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"Das ist noch nicht das Ende aller Tage, Jakob, du bist zu voreilig. Der Krieg kann nicht vorbei sein. Vergiss bitte nicht, was du gelernt hast."
"Menschen sind böse", flüsterte Jakob in den Hörer.
"Menschen sind böse", antwortete die Stimme.
Die Postapokalypse "Blaue Tulpen" ist die bewegende Geschichte über den Überlebenskampf einer Familie, die alleine ist, nachdem die Menschheit die verwüstete Erde verlassen hat. Die zunächst sehr emotionale Geschichte, in der die einzelnen Charaktere präzise dargestellt werden, nimmt ab der zweiten Hälfte an Geschwindigkeit zu, so dass der Roman bei den Lesern einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Der phantastische Endzeit-Roman von Devon Wolters liegt als Taschenbuch mit 164 Seiten vor und wurde im Mai 2018 veröffentlicht (ISBN 978-3744814553).
Der Roman "Blaue Tulpen" ist in den Genres Science-Fiction, Fantasy oder Horror gelistet und kann auch als E-Book heruntergeladen sowie als Hörbuch bei Spotify oder Audible abgerufen werden.
Als die Leiche vergraben war, lief Jakob zurück zu seinem Wagen. Philipp starrte ihn durch die Scheiben entsetzt an, doch blieb sitzen. Jakob stieg ein.
"Was ist passiert? Wer hat geschossen?"
"Der erste Schuss war von ihm. Er wollte mich töten. Der zweite von mir, ich hab ihn erwischt." Jakob versuchte die Kälte aus seiner Stimme zu verbannen, doch schaffte es nicht. Er startete den Wagen und fuhr zum Auto des soeben Verstorbenen.
"Wieso hat er auf dich geschossen?"
Jakob seufzte. "Gerade du solltest wissen, was die Leute von Soldaten halten." Philipp nickte und schaute ihn weiterhin entsetzt an.
Jakob parkte genau über dem Grab. "Komm. Wir holen uns, was er dabei hatte."
"Was? Wir beklauen einen Toten?"
"Ja. Er kann ja nichts mehr damit anfangen", sagte er und stieg aus. Philipp brauchte einen Moment, doch dann stieg er ebenfalls aus und folgte ihm zum Kofferraum. Darin befanden sich einige Kanister Wasser und einige Tüten voll mit allen möglichen Nahrungsmitteln. Die beiden trugen die Sachen zusammen zu ihrem Wagen. Eine wirklich gute Beute.
Aber Philipp war nicht begeistert. Er starrte bloß zu Boden und sagte kein Wort.
Jakob hatte Angst vor diesem Tag gehabt. Der Tag, an dem seine Kinder begriffen, dass er Menschen tötete. Aber darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Nicht in diesem Niemandsland, nicht, wenn das Leben seiner Kinder auf dem Spiel stand. Jeder Mensch, der es durch diese Wüste schaffte, war zu allem bereit, um zu überleben. Und solche Leute ließ Jakob nicht in die Nähe seine Kinder.
Als sie alles vom einen in den anderen Wagen gebracht hatten, schaute Jakob in die Handschuhfächer. Er durchwühlte die Papiere, die er fand, und stieß auf eine Waffe. Ein veraltetes Heckler & Koch Modell. Dabei lag etwas Munition. Er steckte sie ein und schlug die Autotür zu.
"Was passiert mit dem Wagen?", fragte Philipp.
"Ich fahr mit deiner Mutter morgen nochmal raus. Dann bringen wir ihn zum Lager." Jakob schaute auf den Everycaster, um sich einzuprägen, in welche Richtung er musste, um wieder herzufinden.
Dann stiegen sie in ihren Wagen und fuhren los. Die Fahrt über schwieg Philipp und schaute aus dem Fenster. "Tut mir leid, dass das passieren musste", sagte Jakob.
Philipp würde das irgendwann verstehen. "Du musstest es tun", sagte er.
Jakob nickte. "Ich musste." Philipp reagierte nicht.
"Sieh mal, Philipp. Es ist eine schlimme Sache. Krieg ist eine schlimme Sache. Gewalt. Ich will nicht, dass ihr etwas damit zu tun habt. Ihr sollt sicher sein. Und ich will auch nichts damit zu tun haben. Aber in einer Situation wie unserer kann das notwendig werden. Dann ist das das Einzige, was man noch tun kann."
Philipp drehte den Kopf und schaute Jakob an. Jakob verzog keine Miene und starrte geradeaus.
"Aber wir hatten damit zu tun, als du weg warst."
"Ich bin wieder da."
"Aber du warst weg. Du hast... "
"Ja. Dinge wie das gerade habe ich fünf Jahre lang gemacht. Ich habe Erfahrung damit. Dieser Mann wollte mich töten, nur weil ich erwähnt habe, dass ich Soldat gewesen bin. Ich will gar nicht wissen, was da draußen noch alles für Leute rumlaufen, die versuchen könnten uns etwas anzutun." Er bemühte sich, den grimmigen Blick abzulegen und legte seinen Arm um Philipp.
"Natürlich ist nicht absolut jeder von ihnen böse. Aber Männer wie dieser eben doch. Niemand soll euch mehr etwas antun. Ich bin da und ich weiß, wie man überlebt. Also werde ich tun, was nötig ist." Er drehte den Kopf und schaute Philipp an. "Klar?"
Philipp nickte. "Ja. Klar."
"Ich bin nicht gegangen, weil ich euch verlassen wollte. Ich habe euch nicht deswegen allein gelassen. Hast du auch das verstanden?"
"Ja. Du musstest." Philipp schien sich wieder etwas gefasst zu haben.
"Ich würde sowas nur für euch tun. Ich hoffe, du hast das verstanden. Du musst keine Angst haben, dass dein Vater ein Mörder ist."
"Ich weiß, dass du kein Mörder bist", sagte Philipp. "Du bist mein Vater."
Jakob nickte, schaute auf den Bildschirm des Everycasters und sah, dass sie noch in die richtige Richtung fuhren. "Wenn wir da sind, erzählst du erstmal nichts davon. Ich regle das." ...
© Der postapokalyptische Roman: "Blaue Tulpen". Dem Autor Devon Wolters danken wir für die Texte zur Buchvorstellung und für die Buchcover-Abbildung, 06/2020.
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