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Äußerst schreibfreudig zeigt sich der Autor Michael Kothe, der seine Leser bisher mit Werken wie "Siebenreich" (Fantasy) sowie "Schmunzelmord" (Krimi) begeisterte (die Links zu den einzelnen Büchern findet ihr weiter unten).
Zur Authors Challenge 2021 ließ sich Michael Kothe etwas Besonderes einfallen: ein Krimi in Kurzgeschichtenform, der in Schottland spielt. In der Geschichte "Familienbande", die mit einem Schuss schwarzem Humor ausgestattet ist, spielen sich clevere und boshafte Familienmitglieder gegenseitig aus.
Das Verschwinden des sympathischen 30-jährigen Timothy McPhallon führt die Suchtrupps ins schottische Hochmoor. Nicht nur Nebel und der alles verschluckende Regen lasten auf Aberdeenshire. So finster wie die Wolken, die sich schwer über die mystische Heimat Nessies und Bravehearts legen, sind die Absichten, die einige aus dem Clan der McPhallons verfolgen. Sie stehen miteinander in Konkurrenz, doch wissen sie nichts von dem Wettstreit und davon, dass dieser tödlich enden mag.
Unser Lesetipp: Den Kurzgeschichtenband "Familienbande: Ein Schottlandkrimi" gibt es nur als E-Book im Amazon Online-Store unter der ASIN B09D8NB8ZM zum kleinen Preis. Die Seitenzahl dieses Kriminal-Kurzromans entspricht einer Print-Ausgabe von rund 50 Seiten.
Über Aberdeen lagen dunkle Wolken. Alan wunderte sich nicht darüber. So wie an der Küste jede Bucht ihr eigenes Mikroklima besaß, ändert sich oftmals auch das Wetter, sobald man von einem Hügel herab ins nächste Tal kam.
Er hatte Susan beobachtet, wie sie die Praxis ihrer Frauenärztin verlassen hatte, folgte ihr durch die Einkaufsstraße, und schmunzelte über das Bild, das sich ihm bot, als sie vor ihrem Spiegelbild in einem Schaufenster kokettierte. Als sie sich umdrehte und ein strahlendes Lächeln aufsetzte, geriet sein Herz aus dem Takt. Mit geballten Fäusten beobachtete er, wie seine Frau ein paar Schritte von Fenster weg in die Fußgängerzone trat, um sich dort einem Mann in die Arme zu werfen. Zumindest betrachtete Alan ihre Begrüßung so. Susans neuen Begleiter erkannte er erst, als der sich umdrehte. Sie hakte sich bei Arthur unter, und gemeinsam spazierten sie die Fußgängerzone in Richtung Fluss. ...
"Er wird denken, Susan hätte etwas vergessen." Zuversichtlich hielt Alan den Klingelknopf gedrückt, bis der Summer der Sprechanlage ertönte. Arthur fragte nichts, also musste er sich auch nicht zu erkennen geben. Im zweiten Stock war die Wohnungstür angelehnt. Ohne nochmals zu klingeln oder auch nur zu klopfen, trat Alan ein. Dicke Teppiche in allen Räumen sogen das Geräusch seiner Tritte auf, und so fand er im Wohnzimmer einen arglosen Arthur, der sich auf Knien in den Kamin beugte und ihm den Rücken zukehrte. Zuerst hatte er ihn übersehen, der Raum war so mit Möbeln und Krimskrams überfüllt, dass ihn Alan nur bemerkte, weil er sein Stochern im Kamin hörte und die Bewegung sah.
"Wie lange geht das schon? Und sag die Wahrheit!" Breitbeinig stand Alan hinter seinem Cousin, der ihm – mit Sicherheit nicht zum ersten Mal – die Hörner aufgesetzt hatte. Zwar hatte er seine Stimme erhoben, aber er brüllte nicht. Seine Stimme war fest, jedoch nur so laut, dass die Nachbarn von dem Streit, der sich nun zwangsläufig ergeben würde, nichts mitbekämen. Als er den Schürhaken in Arthurs Hand sah, schluckte er und trat noch einen Schritt näher auf ihn zu. Überraschenderweise fühlte er sich unbezwingbar, denn sein unwillkürlich dichtes Aufrücken verbot es Arthur sich aufzurichten. Aus der Nische des Kamins konnte er sich nicht erheben, und um den Schürhaken zum Schlag zu erheben, fehlte ebenfalls der Raum. Alan wiederum atmete schwer, er war zu allem bereit.
"Wie lange geht was schon?"
Den fragenden Blick, mit dem Arthur zu ihm aufblickte, verstand er nicht. "Bist du wirklich so schwer von Begriff, Arthur? Ich rede davon, dass Susan mich mit dir betrügt. Mich könnt ihr nicht zum Narren halten! Ich bin nicht blind."
"Alan, ich verstehe wirklich nicht, wie du darauf kommst. Zwischen uns ist nichts! Verdammt, wir sind Cousin und Cousine, und seit Mortimer und Timothy tot sind, sind wir die letzten Verwandten. Fast jedenfalls, aber Gwyneth lebt so zurückgezogen, dass sie schon unnahbar ist. Mit ihr kann Susan nicht reden. Und mit dir ja auch nicht, wie sie mir sagte. Du mochtest Mortimer einfach nicht."
"Und wieso kommt Susan dann seit Monaten in deine Wohnung, he? Alle paar Wochen. Und kommt erst spät abends wieder heim. Warum, wenn ihr nichts miteinander habt?"
"Alan, da ist nichts zwischen uns! Und sie war auch nicht hier. Heute zum ersten Mal, ich schwör's dir."
"Ach, den Zettel mit den Liebesschwüren hast du dann wohl auch nicht geschrieben."
"Welchen Zettel denn? Und jetzt lass mich gefälligst aufstehen! Ich bekomm schon einen Krampf in den Beinen." Mit der freien Hand drückte Arthur an Alans Knie, bis der einen Schritt zurücktrat, dann stützte er sich mit der anderen Hand auf den Schürhaken und richtete sich auf.
Es war ein Reflex. Als Arthur aufgestanden war, maß er einen halben Kopf mehr als Alan. Seine halbe Körperdrehung, während sich die Hand mit dem Schürhaken langsam hob, konnte doch nur die Einleitung eines Angriffs sein! Dass Arthur das Werkzeug vielleicht nur in den Ständer neben dem Kamin zurückhängen wollte, kam Alan nicht in den Sinn. Hektisch untersuchten seine Blicke die unmittelbare Umgebung. Der Griff zu der schweren Bronzeuhr auf dem Kaminsims und der Schlag auf Arthurs Schläfe waren eine einzige spontan und flüssig ausgeführte Bewegung.
Arthur polterte auf das geriffelte Blech vor dem Kamin und stieß das Gitter um, dass er nach Susans Abschied etwas zur Seite gestellt hatte. Dessen Zweck war, Funken aufzufangen, bevor sie den Teppich in Brand setzen konnten. Nun stürzte Arthurs toter Körper darauf, er kam auf dem Blech und dem Gitter zu liegen, den rechten Arm so weit ausgestreckt, dass der Schürhaken in die Glut reichte. Blut sickerte aus seinem Kopf und füllte die Rillen im Blech.
Mit Schrecken erkannte Alan, war er angerichtet hatte. Unwillkürlich öffnete er die Hand, und die Kaminuhr fiel scheppernd neben seinen vermeintlichen Nebenbuhler. Seinem ersten Reflex, schnell aus der Wohnung zu fliehen, widerstand er dann doch. Steif stand er in der Szene, sah sich im Zimmer um und massierte mit der Linken sein Kinn. Wie üblich, wenn er ein Problem erkannt hatte und über einer Lösung grübelte. Dann beugte er sich zu Arthur herab, legte ihm zwei Finger auf die Halsschlagader. Nichts. Kein Puls, absolut keiner.
Was mach ich bloß? Egal, ob Susan mich mit ihm betrogen hat oder nicht, soweit hätte es nicht kommen dürfen! Langsam siegte die Vernunft über seine Panik. Ich habe keinen gesehen, der mein Reinkommen bemerkt hätte. Außerdem kennt mich hier keiner. Also weiß niemand, dass ich hier war. Wenn ich nun ...?
Sein Blick hellte sich auf. Der Ständer mit dem Kaminbesteck stand rechts vom Kamin, vielleicht hatte Arthur ja wirklich nur den Haken zurückhängen wollen. Links befand sich der Ständer mit dem Kaminholz. Wenn er ...? Alan griff ein klobiges Scheit und legte es unter Arthurs abgespreizte linke Hand, die rechte umklammerte nach wie vor den Schürhaken. Die Kaminuhr noch ein wenig verrückt, und jeder, der Arthur findet, wird davon ausgehen, er habe Brennholz nachlegen wollen und die Bronzeuhr gestreift, die ihm dann auf den Kopf stürzte, als er sich vor den Kamin beugte.
Alan bückte sich ein letztes Mal, fuhr mit seinem Taschentuch über die Kanten der Uhr, an denen er sie gehalten hatte, und verwischte seine Fingerabdrücke, sofern er überhaupt welche auf der fein gerippten Oberfläche hinterlassen hatte. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, schritt er langsam in Richtung Flur, bemüht, nirgends anzustoßen oder hängenzubleiben. ...
Hinweise: Zur Authors Challenge hat der Autor Michael Kothe eine eigene Webseite ins Leben gerufen, um interessierte Autoren nicht nur zu informieren, sondern sie auch zum Mitmachen aufzurufen.
Hier auch die Links zu unseren Buchvorstellungen von "Siebenreich" und "Just a Minute", sowie dem Kriminalroman "Schmunzelmord".
© Für die Textauswahl zur Buchvorstellung "Familienbande: Ein Schottlandkrimi" sowie die Abbildung des Buchcovers danken wir dem Autor Michael Kothe sehr herzlich, 09/2021.
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