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In alten Zeiten spielten die Unterirdischen den Christenmenschen so manchen Streich, um sie zu foppen oder aber in das Unglück zu stürzen. Mancher Mutter wurde des Nachts das Kind aus der Wiege geholt und ein garstiger und böser Abkömmling der Gnome, ein Wechselbalg, hineingelegt. So erzählt man in Großwitz bei Saalfeld von alters her eine Geschichte davon.
Vor langer Zeit nämlich kamen in der Winterszeit, wenn die Nächte kalt und dunkel wurden, die Menschen in den Spinnstuben zusammen. Dort war es warm und hell, und bei mancherlei Arbeit wurden von den Großmüttern Geschichten erzählt, und die jungen Burschen und Mädchen sangen wohl auch und scherzten miteinander. In einer solchen Spinnstube, auf einem großen Hof, war man gemütlich beisammen und erfreute sich an der Wärme und der Gesellschaft der anderen.
Nur eine recht übellaunige Magd hielt sich abseits. Die Frauensperson war zum Hüten des Kindes ihrer Herrschaft angestellt, was sich als harter Dienst erwies. Das Kind war missgebildet und recht hässlich, aber vor allem ein ziemlicher Schreihals. Die Magd war den ganzen Tag und meist einen Teil der Nacht damit beschäftigt, die Treppen hinauf und hinunter zu rennen für das unleidliche Kind. Hier um Wickel und da um Leckerbissen oder sonst etwas, und doch war das Haus vom unablässigen Gegreine erfüllt.
So hatte die Aufwärterin kaum Muße, um sich in lustiger Stimmung zu den anderen zu gesellen, denn sie lauschte alle Zeit zur Stiege hinauf, ob nicht schon wieder ihre Dienste nötig wären. So war sie meist in Bereitschaft und ihre Stimmung nicht eben gut.
Nun befand sich im Hof des Gutes der Eingang zu einem halbverfallenen Keller, den das Gesinde mied, da manchmal ein matter Lichtschein zu sehen war. An diesem besonderen Abend nun hatte man sich in der Stube unheimliche Geschichten erzählt, und einige Knechte, die hinzugekommen waren, berichteten, dass es im alten Keller wieder nicht ganz richtig zugehe, sie hätten Licht gesehen.
Da gruselte es allen auf das Angenehmste und die Mädchen verlangten, dass die Burschen nachsehen sollten. Die nun aber lachten und wollten den Jungfern diesen Dienst aufbürden. Unter Kichern und Kreischen schüttelten die Mägde die Köpfe, und so ging es hin und her, bis die Jünglinge derjenigen, die sich traute in den Keller zu gehen, einen funkelnagelneuen Rock versprachen. Nur einen Beweis solle sie mitbringen, dann solle sie ihren Preis wohl erhalten. Aber keines der Mädchen wollte das Wagnis auf sich nehmen ...
* * * Ende der Leseprobe aus unserem Buch * * *
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© Textbeitrag zur Sage "Wie die Magd zum Kinde kam": Winfried Brumma (Pressenet), 2009. Bildnachweis: Frau auf Brücke, CC0 (Public Domain Lizenz).
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