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Die Autorin Jutta Swietlinski hat bereits diverse Werke bei Verlagen und als Selbstverlegerin veröffentlicht: 2003 erschien ihr Sachbuch "Wenn Ally Frauen küsst. Lesben in Fernsehserien". Ihre ersten eigenen Romane "Fließen" (2019) und "Heimkehr zu ihr" (2020) sind romantische lesbische Liebesgeschichten. Etwas düsterer ist ihre romantische Kurzgeschichte "Stunden der Dunkelheit" (ebenfalls 2020).
In ihrem neuesten Roman "Die Nacht hinter mir" geht es um die Lebens-, Liebes- und Selbstfindungsgeschichte der lesbischen Julia, durchsetzt mit zeitgeschichtlichen Elementen. Zusätzlich enthält der Plot durch die Figur Nisha, die eine Stalkerin, womöglich aber auch eine Mörderin und/oder eine Vampirin ist, einige Psychothriller-Elemente sowie einen deutlichen Mystery-, Dark-Romance- und Horror-Touch.
Ein kleiner Ort in Deutschland im Jahr 1975. Als die fünfjährige Julia sich einsam und ungeliebt fühlt, taucht überraschend die geheimnisvolle Nisha auf, die sie von Anfang an in ihren Bann zieht. Die beiden Mädchen werden beste Freundinnen und machen im Laufe der Jahre zahlreiche gemeinsame Erfahrungen. Zusammen mit Nisha raucht Julia ihre erste Zigarette, von ihr bekommt sie ihren ersten richtigen Kuss und mit ihr erlebt sie schließlich auch ihr erstes Mal.
Doch Nisha hat auch eine düstere Seite. Sie ist fasziniert von Blut und bringt Julia das Ritzen mit einer Rasierklinge bei. Sie kann ungeheuer eifersüchtig werden. Und wenn sie wütend wird, passieren schlimme Dinge. Trotzdem fängt Julia irgendwann an, ihr eigenes Leben zu führen. Sie zieht weg, arbeitet, studiert, reist, spielt Theater, lernt Frauen kennen, verliebt sich und sucht ihren eigenen Lebensweg.
Aber so einfach lässt Nisha sich nicht abschütteln. Für sie scheint es keine Trennung durch Raum und Zeit zu geben – keine Loslösung von ihrer Blutsschwester Julia.
Das Taschenbuch "Die Nacht hinter mir" umfasst 588 Seiten und wurde im Herbst 2021 veröffentlicht. Der Roman von Jutta Swietlinski ist auch als E-Book im Online-Buchhandel erhältlich.
Oh, bitte, bitte ... Julia wurde erst klar, dass sie diese Worte wie ein inbrünstiges Stoßgebet vor sich hingemurmelt hatte, als sie endlich am Waldrand angekommen war und der Baum ihrer Kindheit leibhaftig und sehr real vor ihr auftauchte. Er war tatsächlich immer noch da, knorrig, rissig, aber stark und beständig, treu und verlässlich.
Ihre Zuflucht, ihr Fixstern in dieser veränderlichen, unbeständigen, fragilen Welt.
Unter dem Baum stand Nisha, gegen den Stamm gelehnt, in einem schwarzen Hosenanzug, und rauchte.
Das Déjà-vu-Gefühl, das Julia schlagartig überkam, war so stark, dass sie mit einem Mal nicht mehr sicher war, wann sie Nisha zuletzt gesehen hatte, welches Jahr eigentlich geschrieben wurde oder ob all dies möglicherweise nur ein Traum war. Der weiße Zigarettenqualm schien ihr Blickfeld zu verengen, so dass sie wie durch einen Tunnel nur noch die Frau in Schwarz erkennen konnte, die direkt vor ihr an der Linde stand.
Ein Phantasiegebilde, das sich jederzeit in Luft auflösen konnte.
Ohne sich bewusst dafür entschieden zu haben, setzte Julia sich in Bewegung, wie in Zeitlupe, einen Fuß vor den anderen, auf Nisha zu, die nun einfach nur dastand und sie ansah, die Zigarette lose zwischen zwei Fingern, so dass ihr Rauch gekräuselt in die Baumkrone der Linde aufstieg.
Während Julia wie in Trance auf sie zuging, nahm Nisha, ohne den Blick von ihr abzuwenden, den Zigarettenstummel und drückte ihn an der rauen Rinde der alten Linde aus, um ihn dann achtlos auf den Boden fallen zu lassen. "Ich wusste, dass du herkommen würdest", sagte sie ruhig.
Julias Kopf fühlte sich leer und leicht an. In irgendeinem fernen Teil ihres Verstandes wusste sie noch, dass es zahllose Fragen gab, die sie Nisha stellen sollte, dass es unendlich vieles gab, was sie zu ihr sagen sollte, dass sie sie anschreien sollte, schütteln, schlagen, dass sie sie umbringen wollte, weil sie so viel Unglück, so viel Kummer verursacht hatte.
Aber alles, was sie mit krächzender Stimme hervorbrachte, war: "Woher wusstest du das? Wie hast du mich gefunden? Wieso weißt du immer, wo ich bin?"
Auf Nishas Gesicht bildete sich ein Lächeln, das ihre dunkelgrauen Augen zum Strahlen brachte. "Du bist in meinem Blut. So wie ich in deinem", erklärte sie einfach.
Julias Herz machte einen kleinen, ungestümen Satz, der schmerzhaft und erregend zugleich war.
Aber sie wollte so nicht fühlen! Abrupt ballte sie die Fäuste so fest, dass sich ihre Fingernägel in ihre Handballen bohrten. "Meine Familie ist tot", sagte sie tonlos.
Nisha hörte auf zu lächeln und ging einen Schritt auf Julia zu, wobei sie sie mit einem eindringlichen, brennenden Blick ansah. "Ich bin deine Familie", betonte sie. "Wir sind Blutsschwestern, Julia. Blutsschwestern. Wir sind auf ewig miteinander verbunden."
Julia sah ihr gebannt in die dunklen Augen, konnte gar nicht anders, als dem intensiven Sog dieses hypnotischen Blickes zu folgen.
Ja, Nisha war ihre Blutsschwester, ihre düstere Schwester, die die finstere Seite in ihr zum Vorschein und zum Klingen gebracht hatte, die Einzige, die den Abgrund in ihrer Seele verstand.
Nein, Nisha war der Abgrund, war der Grund für Julias Leid, Julias Schmerz. Nisha hatte ihr so viel Schlimmes angetan, hatte ihren Körper, ihren Geist und ihre Psyche zum Bluten gebracht. Sie war eine Vampirin, eine Energievampirin. Und sie hatte Julias Leben zerstört.
"Ich hasse dich", flüsterte Julia. Und dann drehte sie sich um, ging zurück zum Wagen, stieg ein und fuhr zurück nach Hause.
* * *
Urplötzlich strömten zahllose Gedanken, Empfindungen, Erinnerungen auf sie ein, Dinge, die sie erlebt hatte und am liebsten vergessen hätte, Dinge, die sie besessen, aber verloren hatte, Dinge, die sie sich gewünscht hatte, obwohl sie wusste, dass sie falsch waren, die sie sich selbst nicht eingestehen wollte, finstere, abgründige, gefährliche Dinge.
Dinge, die nur Nisha verstehen konnte, weil Nisha selbst ein Wesen der Finsternis war.
Nisha war der Abgrund, an dessen Rand Julia entlangtanzte, sie war der Abgrund, der bereit war, Julia zu verschlingen.
Und Julia war nur allzu bereit, sich von diesem Abgrund verschlingen zu lassen.
* * *
Lange stand sie einfach nur da, mit geschlossenen Augen, schmiegte die Wange an die raue Borke, spürte die harte Rinde an ihrer Haut, sah die roten Flecken, die die durch das Laubdach fallende Sonne auf ihre Lider malte, roch den sommerlichen Duft des Waldbodens und der Blüten von Blumen, die in der Nähe wuchsen, und lauschte auf die Geräusche, die sie seit früher Kindheit so ungeheuer gut kannte: das Blätterrauschen, das Vogelgezwitscher, vereinzelte Stimmen in der Ferne ...
Und das heimatliche Gefühl überkam sie mit aller Macht. Hier war sie zu Hause, die Linde war ihr Fels, ihr Schutz und ihr Trost.
Auch wenn von ihrer Familie niemand mehr da war. Auch wenn sie ganz allein war.
"Das ist doch gar nicht wahr", hörte sie auf einmal eine Stimme, leise, weiblich und ihr so vertraut wie ihr eigenes Spiegelbild.
Verwirrt öffnete Julia wieder die Lider und sah sich um.
Ihr Blick fiel unwillkürlich auf die Zeichen, die direkt vor ihr in den Baumstamm geritzt waren. N + J.
Sie folgte versonnen mit den Fingerspitzen den Einkerbungen, die inzwischen zugeheilt waren. Abgeheilt und doch noch deutlich sichtbar, so wie die Narben auf ihrer eigenen Haut, die sie nach Möglichkeit immer noch vor der Welt zu verstecken versuchte.
Du bist in meinem Blut. So wie ich in deinem.
Mit einem Mal konnte Julia Nisha so deutlich fühlen, als ob sie hier neben ihr stände und sie umarmen würde. Sie spürte ihre Präsenz, sehr sanft und zart, nah und tröstlich.
Julia schloss erneut die Lider und gab sich der imaginären Berührung hin. Nur für ein paar Sekunden, aber das reichte, um den Keim der Hoffnung wahrzunehmen, der in ihr spross.
Als sie schließlich zu ihrem Wagen zurückgekehrt war und die Autotür aufschloss, stellte sie plötzlich fest, dass sich ihre Mundwinkel doch tatsächlich zu einem Lächeln verzogen hatten.
Danke, Nisha, dachte sie innig. Danke, Blutsschwester.
Und dann fuhr sie zurück. ...
Wie es weitergeht in "Die Nacht hinter mir" erfahrt ihr nur im Buch von Jutta Swietlinski: Mehr als 500 Leseseiten warten darauf, von euch verschlungen zu werden!
© Julia und die geheimnisvolle Nisha: Wir danken der Autorin Jutta Swietlinski für die Texte aus ihrem Roman "Die Nacht hinter mir" und für die Verwendung der Buchcover-Abbildung, 12/2021.
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