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Der Autor Alfred Horak liebt das Genre der Dystopie gepaart mit dem Witz, geborgt aus seinem Studium der Biologie. Sein erster Roman "Tau-(ben) Splitter" siedelt sich im fiktiven Untergrund des "Haus des Meeres" in Wien an, während sein zweiter Roman "Die Täuschungsinsel" die Leser in die antarktischen Meeresregionen entführt. Lesen Sie gerne vorab unsere Rezensionen zu diesen wertvollen Werken (mit einem Klick in die Links öffnet sich jeweils eine neue Seite).
Der uns vorliegende Kurzgeschichtenband "Die Tiere meiner Mutter" weicht nun deutlich von Alfreds ersten beiden Romanen ab, gelegentlich schimmert der Stil von Franz Kafka durch. Das schmale Büchlein aber hat es in sich. Und was immer es ist: ein Tierbuch ist es nicht.
Die 18 Geschichten sind weder lustig noch besonders amüsant. Darin geht es um den Tod von Tieren, deren Verletzungen oder Verhaltensweisen. Der Autor arbeitet aber mehr das Verhältnis zu seiner Mutter und auch zu seinem Vater auf. Besonders zu ihm hatte er seit seiner Kindheit keine gute Beziehung.
Kinder sollten unbedingt mit Tieren aufwachsen, wenn irgend möglich. Darüber sind sich fast alle einig. Aber eine Kindheit mit Tieren ist nicht immer ein Idyll. Schon gar nicht, wenn man sie als Konkurrenten sehen muss. Der Junge, dessen Geschichten mit Tieren hier gesammelt sind, war sich seiner Bedeutung für seine Mutter nie wirklich bewusst, wie es scheint. Ihre Affinität, oder vermeintliche Affinität zu Katzen oder anderen Tieren, die den Umgang mit Menschen gewohnt sind oder vielleicht auch suchen, scheint die Mutter-Kind-Beziehung nie wirklich zugelassen zu haben.
Wer bei diesem Büchlein herzige Tiergeschichten erwartet, der sei gewarnt. Es geht eher um eine "tierisch" belastete Kindheit.
Es ist eine Art Abrechnung, wie wir meinen. Es fängt auch gleich in gewisser Weise dystopisch an. Der Autor schimpft nicht einfach über seine Mutter, er schüttet psychohygienische Säure aus. Aber ihre nervige Art ist nicht das Problem. Wir meinen, das liegt viel tiefer. Kann es sein, dass Alfred kein so großer Tierfreund ist? Zeigt er doch eine große Distanz zu ihnen. Hat er Tiere irgendwie als Konkurrenz gesehen, mit denen er seine Eltern bzw. die Mutter teilen musste? Ist er deswegen Zoologe geworden, was er immer und immer wieder sagt?
Alfreds Buch ist eine einzige Anklage, und an Spott lässt er es nicht fehlen. Das finden wir schade! Wurde er Zoologe, um sich dessen zu bemächtigen, was einerseits Trennung, andererseits ein schwaches Bindeglied war? Einen Standpunkt einnehmen sozusagen? Den Eltern etwas nehmen, von dem sie dachten, dass sie es hätten? Um ein Revier abzustecken vielleicht?
Aber darum ging und geht es. Der Vater ein Tyrann, was der Autor längst akzeptiert hat. Aber die Liebe der Mutter hat er nicht gespürt. Ob sie nun da war, oder nicht. Und es ging immer darum, sie zu gewinnen. Jetzt weiß er es vermutlich besser, und deshalb die Abrechnung. Aber eben nur halbherzig.
Wir haben oft erlebt, dass sich Menschen nicht von toxischen Eltern trennen wollen oder können. "Das ist doch meine Mutter/mein Vater", heißt es dann. Als ob das ein Verdienst wäre. Mutter/Vater ist, wer sich so verhält. Blutsverwandtschaft bedeutet gar nichts. Eben dieser Irrglaube hat schon sehr viel Elend und Traumata verursacht.
Für den Kurzgeschichtenband "Die Tiere meiner Mutter" geben wir eine uneingeschränkte Leseempfehlung, nicht nur für Bibliophile, die von Menschen lernen und über das Leben mehr erfahren wollen.
Das Büchlein von Alfred Horak umfasst als Taschenbuch 54 Seiten und wurde im August 2022 vom Wiener Verlag myMorawa von Dataform Media GmbH herausgegeben (ISBN 978-3991392347). Der Kurzgeschichtenband ist auch als E-Book erhältlich.
© Eine Anomalie der menschlichen Psyche: Die Rezension zum schmalen Kurzgeschichtenband "Die Tiere meiner Mutter" wurde verfasst von Izabel Comati und Winfried Brumma (Pressenet), 10/2022. Die Veröffentlichung dieser sehr persönlichen Rezension geschieht mit ausdrücklichem Einverständnis des Autors Alfred Horak.
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