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Die Autorin Monika Loerchner lernten wir 2017 durch ihren tiefgründigen Fantasy-Roman "Hexenherz: Eisiger Zorn" kennen (mit einem Klick gelangt ihr zu unserer Rezension).
Rund vier Jahre später folgt nun ein weiteres, diesmal 440 Seiten starkes Fantasy-Spektakel: der Roman "Der Zorn des Schattenkönigs".
– Gottesland: In dem der Wachsame Gott den Menschen das Ewige Leben verspricht, solange sie seine Gesetze befolgen.
– Freiland: In dem die Magie den Menschen alles gibt, was sie begehren, solange sie bereit sind, ihre Schatten zu ertragen.
– Ein Mann, der über die Mauer zwischen den Ländern herrscht: der Schattenkönig.
Im magiereichen Norden sinnt Arabelle auf Rache am Peiniger ihrer Schwester. Im Süden führt der Händler David eine Schriftrolle mit sich, die das Leben der Menschen auf beiden Seiten der Mauer für immer verändern wird. Wie auch der Schattenkönig, sein Stellvertreter Hunter und die mysteriöse Kämpferin Nicole werden sie vom Schicksal auf die Probe gestellt. Und nicht jeder wird sie bestehen, denn Magie fordert ihren Preis, im schlimmsten Fall das Leben.
Ein brandheißer Lesetipp: Das spannende Fantasy-Action-Abenteuer "Der Zorn des Schattenkönigs" wurde als Taschenbuch im Dezember 2021 im Legionarion Verlag veröffentlicht. Als E-Book gibt es den Roman von Monika Loerchner in den üblichen Online-Bookstores als Download.
"Wohin denn so eilig?"
Das Messer in der Hand des Mannes war rostig und fleckig. Welcher Art die Flecken darauf waren, konnte Daniel nur erahnen. Er tippte auf Bratenfett und Soße.
"Geh mir aus dem Weg", sagte er ruhig.
"Sonst passiert was?" Die höhnische Stimme hatte Kameraden mit dabei, der Krümmung nach zu urteilen Männer zwischen vierzig und fünfzig.
Die gute Nachricht war also, dass sie ihm nicht die Kehle aufschlitzen konnten. Die Schlechte, dass sich ihre Augen und Messer auf Höhe seiner Eingeweide befanden. Wenn sich Daniel vorbeugte, die Schultern sacken ließ und den Kopf senkte, verschwand er in der Menge all der anderen Menschen um ihn herum. Nichts unterschied in derzeit von jenen, die er befehligte und über die er so mühelos herrschte. Die drei Halsabschneider konnten nicht wissen, wen sie vor sich hatten. Das würde sich jetzt ändern. Daniel richtete sich auf.
Die Männer japsten auf und machten instinktiv ein paar Schritte rückwärts.
"Der Schattenkönig!", hauchte der eine, während sich seine beiden Kumpane auf die Knie fallen ließen.
"Vergeben Sie uns, Sir, wir wussten nicht, dass Sie es sind!"
Nun kniete auch der dritte im Bund nieder.
"Es tut uns leid!"
Daniel blickte auf die drei Kreaturen herab.
"Ich dulde keine Überfälle", sagte er ruhig.
Die Männer begannen zu zittern. Der Wortführer, das Messer noch immer in der Hand, streckte flehend seine Arme aus.
"Vergeben Sie uns, Sir, wir wollen doch nur unsere Familien ernähren!"
"Dann arbeitet."
Die Männer wechselten vorsichtige Blicke miteinander.
"Wir wurden alle hinausgeworfen", gab schließlich der Gebeugteste der drei zu.
"Weswegen?"
"Trunkenheit."
"Und jetzt finden wir nichts Neues", fügte der dritte Mann Mitleid heischend hinzu. "Keine der Vier Familien will uns mehr einstellen. Und hier in der Stadt finden wir auch nichts. Bitte, Sir!"
Daniel schüttelte den Kopf. "Ihr hättet Magie nutzen sollen."
"Bitte, sehen Sie uns doch an!"
Unbeholfen standen die Männer auf. Keiner von ihnen konnte Daniel auf diese kurze Distanz hin ins Gesicht sehen und selbst seinen Bauch zu betrachten, bereitet ihnen sichtlich Mühe. Nach Daniels Einschätzung waren sie nur noch wenige Magieschatten davon entfernt, an Stöcken gehen zu müssen.
"Das gibt euch nicht das Recht, andere zu berauben. Ihr hättet die Schatten auf euch nehmen können, euren Familien zuliebe. Ihr habt euch für den falschen Weg entschieden."
Schweißtropfen zogen helle Linien in die schmutzstarrenden Gesichter.
"Bitte, Sir!"
"Nein."
"Bitte!"
Die Männer ließen sich wieder auf die Knie fallen und hoben flehend die Arme, soweit es ihre Schatten erlaubten.
"Also gut." Daniel hockte sich hin und schaute jedem der Männer der Reihe nach in die Augen. "Einer von euch darf nach Hause gehen."
Der Mann mit dem Messer schluchzte auf.
"Beweist wenigstens einmal im Leben Anstand!"
"Torben."
Die Stimme des dritten Mannes war mürbe vor Resignation.
"Ohne uns wäre er nie auf die Idee gekommen, jemanden zu überfallen. Seine Frau ist schwanger."
Daniel wandte sich an den Mann mit dem Messer.
"Was sagst du?"
Der Mann nickte stumm. Nun waren es Tränen, die sein Gesicht herabglitten.
"Torben, steh auf."
Zitternd rappelte sich der Angesprochene hoch.
"Bist du einverstanden?"
"Ja ... Es tut mir leid."
Vermutlich wünsche sich Torben in diesem Moment, er wäre ein weniger feiger Mann und würde sich mehr für seine Kameraden einsetzen. Oder aber er war intelligent genug zu wissen, dass es für seine Freunde kein Entrinnen gab. Selbst wenn sie es wagen sollten, den Bandenfürst anzugreifen, selbst wenn sie alle Magie dafür benutzen würden, die sie noch anwenden konnten, bevor die Schatten ihre Organe zerquetschten, wäre ihnen Daniel noch haushoch überlegen.
"Geh jetzt zum Steinernen Erker. Melde dich bei Thomas, er gibt dir Arbeit. Erzähl jedem, dass ich keine Überfälle dulde."
Torben nickte. "Danke, Sir."
"Nun sag deinen Freunden Lebewohl. Du wirst sie nie wiedersehen."
Als Torben gegangen war, wandte sich Daniel an die noch knienden Männer.
"Ihr habt Glück, dass ich derzeit einige Dinge benötige. Erschafft sie mir, dann werde ich gnädig sein und euch einen schnellen Tod schenken."
Als Daniel weiterging, war das Messer noch immer fleckig. Dieses Mal war es Blut. ...
David starrte finster auf das Dokument in seiner Hand. Schlechte Nachrichten, wohin er auch sah.
Keine schlechten Nachrichten. Was dich stört, sind die Änderungen in deinem Leben, sagte eine Stimme in seinem Kopf.
"Und die Änderungen in jedermanns Leben", knurrte er. "Ich werde nicht der Einzige sein, der sich wünschen wird, dass alles beim Alten bliebe."
Veränderung muss nichts Schlechtes sein. Willst du, dass deine Brüder und Schwestern in Freiland für immer von der Gnade des Wachsamen Gottes abgeschnitten bleiben?
"Nein." David zuckte mit den Schultern. "Natürlich nicht. Aber muss es ... Na ja, muss das denn ausgerechnet zu meinen Lebzeiten passieren? Ist meine Leben nicht schon unordentlich genug?"
Was ist es, was du wirklich willst?
Er dachte eine Weile nach.
"Ruhe", beschied er schließlich. "Stillstand, und sei es nur für einen Augenblick. Frieden. Ein Heim."
Stone?
"Ja, und Stone."
Noch vor wenigen Tagen hätte er gesagt "Jemanden", doch jetzt wurde jede kleine Lücke in seinem Herzen von dem jungen Mann ausgefüllt. Ja, er wollte ihn!
"Ich will ein Zuhause. Ein richtiges, meine ich. Keines, in dem ich komme und gehe, als wäre es ein Gasthaus. Eines, an dem ich ich selbst sein kann."
Und wer bist du?
Genau das war der Knackpunkt, schon immer gewesen.
"Ich bin ich", versuchte es David probehalber. Doch es funktionierte nicht. Natürlich nicht.
"Vielleicht bin ich der, der Dinge tut, die nur ich tue?"
Du bist, was du tust? Was tust du denn? Alles, was der Auftraggeber sagt. Also bist du ein Diener?
"Wir sind alle Diener des Wachsamen Gottes", erwiderte David. "Diener unserer Eltern, Freunde und Mitmenschen. Diener der Gesetze. Wenn man es so sieht."
Ja, wenn man es so sieht. Das willst du also sein? Ein Mensch von vielen?
"Ein Mensch unter Menschen, ja. Was ist verkehrt daran?"
Nichts. Nur streben viele danach, etwas Besonderes zu sein.
"Ich wünschte mir, ich wäre es nicht. Ich wurde auserwählt, ohne dass ich es wollte."
Du kannst das Heute nicht ändern, genauso wenig wie das Gestern. Nur das Morgen. Wirst du es ändern?
"Es wird mich ändern. Uns alle."
Davor hast du Angst?
Er zögerte. "Ich habe Angst davor, dass ich losgelassen werde. Dass ich keinen Halt mehr finde in dieser Welt. Wenn alle Regeln und Gesetze mit einem Mal neu gemacht werden müssen, wenn sich die Art, wie wir leben ändert - woran werde ich mich festhalten können?"
Sag du es mir!
"Ich schaffe es nicht allein. Ich bin verloren, wenn mich niemand festhält."
Du hast Freunde. Du hast dich selbst.
"Das reicht nicht. Es hat nie gereicht."
Dann ...
"Ich brauche Stone. Er hat mir ein Gefühl gegeben, das ich nie für möglich gehalten hätte."
Liebe?
"Sicherheit. Vertrauen. Glück."
Liebe?
"Ja, Liebe."
Also ...
"Muss ich ihn finden."
Wann?
"Sobald ich kann."
Und wenn es dann zu spät ist?
"Dann bin ich verloren." ...
Lest mehr im neuesten Fantasyroman "Der Zorn des Schattenkönigs"! Und auf dem Autorinnen-Blog von Monika Loerchner erfahrt ihr mehr über ihr Schaffen, unter anderen stellt sie dort ihre "Hexenherz"-Trilogie vor und präsentiert einige Bonusgeschichten.
© "Daniel und die drei Halsabschneider": Für die Textauswahlen aus "Der Zorn des Schattenkönigs" und die Abbildung des Buchcovers danken wir der Autorin Monika Loerchner sehr herzlich, 05/2022.
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