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Konstanze Melanie Treber hat ihrem Erstling "Don't fight the rain! Seelenschatten 1" nun einen weiteren Roman folgen lassen. Der Untertitel verrät, dass zwischen beiden Büchern ein Zusammenhang besteht (dieser Link führt zu meiner Buchbesprechung von Band 1).
In beiden Büchern geht es um die Beziehung zwischen der Ich-Erzählerin Franziska und Morgan, dem Sänger, Texter und Komponisten ihrer Lieblingsband. Der erste Band erzählt von der Annäherung der beiden aneinander. "Don't fight the rain" ist ein Lied von Morgan und ich übersetze mir diese Wendung als Aufforderung dazu, das, was im Leben auf einem zukommt, an sich heranzulassen, auch wenn es den eigenen Wünschen und Vorstellungen zunächst nicht entspricht.
Wenn im Titel des zweiten Buches die Gezeiten angesprochen werden, so lässt sich vermuten, dass es auf und ab geht. Diese Vermutung trügt nicht. Die Autorin beginnt die Erzählung mit der ersten Begegnung von Franziska mit Morgan, fasst dann den Umbruch in Franziskas Leben zusammen bis zur Wochenendbeziehung der beiden und schließlich Franziskas Einzug in Morgans Villa.
Doch dies ist kein happy end. Das einander Nahesein schafft Reibungspunkte und die Seelenschatten lassen nicht auf sich warten. In Franziskas Weltbild ist die Seele eine schöne Landschaft, auf die allerdings Schatten fallen können. Es wird mehrfach erwähnt, dass es ohne hell strahlendes Licht auch keine schmerzhaften Schatten geben könne. Das ist rein physikalisch richtig, wenn irgendetwas zwischen der Lichtquelle und dem Lichtempfangsgebiet steht. Wem der Partner eine starke Lichtquelle ist, dem wird eine Irritation in der Beziehung zum Schattenwurf auf sein Wohlbefinden.
Ja, es geht auf und ab zwischen den Beiden, aber sie finden doch immer wieder eine Balance. Franziskas Gedanken zu den Vorkommnissen und ihre Selbstreflexionen scheinen den Fortgang der Erzählung oftmals zu unterbrechen. Sie verleihen aber der Darstellung mehr Tiefe, als dies Handlung und Dialoge allein vermöchten.
Der Bruch, der sich schließlich andeutet, geht von einem geheimnisvollen Karton aus, den Morgan bei Franziskas Einzug eiligst aus dem Weg räumt und in seinem Arbeitszimmer verschwinden lässt. Die Autorin nutzt Blickwinkelschreiben und lässt Morgan zu Wort kommen. Der findet in diesem, lange von ihm gemiedenen Karton unter anderem zwei Briefe seine Mutter. Schon die Lektüre des Anfangs des ersten Briefes stellt Morgans bisherige Vorstellung von seiner Familie auf den Kopf. Seine Mutter, die Selbstmord begangen hat, als er dreizehn war, entschuldigt sich darin bei seinem Vater für ihren lockeren Lebenswandel. Also war sie nicht der Engel, den Morgan in ihr sah und sein Vater nicht der wüste Tyrann, dem er sich verweigerte, wo er konnte.
Franziska fällt auf, dass Morgan immer finsterer wird und sein Arbeitszimmer verschlossen hält, das vorher immer offenstand. Als ihr die Schatten zu stark werden, verschafft sie sich heimlich Zugang, findet den Karton und die Briefe und liest sie. In dem zweiten, den Morgan nicht gelesen hat, findet sie ein anrüchiges Geheimnis um seine Herkunft. Als ihr die Zurückgezogenheit Morgans zu viel wird, konfrontiert sie ihn mit dem Gelesenen. Morgan ist empört über das, was er einen Vertrauensbruch nennt.
Es kommt zu keiner Versöhnung zwischen den beiden und schließlich wählt sich Morgan einen Wohnplatz außerhalb der eigenen Villa. Als er die Haushälterin beauftragt, ihm seine Pässe zu bringen, ist Alarm angesagt. Aber Sven, ein Bandkollege, hat die richtige Vermutung, dass Morgan nach Oregon will, wo er als Heranwachsender mit seinem inzwischen verstorbenen Vater gelebt hat.
Franziska folgt Morgan. Von einem glücklichen Zufall begünstigt findet sie ihn in einem Ferienhaus. Die beiden führen lange, intensive Gespräche über das Auf und Ab ihrer Beziehung, in die an manchen Stellen nachdenkenswerte philosophische Betrachtungen eingefügt sind. Obwohl Schuldgefühle, die Morgan seinem Vater gegenüber entwickelt hat, diese Gespräche erschweren, bleibt die Hoffnung auf eine Einigung über die zukünftige Gestaltung des Miteinander bestehen.
Meiner Einschätzung nach ist dieses Buch eine gehaltvolle Mahlzeit für anspruchsvolle Leser, wenn auch die eine oder andere Zutat geduldiges Kauen erfordert.
Leseempfehlung: (Werbung) Die Taschenbuch-Ausgabe von "Don't fear the Tides! Seelenschatten 2" umfasst 542 Seiten und wurde Januar 2025 via BoD veröffentlicht. Der Roman von Melanie Treber ist auch als E-Book im Handel erhältlich (der Link führt zu Melanies Autorinnenprofil bei Amazon).
Hinweis: Der Untertitel der E-Book-Ausgabe lautet: "Eine einfühlsame Liebesgeschichte über den Mut zu fühlen, die Liebe zur Musik und seelische Verletzungen".
© "Eine gehaltvolle Mahlzeit für anspruchsvolle Leser": Die Buchbesprechung zu "Don't fear the Tides! Seelenschatten 2" wurde verfasst von Friedrich Treber, 02/2025.
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Taschenbücher von Eleonore Radtberger sowie von Ilona E. Schwartz
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