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Nach der Schöpfungsgeschichte haben wir alle einen gemeinsamen Ursprung – jenes Menschenpaar, das als Adam und Eva bekannt ist. Diese gingen nach einer Auseinandersetzung mit ihrem Schöpfer daran, die Erde zu bevölkern und taten das mit großem Erfolg, was nach einem gewissen Knick, der durch eine Flutkatastrophe zustande kam, klar ersichtlich ist.
Kritiker fragen sich zuweilen, wie ein einziges Paar das schaffen konnte, aber wissenschaftlich gesehen ist das durchaus möglich, wenn man in Betracht zieht, dass beide ein überaus hohes Alter in fruchtbarem Zustand erreichten.
Von der biblischen Sicht der Dinge einmal abgesehen gibt es andere infrage kommende Urmütter – wie die berühmte Lucy. So heißt ein hervorragend erhaltenes Skelett eines frühen Menschen mit dem klangvollen Namen "Australopithecus afarensis", das im Übrigen so etwa drei Millionen Jahre alt ist.
Man ist heute im Allgemeinen der Ansicht, dass sich mehrere Entwicklungsstränge um den Titel des Menschenahnen beworben haben, die auch gleichzeitig lebten. Die meisten sind allerdings vorzeitig aus dem Rennen ausgeschieden – aus Gründen, die wir nicht kennen, aber mangelnde Anpassungsfähigkeit könnte eine Rolle gespielt haben.
Die heute bekanntesten frühen Humanoiden wie Neandertaler und Cro-Magnon-Menschen sind sich wahrscheinlich begegnet, und es ist auch anzunehmen, dass es zu Mischungen gekommen ist. Wie auch immer es wirklich gewesen ist, kaum ein Zweig der Wissenschaft ist auch für Laien so hochinteressant wie dieser, sich mit der Abstammung des Menschen zu befassen.
Bei vielen Kulturen ist die Ahnenverehrung höchste Tradition, man widmet den Verstorbenen Altäre und bezieht sie in spiritueller Weise in das Leben ein. Den Vorvätern wird höchster Respekt erwiesen. Zu allen Zeiten war die Abstammung wichtig für die Menschen – vor allem, wenn es um Macht und Herrschaft ging. War die Königswürde erblich, stand und fiel praktisch alles mit der Blutslinie, das war in Ägypten nicht anders als in Babylon oder sonst wo.
Ob es nun nach der mütterlichen oder der väterlichen Linie gegangen ist, spielt keine Rolle – wichtig war, dass eben eine korrekte Abstammung nachgewiesen werden konnte. Das nahm man auch sehr genau – man war so penibel, dass für eine nicht direkte Abstammung eigens besondere Wappen erfunden wurden.
Für das Volk spielte die ganze Angelegenheit eine weniger existenzielle Rolle, aber trotzdem war man in den verschiedenen Sippen sehr stolz auf die Altvorderen, die nicht selten Heldenstatus hatten. In Britannien hat noch heute der "Clan" einen sehr hohen Stellenwert. Aber auch in weniger großen Familien wird oft von Eltern, Großeltern und sogar Urgroßeltern gesprochen – zur Familiengeschichte gehören Berichte und Tatsachen über die lange Verstorbenen, soweit sie in gewisser Weise gegenwärtig sind, dazu.
Richtige Legenden kommen da zustande, und durch die Erzählungen bekommen die Jüngeren eine Vorstellung davon, was für Menschen unsere Vorfahren gewesen sein könnten, und so mancher beginnt sich wirklich zu interessieren. Hört man den alten Geschichten aufmerksam zu, tun sich fremde und faszinierende Welten auf – wenn der Vater zum Beispiel von seinem Großvater erzählt, der Bauer war und auf dessen Hof man immer einen Becher frisch gemolkene Milch bekam, dann ist das für ein Kind so etwas wie eine Zeitreise.
Die immer wieder mit Begeisterung erzählten Anekdoten, die es in jeder Familie gibt, machen die Menschen zu lebendigen Familienmitgliedern, selbst wenn es die Ururgroßeltern waren, von denen die Rede ist. Wer kennt nicht die anrührende Geschichte des Westafrikaners Kunta Kinte, der 1767 von Sklavenfängern nach Amerika verschleppt wurde? Er fand eine Frau und wurde Vater einer Tochter, der er von seiner Heimat erzählte und ihr einige Worte in Mandinka, seiner Stammessprache beibrachte. Das war nicht ungefährlich – denn alles, was mit Afrika zu tun hatte, war für Sklaven verboten.
Aber seine Tochter erzählte es ihrem Sohn weiter, dieser gab die Geschichte von Kunta, der beim Holzschneiden gefangen worden war, weiter an seine Kinder und so fort, bis der Schriftsteller Alex Haley von seinen alten Tanten davon erfuhr. Er fing an, zu recherchieren – und fand tatsächlich in uralten Frachtlisten der Schiffe den Namen seines Ahnen, der von seinem Herrn "Toby" genannt wurde.
Von da an forschte ein Besessener, der keine noch so kleine Spur außer Acht ließ. Er sprach mit Afrikanern, von denen er hoffte, dass diese ihm bei der Identifizierung der überlieferten Worte behilflich sein würden – und tatsächlich fand er deren Herkunft heraus.
Nach langer Arbeit machte Haley die Überfahrt nach Afrika. Er fand das Dorf, in dem sein Vorfahr gelebt hatte, bevor er eingefangen worden war, und konnte mit einem Weisen sprechen. Dieser konnte die gesamte Genealogie des Dorfes auswendig herbeten, und irgendwann tauchte tatsächlich der Name Kunta Kinte auf. Dieser sei Holz schneiden gegangen und war seitdem nicht mehr gesehen worden. Als Haley sich nun zu erkennen gab, wurde er von der gesamten Dorfgemeinschaft als ein verlorener Sohn begrüßt – als einer der ihren.
Dieser Bericht spricht in uns etwas an – etwas, das uns durchaus nicht fremd ist: Das Gefühl, wissen zu wollen, woher man kommt, und wer die sind, auf deren Schultern wir letztendlich stehen. Die Ahnenforschung erfreut sich wieder der größten Beliebtheit, wahrscheinlich suchen viele Menschen in unserer äußerst schnelllebigen Zeit nach etwas Beständigem – etwas, das Sicherheit verleiht und das nicht veränderbar ist.
Viele Menschen erstellen einen Stammbaum, soweit es möglich ist, und investieren viel Zeit in die Erforschung ihrer Familie. Manchmal verliert sich die Spur für eine gewisse Zeit im Dunkeln, und nur durch Zufall wird man in alten Archiven fündig – die Ahnenforschung kann ein spannendes Abenteuer sein, Überraschungen inbegriffen. Es gibt unzählige Möglichkeiten, aber trotz der modernsten Hilfsmittel ist die Suche sehr zeitaufwendig. Viele nehmen deshalb professionelle Hilfe von erfahrenen Genealogen in Anspruch, um ihren Familienstammbaum zu vervollständigen.
Buchtipp: Ahnenforschung – Schritt für Schritt zur eigenen Familiengeschichte. Herausgeber: Sascha Ziegler. Humboldt Verlag, 2012.
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Ahnenforschung ist spannend und interessant: Woher kam meine Familie? Gibt es heute noch Verwandte, die ich nicht kenne? Schnell kann aus dieser Suche ein faszinierendes Hobby werden. Dieser praktische Ratgeber zeigt, wie man am besten vorgeht und gibt viele Tipps für die erfolgreiche Suche. Im Buch sind Artikel von Christian Benz, Claus Billet, Doris Reuter, Birgit Wendt und Sascha Ziegler veröffentlicht.
© "Woher man kommt, wohin man geht – Ahnenforschung, ein spannendes Abenteuer": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2010.
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