierend und beeindruckend. Dabei hat die Autorin die Geschichte in "Alkatar" sehr spannend beschrieben und mit überaus guter Kenntnis der menschlichen Mentalität – im Guten wie im Bösen – entwickelt.
Der 408-seitige Roman "Alkatar" ist Mitte 2016 erschienen und als Taschenbuch (ISBN 978-1533142801) sowie als E-Book im Handel erhältlich. Der zweite Band ist 2017 unter dem Titel "Alkatar – Der Erbe" erschienen.
Nachtrag: Im Mai 2019 wurde Band III "Alkatar – Katharsis" herausgegeben. Die Autorin Anja Fahrner setzt sich in ihrer Buchserie auf besondere Weise mit den Abgründen der menschlichen Natur und ihren verheerenden Folgen auseinander. Hier der Link zur gesamten Buchreihe, die man im Online-Buchhandel einzeln als Taschenbücher oder E-Books erwerben kann.
© "Welche ist die optimale Form des humanoiden Lebens?": Rezension von Winfried Brumma (Pressenet). Der Autorin Anja Fahrner und dem Verlag Emmerich Books & Media danken wir herzlich für das Rezensionsexemplar und die Abbildungen der Buchcover, 2017.
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