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Schon sind die Festzeiten der letzten Monate des Jahres in Sicht, also Halloween und der Nikolaustag, die Adventswochen und das finale Ereignis: Weihnachten. Neben der Besinnlichkeit bieten diese Tage vor allem Gaumenfreuden, dafür sind sie berühmt und – bei figurbewussten Menschen – berüchtigt. Wer es bis jetzt noch nicht geschafft hat, ein wenig Hüftgold zu verlieren, kann getrost erst einmal aufgeben. Denn das überaus reichliche Angebot in den Läden und Märkten, was Naschereien betrifft, kann auf Dauer nicht ignoriert werden.
Das wohl leckerste und allerdings auch gefährlichste (für die Figur), was die Hersteller von Süßigkeiten jemals erfunden haben, ist wohl das Marzipan. Wer kennt nicht die kleinen Kunstwerke aus diesem formbaren Material, die vor allem im Winter so verführerisch aussehen und duften. Es gibt nichts, was noch nicht mit Marzipan nachgebildet wurde – ob nun die obligatorischen Glücksschweinchen oder jede erdenkliche Obst- oder Gemüsesorte. Quer durch die Zoologie werden süße Teile geformt, und in alter Tradition auch ganze Torten und Platten.
Ursprünglich kommt Marzipan aus dem Orient, wo es als Haremsnascherei überaus beliebt war. Schon zu dieser Zeit waren die Rezepte äußerst variabel und wurden sehr geschätzt. Im Wesentlichen besteht Marzipan aus der Marzipanrohmasse, also Mandeln, Zucker sowie verschiedenen Ingredienzien wie zum Beispiel Rosenwasser. Dabei werden die genauen Rezepte von den Herstellern nicht gerne preisgegeben.
Im Mittelalter wurde Marzipan als Luxusspeise gehandelt und war entsprechend teuer. Erstaunlicherweise verkauften Apotheken solche Waren wie Marzipan oder anderem Zuckerzeug, wahrscheinlich weil viele Dinge, die man heute als reine Nascherei betrachtet, als Arzneimittel angesehen wurden. Dem Marzipan schrieb man eine positive Wirkung auf Magen und Darm zu, ebenso auf die Potenz. Erst gegen das achtzehnte Jahrhundert verlor es diesen Nimbus und wurde von den Konditoren und Zuckerbäckern adaptiert.
Was die Zusammensetzung betrifft, gibt es verschiedene Auflagen. Marzipan ist nicht gleich Marzipan. Die Güte richtet sich nach dem Anteil an Marzipanrohmasse und Zucker – ersterer sollte hoch und zweiterer niedrig sein. Normales Marzipan muss mindestens 50% Marzipanrohmasse enthalten und somit liegt der Zuckergehalt ebenfalls bei 50%, bei der geschützten Marke "Lübecker Marzipan" müssen es mindestens 70% Rohmasse sein, wobei sich der Zuckerzusatz auf den Rest verringert. Handelt es sich gar um Gütemarzipan oder um Niederegger Marzipan, erhöht sich der Rohmasseanteil auf 90% bzw. 100%.
Es gibt auch verschiedene Varianten, so zum Beispiel das Persipan. Es wird aus Pfirsichkernen hergestellt und vor allem zum Backen verwendet. Der Orient kennt noch heute viele verschiedene, dem Marzipan ähnliche Süßigkeiten, die aus Nüssen oder Getreide bestehen. Ein Beispiel wäre das Halva, das aus Sesamsamen bereitet wird und verführerisch süß und aromatisch schmeckt. Ein enger Verwandter ist auch der beliebte Nougat, er bezieht sein Aroma aus den Haselnüssen, die seine Basis bilden.
Natürlich sind Nüsse und Mandeln zwar sehr wertvolle und feine Nahrungsmittel, allerdings auch sehr "nahrhafte". Der zur Herstellung von Marzipan und ähnlichen Massen benötigte Zucker macht diese Spezialitäten zum Feind jedes Diätvorsatzes. Aber wer meint so etwas schon ernst, wenn es mit Riesenschritten auf Advent und Weihnachten zugeht – vielleicht wäre ein Kompromiss angebracht ... etwas weniger von den guten Sachen nehmen, diese dafür aber so richtig genießerisch auf der Zunge zergehen lassen. Da zählt der Augenblick und die ganze Faszination des Orients – schließlich kommen die richtig grauen und kalten Tage früh genug. Nach Weihnachten.
© "Haremskonfekt und Heilmittel: das Marzipan": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2012. Die Abbildung zeigt Marzipanschweine, © Alice Wiegand, Creative Commons-Lizenz.
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