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Vor einigen Monaten stellten wir den I. Band der Verbannten-Trilogie der Autorin Nicole Weber vor: "Die Wahrheit der Verbannten". In diesem Fantasy-Roman wird eine junge Frau namens Nadine gnadenlos in den Kampf um die Wahrheit und zur Entscheidung über das Schicksal der verbliebenen Menschen gezwungen: den Verbannten. Wer mehr über das erste Buch erfahren möchte, kann schnell hier hinüberwechseln.
Im zweiten Band nun nimmt das Verhängnis rasant seinen Lauf, als der Konflikt zwischen den Völkern der Oberfläche entbrennt:
Während sich die Völker der Oberfläche verbünden, um sich den Verbannten und ihren infernalischen Alliierten entgegenzustellen, erwacht im Himmel eine neue Macht, welche die Kräfteverhältnisse auf der Erde noch einmal beträchtlich verschieben könnte. Doch wird sie im Kampf um die Seelen der Verbannten siegen? Oder bleiben diese ihren Verbündeten aus der Hölle treu, um den rachsüchtigen alten Rassen all das an ihrem Volk durch kurzsichtige Arroganz verursachte Leid zu vergelten? Werden sich die verheerenden Dämonenkriege wiederholen und die Erde noch einmal mit den Feuern der Hölle versengen?
Die Taschenbuch-Ausgabe von "Die Rückkehr der Verbannten" weist 630 spannende Seiten auf und wurde Mitte April 2020 veröffentlicht (ISBN 978-1674693439). Auch der zweite Band der magischen Verbannten-Trilogie von Nicole Weber ist als E-Book erhältlich.
Forgrimm legte die schwere Axt nieder und betrachtete die verschlungenen Runen, die er in tagelanger Feinarbeit in die Klinge eingearbeitet hatte. Das Blatt der erlesenen Waffe schimmerte rot und glühte verheißungsvoll im Schein der nahen Esse.
Der Zwerg nickte zufrieden und legte die kostbare Waffe beiseite. Den Stiel hatte er bereits vor einer Woche vollendet. Nun musste er die beiden Teile nur noch zu einer Kriegsaxt zusammenfügen. Aber das würde er morgen erledigen. Heute war er müde, seine Augen brannten und sein Rücken beschwerte sich, da er bereits den ganzen Tag in gebeugter Haltung über seiner Arbeit verbracht hatte. Außerdem war seine Kehle ganz trocken und sein Bruder Basren wartete sicher schon auf ihn im Schäumenden Fass.
Forgrimm seufzte. Sein kleiner Bruder hatte ihm, ganz wie es seine Art war, mal wieder heimlich eine Nachricht durch einen der Diener des Kriegerordens zukommen lassen, der eine neue Waffe für seinen Meister abholen wollte. Forgrimms Meister sahen es überhaupt nicht gerne, dass er weiterhin in Kontakt zu seinem Bruder stand, hatte es Basren doch geschafft, sich wahrhaftig bei allen angesehenen Kasten einen schlechten Ruf zu erarbeiten, indem er trotz des Verbots der Händlergilde, weiterhin mit den Schattenelfen am Ozean der Schatten Handel trieb. Wieder seufzte der Zwerg, denn eigentlich sollte er die Sache wohl besser bei ihrem Namen nennen und die unerwünschten Schmuggelgeschäfte seines Bruders nicht als Handel bezeichnen.
Forgrimm selbst war ein Runenkrieger. Und ein angesehener noch dazu. Innerhalb kürzester Zeit hatte er es geschafft, sich an die Spitze der Kriegerkaste hochzuarbeiten, um in die Kaste der Runenkrieger zu wechseln, die über den normalen Kriegern standen und lernten, wie man die ohnehin unvergleichlichen Waffen und Rüstungen der Zwergenschmiede in wahre Wunderwerke verwandelte, indem sie diese mit den verschiedensten Runen versahen, um die Träger der Waffen und Rüstungen nahezu unbesiegbar zu machen. Wenn Forgrimm sich weiter so anstrengte wie bisher, würde es sicher nur noch ein oder zwei Jahrzehnte dauern, bis man ihn in die Ränge der Meister seiner Kaste aufnahm und er somit in die Fußstapfen seines legendären Vaters treten würde, der zu den berühmtesten Mitgliedern der Runenkrieger gezählt hatte, bis er in einer der letzten Schlachten des Dämonenkrieges ein glorreiches Ende gefunden hatte. Nachdem die Kämpfe vorüber waren, hatte man sogar eine Kreuzung zu seinen Ehren in die Kreuzung von Balbarosch umbenannt.
Über der Kaste der Runenkrieger stand lediglich noch der Orden der Runenpriester, die in der Lage waren, Runen in die Luft zu zeichnen, um dadurch noch verheerendere Zauber zu weben als selbst der Großteil der Elfenmagier es vermochte. Zudem hatten die Runenpriester auf ihrem Weg zur Perfektion bereits einen vollständigen Aufstieg in der Schmiedekaste, der Kriegerkaste und der Kaste der Runenkrieger hinter sich, was sie selbst ohne die Ausübung ihrer Magie zu weithin respektierten und gefürchteten Kämpfern machte.
Forgrimm wusste, dass die Elfen die Strebsamkeit seines Volkes stets belächelt hatten. Lediglich wenige Elfenkönige wie Erondil wussten die Kunst von Feuer und Schwert zu schätzen, die im Königreich Hjalsingdor gepflegt wurde wie in keinem anderen Reich der Zwerge. Die eher entrückten Elfenreiche westlich des Eisenfrostgebirges hingegen bevorzugten eher die Schmiedekunst der Zwerge aus den Blauen Bergen oder von jenseits der Meere, die sich weniger auf die kriegerischen Aspekte der Schmiedekunst, sondern vielmehr auf die künstlerischen konzentrierten, wie der Herstellung von Schmuck oder von kunstvollen Gefäßen. Auch die filigrane Kunstform der Glasbläserei fand in den Zwergenstädten unter den Blauen Bergen regen Anklang.
'Nun, unter deren Hintern lauert auch kein direkter Zugang in die Hölle!', grummelte Forgrimm in Gedanken, während er müde registrierte, dass er inzwischen vor dem Schäumenden Fass angelangt war, wo sich Basren mit ihm treffen wollte. Die Taverne befand sich in einem weniger angesehenen Teil Arundals, der Hauptstadt Hjalsingdors. Von hier aus war nicht einmal der beeindruckende Palast zu sehen, in dem König Halvard bereits seit über vier Jahrtausenden residierte. Eigentlich wäre die Zeit seiner Abdankung bereits vor über sechshundert Jahren erreicht gewesen. Da es bei den Zwergen seit jeher üblich war, dass nach einer gewissen Zeitspanne ein neuer König mit frischen Ideen und jüngeren Lebensgeistern den Platz des Herrschers einnahm, damit keine Stagnation das Ende ihres Volkes herbeiführen würde, wie es laut den Erzählungen aus grauer Vorzeit mit ihren Brüdern jenseits des Schäumenden Meeres geschehen war.
Doch alle in Frage kommenden Kandidaten waren während der Dämonenkriege umgekommen. Ebenso wie die beiden älteren Brüder Forgrimms, die an der Seite ihres Vaters bei der Schlacht um die Kreuzung ums Leben gekommen waren. Aus diesem Grunde war Basren, außer seiner Mutter, das letzte noch lebende Mitglied seiner Familie und deshalb war der Runenkrieger auch nicht gewillt, den Kontakt zu seinem Bruder aufzugeben, auch wenn er noch so wenig damit einverstanden war, was Basren aus sich gemacht hatte und er dank seines Bruders wohl niemals in die Ränge der Runenpriester aufsteigen würde, die der Krieger doch so sehr verehrte.
Diese Gedanken hatten Forgrimm grimmig werden lassen und so stieß er nun übellaunig die Tür der billigen Spelunke auf und ließ seinen Blick über die anwesenden Gauner und Halunken schweifen auf der Suche nach seinem Bruder. Basren war jedoch offensichtlich noch nicht eingetroffen und so setzte sich der Runenkrieger mit noch schlechterer Laune an die Bar und bestellte eines der verwässerten Biere, welches der Wirt mit einem unfreundlichen Grunzen vor ihm auf den Tresen knallte, sodass die Hälfte des Schaums herausschwappte. Ärgerlich nippte Forgrimm an dem Getränk und wischte sich anschließend den verbliebenen Schaum aus seinem rotbraunen Bart. Wenigstens war der Geschmack des Bieres annehmbarer als man von so einer Hinterhofspelunke erwarten durfte, wenn es auch eine Schande war, das kostbare Getränk mit Wasser zu entweihen.
"Forgrimm! Du bist schon da! Es freut mich, dass du dich für mich von deiner aufregenden Arbeit für einen Abend lösen konntest!" Basren hieb mit seiner behaarten Hand so kräftig auf den Rücken seines Bruders, dass dessen Bart in seinem Krug landete.
Fluchend fuhr Forgrimm herum. "Basren! Sieh nur, was du angerichtet hast, du Hund!" Sein Bruder lachte und nur einen Wimpernschlag später fiel Forgrimm in sein Lachen ein und schloss seinen kleinen Bruder herzlich in die Arme. "Schön dich zu sehen, Basren! Wie geht es Mutter?", erkundigte er sich, nachdem er seinen Bruder wieder von sich fortgeschoben hatte und sie beide auf einen der Hocker vor dem Tresen geklettert waren. Im Gegensatz zu ihm war sein Bruder nämlich in Kvinsdal geblieben nach dem Dämonenkrieg, damit ihre Mutter nach dem Tod ihres Mannes und ihrer beiden älteren Söhne nicht alleine in dem großen Anwesen zurückbleiben musste, in dem die vier Brüder zusammen aufgewachsen waren.
Vielleicht betrachtete Forgrimm die unkonventionelle Art seines Bruders an Geld zu kommen auch aus diesem Grunde mit Nachsicht. Schließlich war es ziemlich schwierig, sich an einem so abgelegenen Ort wie Kvinsdal, einen ordentlichen Rang in der Schmiedekaste zu erarbeiten, geschweige denn in die Kriegerkaste aufzusteigen. Vielleicht hätte selbst Forgrimm sich bei solchen Aussichten für die Händlergilde entschieden, auch wenn er sich im Gegensatz zu seinem Bruder gewiss an deren Regeln gehalten hätte.
"Mutter geht es wie immer, Forgrimm. Sie lässt dir ausrichten, dass sie sich über einen Besuch von dir freuen würde."
Der Runenkrieger brummte und nuschelte in seinen Bart, dass er sich demnächst mal wieder blicken lassen würde. Sein Bruder hatte ja Recht. Es waren nun schon wieder dreiundvierzig Jahre seit seinem letzten Besuch vergangen. Doch in diesem Haus erinnerte ihn einfach alles, jedes Möbelstück, jeder Teppich und jede Vase an den Verlust seines Vaters und seiner Brüder und seine Mutter weigerte sich schlichtweg, irgendetwas an der verdammten Einrichtung zu verändern.
Basren blickte nachdenklich in das verkniffene Gesicht seines Bruders. "Du weißt, dass du nichts für sie hättest tun können, auch wenn du damals bereits ein Krieger gewesen wärst."
"Und du weißt, dass du mir das nicht jedes Mal, wenn wir uns treffen, wieder zu sagen brauchst. Erzähl mir lieber, wie es dir geht! Gibt es was Neues von oben?", wechselte der Krieger unwirsch das Thema.
Nun lächelte Basren breit. "Naja, mir geht's gut, Bruder. Erondil jagt noch immer nach diesen seltsamen Orkwesen, die sich in seinem Reich eingenistet haben."
"Ha, er hätte sich mal lieber wie wir an die Gnome und Kobolde halten sollen. Die mögen vielleicht nicht so stark sein wie diese Orks, aber wenigstens arbeiten sie gerne in den Minen und in ihren Werkstätten."
Plötzlich wurde Basrens Gesichtsausdruck ernst. "Du denkst wirklich, die kleinen Strolche arbeiten gerne da unten, Bruder?"
Forgrimm war verwirrt. "Natürlich. Sie arbeiten bereits seit Jahrtausenden für uns, ohne dass sie je versucht haben abzuhauen. Ich schätze mal, sie sind ganz verrückt nach den Metallen da unten."
"Und du meinst, deshalb macht es ihnen nichts aus, tagein tagaus den Felsen für uns zu bearbeiten, um die Erze und Metalle zu schürfen, die wir ihnen alsdann für einen Spottpreis abnehmen, der gerade einmal ausreicht, damit sie ihre Familien ernähren können?" Basren schüttelte ungläubig den Kopf, was jedoch einen trotzigen Ärger in seinem Bruder hervorrief. "Na schön, Bruder, du hast Recht, ich war noch nie in den Minenstädten, um mich mit eigenen Augen vom Schicksal der Arbeiter dort zu überzeugen, aber wenigstens schlage ich keinen Profit aus ihrem Leid, wie es einige mir nur zu bekannte Schmuggler tun!"
Basren fuhr auf: "Ach nein, Bruder? Du bist ein Runenkrieger und bearbeitest die Waffen, die aus genau den Materialien...", weiter kam er nicht, denn in diesem Moment wurde die Tür der Taverne aufgerissen und eine Handvoll Bewaffneter stürmte in den Schankraum.
"Alle raus hier, Leute! Seht zu, dass ihr nach Hause kommt zu euren Familien. Jeder Soldat und Krieger unter euch hat sich schnellstmöglich bei ihren Meistern und Hauptmännern zu melden! Die Letzte Bastion ist gefallen! Das Tor wurde geöffnet! Das Siegel am Portal wurde gebrochen und es wird nicht mehr lange dauern, bis Dämonen in Hjalsingdor einfallen!"
Eisige Stille folgte auf die Worte des Soldaten, der sich bereits wieder umwandte, um mit seinen Männern die Schenke zu verlassen. Vermutlich, um auch den Rest des Viertels zu alarmieren.
"Basren, du musst sofort nach Kvinsdal zurück! Hol Mutter da raus und bring sie in Sicherheit!", drängte Forgrimm seinen Bruder.
"Mach ich. Und Bruder?"
"Ja?", der Runenkrieger klang gestresst.
"Pass auf dich auf!"
"Du auch kleiner Bruder und beschütze Mutter!" Forgrimm drückte feierlich den Arm seines Bruders zum Abschied und sah ihm noch einen Augenblick hinterher, bevor er sich zusammenriss, um sich auf den Weg zur Feste seiner Kaste zu machen und sich bei seinen Vorgesetzten zu melden. ...
Werft gelegentlich einen Blick auf das Autorinnenprofil von Nicole Weber, um ihren dritten Fantasy-Roman nicht zu verpassen.
© "Forgrimm der Runenkrieger": Herzlichen Dank an die Autorin Nicole Weber für ihre Leseprobe aus "Die Rückkehr der Verbannten" und die Abbildung des Buchcovers, 07/2020.
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