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Kinder sind etwas, das irgendwo abgelegt werden muss. Also in der Schule, in der Kita oder zu Hause mit einem Verwandten. Weil Kinder ja Betreuung brauchen. Stimmt. Das brauchen sie. Was sie nicht brauchen, ist diese sonderbare Art, wie sie von allen und jedem als eine Art Anhängsel betrachtet werden. Ein Anhängsel zudem, das die Art und Weise rechtfertigen soll, wie Frauen im Berufsleben so behandelt werden.
Da Frauen gebärfähig sind, können sie als Gefahr für eine Firma betrachtet werden. Schwanger könnten sie werden und ihren Mutterschaftsurlaub einfordern. Vielleicht wollen sie sogar Elternzeit. Das muss verhindert werden im Zuge eines ungestörten betrieblichen Ablaufes. Man stellt Frauen also bedingt ein. Ein Managerposten ist so etwas, das durch die Aufzucht und Pflege der Nachkommen zuweilen behindert werden könnte. Natürlich nur bei Frauen. Ist ja klar. Männer haben nämlich diese Frauen und können sich somit jede Menge Kinder erlauben, die bei Mama gut aufgehoben sind.
In Fabrikation und Dienstleistung sieht es etwas anders aus. Da sind Frauen, die in solchen Jobs dringend benötigt werden, in großer Anzahl vorhanden und können immer ersetzt werden. Falls irgendwie Kinder dazwischenkommen könnten. So sieht das von der Sicht der Betriebsführung meist aus. Natürlich gibt es Betriebe, die einen eigenen Kindergarten haben. Nur gibt es die nicht so oft.
Und da liegt einer der Fehler, die wir machen. Wir brauchen unbedingt eine Einbindung. Kinder gehören zu uns und sollten nicht grundsätzlich irgendwo eine halbe Autostunde entfernt zwischengelagert werden.
Was läuft da wohl falsch, wenn es mehr Möglichkeiten gibt, den Hund mit ins Büro zu nehmen als ein Kind? Nicht falsch verstehen, das ist eine gute Sache, das mit dem Hund. Auch ohne innerbetriebliche Kita sollte es doch möglich sein, ausgebildete Leute abzustellen, die sich mit dem Nachwuchs beschäftigen, während Mama ihren Job macht. Egal, ob sie Schrauben sortiert, Termine für Meetings macht oder die Firma managt. Räume dafür gibt es immer. Auch Platz im Freien für frische Luft.
Es sollte möglich sein, Kinder mehrere Stunden lang zu beaufsichtigen und auch angemessen zu beschäftigen, während sie im gleichen Haus sind wie ihre Eltern. Mama bricht nichts ab, wenn sie in der Kantine mit ihren Kindern zusammen ist. Das ist sie nämlich sowieso zu selten. Gilt auch für Vati.
Kind stürzt und braucht dringend Trost, da ist Mama nicht die schlechteste Wahl. Es sollte doch möglich sein, ein ach so wichtiges Telefongespräch oder das Verpacken von Hühnerkeulen für eine Viertelstunde zu unterbrechen, weil das Kind eben mal eine Knuddeleinheit braucht.
Das ist auch möglich, aber das ist nirgends vorgesehen. Weil Kinder eben nicht dazugehören. Weil Geschäftspartner oder Vorarbeiter ärgerlich werden würden, wenn Menschen etwas ganz Natürliches machen, nämlich nach ihren Kindern sehen. Wir wollen sie haben, die Kinder, aber wir trennen viel zu scharf Arbeit und Privatleben, was sie betrifft.
Ich sehe da, wie die Personalchefin mal eben für zehn Minuten delegiert, weil ihr Kind ganz dringend seine Zeichnung zeigen muss. Oder wie die Arbeiterin mal eben ihren Posten verlässt und die Kollegin einspringt, weil ihr Jüngstes sich die Finger eingeklemmt hat und nur von Mama getröstet werden will. Ich sehe Pausen, in denen Eltern und Kinder zusammen ihr Brötchen essen. Egal in welchem Job.
Alle zwei Stunden sollte es, anstatt der Zigarettenpause, eine Kinderpause geben. Das ist gesünder für alle und machbar. Natürlich werden die Betriebe jammern und nach staatlicher Unterstützung fragen. Und der Staat wird sich drehen und wenden. Aber die Arbeit wird reibungsloser ablaufen. Auch wenn es hier und da Unterbrechungen geben würde. Das alles wäre machbar.
Natürlich gibt es Menschen, die lieber arbeiten, als sich mit ihren Kindern zu beschäftigen. Das sind dieselben, die ihre Kids nicht unbedingt den ganzen Tag in ihrer Nähe haben wollen. Für die gäbe es ja immer noch Kitas, für die man die Kinder dann eine Stunde früher wecken muss und derentwegen man eine halbe Stunde mehr Stadtverkehr in Kauf nimmt. Und in denen man sein Kind kurz nach der Geburt anmelden muss, um einen Platz zu sichern. Und sich dann am Abend von einem genervten Betreuer oder einer gestressten Betreuerin Kram anhört, der einen eh nicht interessiert. Weil man sein Kind nicht sooo genau kennt und keine Ahnung davon hat, was über den Tag so passiert in einer Kita.
Das gilt hier mehr für einige Väter, aber viele Frauen geht das auch an. Väter werden seltener gefragt, ob sie denn ihre Kinder untergebracht haben oder ob sie überhaupt abkömmlich sind.
Aber sicher ist: wenn sich der Gedanke etabliert, dass Kinder zu uns gehören und nicht ständig abgelegt werden sollten, dann ist Schluss mit den Ausreden, was die Karrieren der Frauen betrifft.
Ein Nebeneffekt wären freundliche Kinder, die sich sicher fühlen.
Welch schrecklicher Gedanke.
© "Eltern und Beruf: Alle zwei Stunden sollte es eine Kinderpause geben": Textbeitrag von Izabel Comati (Pressenet), 10/2020. Bildnachweis: Mutter mit drei Kindern beim Malen, sowie Elternpaar mit zwei Kindern, (beide CC0, Public Domain Lizenz).
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