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Der pensionierte Sonderermittler Wellendorf-Renz, genannt Welle, und sein Spürhund Trollinger stellen sich einen ganz entspannten Urlaub auf Griechenland vor.
Doch weit gefehlt. Welle und Trollinger streifen am ersten Urlaubstag lässig herum. Und das Unheil ... nein, das Buch nimmt seinen Lauf. Welle, der griechischen Sprache nicht mächtig und nicht immer geschickt im Umgang mit der Bevölkerung als deutscher Gründlichkeitsfanatiker einerseits und als Hundehalter im hundefeindlichen Griechenland andererseits, stolpert direkt in ein Verbrechen.
Welle kann sich seinen erholsamen Urlaub aus dem Kopf schlagen: Der Fall eines toten Tauchers sieht zunächst wie ein merkwürdiger Badeunfall aus, doch weit gefehlt. Er entpuppt sich als Szenario von Korruption und Intrigen, die bis in die höchsten Kreise reichen. Und diese Kreise finden sich nicht nur in Athen. Nein, Welle macht Wellen im Vatikan. Und die nächsten Leichen liegen schon bereit.
Das Buch bietet eine wunderbare Mischung aus Leichtigkeit, Spannung und griechischen Impressionen. Wellendorf-Renz ist eine ausgereifte Figur, liebenswert schrullig und man liest mit Vergnügen, wie sich Welle in diesem für ihn chaotischen Land zurechtfinden muss.
Die Autorin Claudia Konrad, bekannt durch ihre Motorradreisebücher und humorvollen, skurrilen Kurzgeschichten, ist eine exzellente Griechenland-Kennerin und hat mit Wellendorf-Renz einen herrlichen Charakter erschaffen, der Lust auf weitere Kriminalfälle macht.
Unser Lesetipp: (Werbung) Guten Gewissens können wir "Grenzenlose Intrigen: Tod in Alepochori" als Taschenbuch (195 Seiten, ISBN 978-3948063078) sowie als E-Book empfehlen. Der Kriminalroman von Claudia Konrad wurde Anfang 2017 vom pinguletta Verlag herausgegeben.
Die Autobahn von Patras in Richtung Athen fand Welle schnell.
"Schternsabbermoschd! Wie fahren die hier nur? Kamikaze ist Dreck dagegen. Heidenei, des isch e Selbstmordpischd, fahr doch vorbei, du Ladschi, und hör mit der idiotischen Lichthupe auf!", bruddelte Welle vor sich hin.
Er musste sich höllisch konzentrieren. Die Strecke bis nach Korinth hatte mit einer Autobahn nach strengem Pforzheimer Maßstab wenig zu tun. Baustellen über Baustellen, nur unterbrochen vom Tunnelbau.
"Wir sind ein paar Jahre zu früh dran, fürchte ich", seufzte Welle. Trollinger lag hechelnd im Fußraum. Das Thermometer auf dem höchsten Gebäude eines Einkaufszentrums zeigte 29,5 Grad.
Als er Korinth endlich passiert hatte, konnte er die Fahrt bis nach Megara genießen, die Autobahn war in diesem Abschnitt ein Traum. Nach dreieinhalb Stunden Fahrt kam er in Porto Germeno an. Ermattet. Trollinger zog sich mehr aus dem Käfer, als dass er sprang. Er suchte sofort nach einem Wassernapf. ...
Welle schlörte sein Gepäck in das spärlich, aber ausreichend eingerichtete Zimmer. Ein alter Holzkleiderschrank, der ohne Holzwurmbefall sicherlich einmal ganz nett ausgesehen haben musste. Ein eckiger Tisch mit einer Schale voller Weintrauben und ein Fläschchen Ouzo. Ein Sessel und ein griechischer Holzstuhl mit Strohbezug, der schon vom Anschauen zusammenzubrechen schien. Den Willkommensgruß in flüssiger Form nahm Welle gleich zu sich. Schief befestigt, hing ein Fernseher an der Wand. Die Klimaanlage surrte leise. ...
Welle stopfte sich ein paar Weintrauben in den Mund und unternahm einen Spaziergang durch das überschaubare Dorf. Die Einheimischen grüßten ihn freundlich, hielten aber einen respektvollen Abstand zum Staffordshire Bullterrier, der auch im Urlaub nicht an der Leine lief. ...
Am dritten Tag hatte er sich an die Hitze gewöhnt; eine stete Brise machte sie erträglich. Ano Alepochori, gut zwanzig Kilometer entfernt, war an diesem Tag sein Ziel. Er wollte sich selbst von den Ausmaßen des Waldbrandes vor knapp zwei Wochen überzeugen. Nicht dass er besessen nach Naturkatastrophen war, Sofia hatte ihm von der Feuersbrunst erzählt und dass die Menschen dort oben sagenhaftes Glück gehabt hätten. Man habe zahlreiche verbrannte Landschildkröten und nahezu dreißig Schafe entsorgen müssen. Die trockenen Pinien hatten wie Zunder gelodert. Sie trauerte um dieses schöne Fleckchen Erde, von dem man einen herrlichen Ausblick auf Alepochori und das Meer habe.
Damit war Welles Neugierde geweckt. Er zog sich eine Siebenachtel-Hose an, streifte ein leichtes T-Shirt über, das seine Oberarmmuskulatur betonte. Trotz seines Alters und der fünfundneunzig Kilo Lebendgewicht unterzog er sich einem kurzen täglichen Fitnessprogramm. Sein Körper dankte es ihm mit einem annehmbaren Aussehen. Auf seine schwarze Haarpracht, die beinahe pigmentstörungsfrei war, stülpte er eine Tropenkappe. Die Füße stopfte er in Wanderschuhe. In Pforzheim kannte man ihn nur mit Cordhosen, Hemd und Jackett. Wenn es frisch war, zog er sich einen zerknitterten Trenchcoat über. Inspector Columbos großer Bruder. Ein prüfender Blick in den Spiegel ...
Welle fuhr das Küstensträßchen entlang, wich ein paar Steinbrocken aus und gelangte nach Kato Alepochori. An der ersten Gabelung hielt er an, um den Weg nach Ano Alepochori zu erkunden. Ano stand für oben, wie ihm die Sofia heute Morgen noch erklärt hatte.
Mühsam zuckelte der Käfer auf der unebenen Fahrbahn bergaufwärts. Der Gute war halt schon ein bisschen schwach im Getriebe. Ab und an tätschelte Welle das Armaturenbrett, eine Geste als Dank für treue Dienste.
An einem großen Wasservorratstank stellte er den Wagen ab. Mit Trekkingstöcken, einem kleinen Rucksack und einem halben Liter Wasser im Gepäck ging es zu Fuß weiter. Immer wieder blieb er stehen, rastete und ließ die Umgebung auf sich wirken. Trollinger blieb ihm auf den Fersen.
Mit Mühe stiegen Herr und Hund den Weg an. Es versprach, wieder ein heißer Tag zu werden. Nach den ersten Häusern bogen sie rechts ab und folgten einem schmalen Pfad in den Wald. In der Luft hing ein schwelender Geruch.
Trollinger knurrte unmerklich vor sich hin.
"Ist ja gut. Hier stinkt es nicht nur verbrannt, sondern auch verwest, wahrscheinlich liegt doch noch totes Getier herum. Schau dir das an, bis in die Spitzen der Bäume alles verkohlt!"
Welle drehte sich um die eigene Achse und ließ seine Blicke schweifen. An einem ausgebrannten Stall blieb er kurz stehen.
"Unglaublich, die armen Viecher."
Nach rund zweihundert Metern erreichten sie das kleine Plateau. Den Blick in die Ferne gerichtet, konnte Welle tatsächlich über Kato Alepochori schauen und weit übers Meer hinaus zu einer kleinen Insel, die im Hitzedunst gerade noch zu erkennen war.
"Ganz schön groß, dieses Alepochori, vermutet man gar nicht. Es wird sicherlich Jahre dauern, bis hier wieder etwas Grünes wächst." Welle wähnte Trollinger neben sich.
Ganz in Gedanken spähte er über den rußgeschwärzten Hang hinunter zur Straße, starrte auf die Reste des Waldes, bis ihn Trollingers aufdringliches Gebell aufhorchen ließ.
Der Rüde erschien kurz, knurrte seinen Herrn an, um gleich wieder im Schwarz zu verschwinden. "Sack Zement, was ist jetzt wieder?" Grantig stiefelte er hinterher. Nach ein paar Metern hatte er ihn eingeholt.
"Beruhig dich, was ist denn los mit dir?" Welle schaute sich um, sah aber nichts.
"Hör doch mit der blöden Kläfferei auf. Aus jetzt!" Mit gefletschten Zähnen rannte Trollinger hin und her, blieb abrupt stehen und schaute gen Himmel. Der Pensionär folgte dem Blick seines immer noch tobenden Hundes.
"Jetzt halt endlich dei Lapp! Deifel nomol ... Ha noi, so ebbes gebts jo gar ned. I glab i spinn. En Daucher. Da hangt en Daucher im Bom!"
Erstaunt betrachtete Welle diese schaurige Entdeckung. Vorsichtig trat er rückwärts, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Als schwebe die Heilige Mutter Gottes vor ihm, stierte er nach oben.
Er verharrte, Trollinger neben ihm, bis ihm auffiel, dass weder Flossen noch Tauchgeräte vorhanden waren. Welles Augen scannten die Umgebung.
Nichts. Hier war nichts ... außer diesem Geisterwald. ...
Ein entspannter Griechenlandurlaub sollte es werden, aber Trollingers feine Nase verändert alles. Werbung: Greifen Sie zum Kriminalroman von Claudia Konrad: "Grenzenlose Intrigen: Tod in Alepochori".
Übrigens gibt es aus der Reihe "Welle ermittelt" einen weiteren Krimiband, den wir bereits hier vorgestellt hatten: "Schwarze Villa: Wenn die Geister der Vergangenheit keine Ruhe finden".
© "Griechische Impressionen mit viel Spannung": Textauswahl aus dem 2. Kapitel von "Grenzenlose Intrigen", der Pressemitteilung sowie Abbildung des Buchcovers mit freundlicher Genehmigung des pinguletta Verlages, 05/2021.
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