|
Die Autorin Ilona E. Schwartz veröffentlicht hier eine weitere Leseprobe aus ihren Büchern. Die ganze Erzählung wurde im Buch "Jan und die Märchenbühne der Wunder" veröffentlicht (Informationen dazu siehe weiter unten).
Mein Name ist "Madame Arakania", und ich bin müde. Seit so vielen Jahren sitze ich hier und berate die Kundschaft, die sich angemeldet hat, in diesem kleinen Zimmer meiner Wohnung. Ich hatte es so liebevoll hergerichtet vor langer Zeit, mit allem möglichen ausgestattet, das irgendwie mit Magie und solchen Sachen zusammenhing.
Dieses schwarze Samttuch mit den astrologischen Symbolen hat noch meine Mutter bestickt, mit silberfarbenem Garn hat sie das gemacht. Und noch heute hängt es hinter mir, wenn ich an meinem Kartentisch sitze. Die Kerzen sind beinahe heruntergebrannt, aber das macht nichts. Die raffinierte indirekte Beleuchtung reicht aus, die Kerzen sind eigentlich mehr für die Kunden, sie fühlen sich dann wohler. Es gehört einfach dazu.
Als ich anfing vor vierzig Jahren, war ich noch jung und sentimental – meine Großmutter hatte mich mit ihren Karten spielen lassen, und meine Mutter schimpfte dann mit ihr. Aber ich denke, dass Oma wusste, was sie tat, denn für mich waren die Karten eine Art Bilderbuch. Stundenlang konnte ich mit ihnen spielen, sie anordnen und mir Geschichten zu den hübschen Bildern ausdenken.
Es war ein altes Kartendeck, mit sonderbaren Bildern, und sie hütete es normalerweise wie einen Schatz. Ich habe nie wieder solche Karten gesehen, sie werden nicht mehr gedruckt. Immer kamen Leute zu Oma, sie gingen hinein in das Zimmer und blieben eine Weile, bevor sie wieder hinausgingen. Ich durfte nicht hinein zu ihr, wenn jemand da war, aber einmal hatte ich mich versteckt
Heute denke ich, dass meine Großmutter sehr wohl wusste, dass ich hinter dem großen Sessel kauerte, der über Eck am Fenster stand. Eine Frau saß am Tisch, sie weinte so fürchterlich, dass es mir Angst machte. Aber nachdem Oma lange mit ihr geredet hatte, lächelte sie wieder. Was gesprochen wurde, konnte ich nicht verstehen. Ich sah nur, was Oma tat und dass die Frau ihre Hände lange hielt beim Abschied. Später dachte ich, dass ich das auch einmal tun wollte – Leute wieder lächeln machen.
Als Oma gestorben war, sie hatte morgens tot in ihrem Bett gelegen, war ich gerade sechzehn geworden. Mama gab mir das alte Kartendeck in die Hand, mit traurigem Gesichtsausdruck. Aber sie wollte sich nicht gegen den Willen einer Verstorbenen versündigen, wie sie sagte. Die Karten waren für mich ein geliebtes Andenken, sonst eigentlich nichts. Aber als das Leben hart wurde und die Dinge schwieriger, fiel es mir wieder in die Hände, das sonderbare Bilderbuch meiner Kinderzeit ...
© "Madame Arakania: Astrologie am Kartentisch": Erzählung und Illustration von Winfried Brumma (Pressenet), 2010.
Archive:
Jahrgänge:
2022 |
2021 |
2020 |
2019 |
2018 |
2017 |
2016 |
2015 |
2014 |
2013 |
2012 |
2011 |
2010 |
2009
Themen:
Buchbewertung schreiben |
Autoren gesucht |
Ratgeber |
Sagen & Legenden |
Fantasy Mythologie |
IT & Technik |
Krimi Thriller |
Fachartikel & Essays |
Jugend- & Kinderbücher |
Bedeutung der Tarotkarten |
Bedeutung der Krafttiere
Noch mehr Bücher lesen (Werbung):
Fantasy & Science Fiction
| Krimis & Thriller
| Ratgeber
| Reise & Abenteuer
Sie schreiben anspruchsvolle Romane und Erzählungen? Wir suchen neue Autorinnen und Autoren. Melden Sie sich!
Wenn Sie die Informationen auf diesen Seiten interessant fanden, freuen wir uns über einen Förderbeitrag. Empfehlen Sie uns auch gerne in Ihren Netzwerken. Herzlichen Dank!
Sitemap Impressum Datenschutz RSS Feed