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Vor einiger Zeit lebte am Rand einer großen Stadt ein junges Mädchen, das eine Vorliebe für bunte Klamotten hatte. Ganz besonders mochte es ein rotes Barett, das es keck über einem Ohr trug und ohne das man es sehr selten sah. Eigentlich hieß das Mädchen Monika, aber meist rief man es nur "Barettchen", der Mütze wegen. Monika mochte diesen Namen, und deswegen fand sie es spaßig, wenn die Nachbarn lachten und "Na Barettchen, wie geht es denn so?" riefen.
Als sie nun eines Tages aus der Schule kam, war ihre Mutter traurig und erzählte, dass Oma sich böse den Fuß verletzt hatte und nun mindestens vierzehn Tage liegen musste. Die Mutter arbeitete bis zum Abend und bat nun Barettchen, sich nach der Schule um die Großmutter zu kümmern. Die hatte nun wirklich nicht die geringste Lust dazu, nach dem Unterricht noch zum Stadtrand zu laufen, denn da wohnte die Großmutter in einem kleinen Haus mit Gärtchen. Aber das half nun nichts, es gab niemanden, der Barettchen diese Arbeit abnehmen konnte, und so kam es, dass am nächsten Tag ein Mädchen mit gerunzelter Stirn den Zettel las, den die Mutter ihr auf den Küchentisch gelegt hatte.
Da stand alles drauf, was zu der Oma mitgenommen werden musste, und auch sonst noch allerhand ... in Acht nehmen, nicht trödeln und so schnell es geht wieder nach Hause kommen. Und natürlich zuerst die Hausaufgaben machen. Letzteres hielt das Barettchen für vernachlässigbar und suchte erst einmal die Luftpumpe, weil ihr Fahrrad natürlich wieder einen Platten hatte. Kurze Zeit später sah man ein Mädchen ohne Fahrradhelm, dafür aber mit einer auffälligen roten Mütze und einem Walkman auf ihrem Rad die Straße entlangflitzen. Am Lenker baumelte eine große, prall gefüllte Einkaufstasche. ...
Herr Wolf bemühte sich augenscheinlich, die weinende Frau zu beruhigen, und Felix unterstützte sein Herrchen nach Kräften, indem er an der Jeans der Frau hochsprang. Neugierig stieg Barettchen ab und schob ihr Rad näher zu der Gruppe.
"Frau Schillers Katze ist verschwunden", wurde sie von dem alten Mann begrüßt. "Ja, und ich hab solche Angst, dass sie auch vergiftet wurde", schniefte Frau Schiller. "Mimi ist doch erst ein halbes Jahr alt. Ich hab nur das Fenster ganz kurz zum Lüften aufgemacht, aber das muss sie ausgenutzt haben. Wir haben die halbe Nacht nach ihr gesucht." Die Frau war sichtlich verzweifelt, aber sie versprach sich sofort zu melden, wenn es etwas Neues gäbe. Dann verabschiedete sie sich.
Nachdem sie eine kurze Zeit schweigend Frau Schiller nachgesehen hatten, fragte Barettchen den Herrn Wolf nach weiteren Vorfällen, aber der verneinte. Aber dann fragte er Barettchen, ob sie hier wohne. "Ich habe dich eigentlich noch nie hier gesehen – außer gestern natürlich. Und ich glaube, dass du mir aufgefallen wärst." Dabei deutete Herr Wolf auf die rote Mütze und lachte.
Irgendwie vertraute das Mädchen dem alten Herrn, wenn sie auch nicht wusste, wieso das so war, und erzählte von Oma und dem eingegipsten Fuß, von der Schule, und ganz zuletzt erzählte sie auch von Herrn Jäger und dem Fernglas. Der Mann hörte genau zu und meinte dann, das Barettchen solle doch morgen vorbeikommen, wenn sie für ihre Großmutter alles erledigt habe. Vielleicht gäbe es ja etwas Neues und sie habe vielleicht Lust auf einen Spaziergang mit ihm und Felix. ...
* * * Ende der Leseproben aus unserem Buch * * *
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© Leseproben aus "Barettchen – Ein Vorstadtmärchen": Winfried Brumma (Pressenet), 2009. Bildnachweis: oben Frau im Schnee, sowie unten Winterszene (beide CC0, Public Domain Lizenz).
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